Vor mehr als 10 Jahren wurde die UN-Weltdekade für Alphabetisierung ausgerufen. Dies und die damit im Zusammenhang stehenden Anhörungen, Kampagnen und Veranstaltungen haben alle Oppositionsfraktionen dazu bewogen, Anträge zu Alphabetisierung und Grundbildung zu stellen. Deutschland ist aus gutem Grund Mitunterzeichner der UN-Dekade. Obwohl es über ein im Vergleich zu anderen Teilnehmerländern gut ausgebautes Bildungssystem verfügt, können 14,5 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nicht oder nicht richtig lesen und schreiben.

"....Erstens. Sie bürden Ganztagsschulen die ganze Last notwendiger Reparaturen an diesem Schulsystem auf. Das können sie gar nicht leisten; diesbezüglich gebe ich meinem Vorredner teilweise recht. Ganztagsschulen, die Gymnasien sind, bleiben Gymnasien, und Sekundarschulen oder Sekundarschulen plus ‑ wie sie in den einzelnen Ländern auch immer heißen mögen ‑ bleiben in einem gegliederten System immer Sekundarschulen. Sie wollen von den Schulformen ja nicht weg....."
"..So sieht die Ausbildung in elf Bundesländern noch nicht einmal ein Praxissemester vor. In vielen Hochschulen wurden die Ausbildungsbestandteile der pädagogischen Wissenschaften in den letzten Jahren massiv vernachlässigt. Zu wenige widmen sich intensiv der Umsetzung von Inklusion in den Schulen. Aber die heute und in den nächsten Jahren auszubildenden Lehrkräfte werden für etwa 40 Jahre die Qualität der Schulen bestimmen. Darum können wir nicht mehr warten, bis eine Exzellenzinitiative in der Breite angekommen ist und allen Hochschulen zugutekommt. Wir brauchen eine exzellente Lehrerausbildung, heute und jetzt, in jeder Hochschule, die eine Lehramtsausbildung anbietet...."
Es betrifft 7,5 Millionen Menschen in Deutschland oder jeden Siebenten im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. So viele Menschen, die in Deutschland leben, können nicht oder nicht gut lesen und schreiben.
Es gibt für sie zu wenig Hilfen.
Es wäre sicher eine große Erleichterung, wenn Texte in Zeitungen, im Bundestag, in den Landtagen, in Ämtern und Behörden oder auch vor Gericht in einfacher Sprache veröffentlicht würden.
Vor nunmehr drei Jahren ging ein Entsetzen durch die bundesdeutsche Öffentlichkeit, als bekannt wurde, dass in manch renommierter Bildungseinrichtung Kinder und Jugendliche mit sexuellen Übergriffen konfrontiert waren. Dass dies so lange unentdeckt und ungesühnt bleiben konnte, war für viele fast überhaupt nicht begreifbar.
Der Bildungsbericht des Jahres 2012 hat uns ein weiteres Mal die diversen Fehlstellen des Deutschen Bildungssystems vor Augen geführt. Die Befunde haben sich zwar leicht verbessert, aber sie sind alles andere als gut.
Die Kinder- und Jugendberichte der letzten zehn Jahre belegen, dass sich die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche in diesem Land aufwachsen erheblich verändert haben. Sie haben seltener Geschwister, ihre Eltern sind häufiger arbeitslos oder arm trotz Arbeit, oder sie haben zu wenig zeit für sie wegen hoher beruflicher Belastungen. Schulsozialarbeit kann da wirkungsvoll sein.....Doch Schulsozialarbeit ist nach wie vor rechtlich nicht genügend abgesichert.
Wenn jemand eine Reise „all inclusive“ in einem Reisebüro bucht, dann weiß man genau, was gemeint ist. Alle Leistungen sind inbegriffen.
Inklusive Bildung heißt: alle Kinder sind gemeint, alle Kinder und Jugendlichen lernen gemeinsam.
Doch wenn über inklusive Bildung geredet wird, dann ist das heute noch für viele ein Begriff, mit dem sie nichts anzufangen wissen. Manche glauben, wer über inklusive Bildung redet, treibt nur wieder eine neue bildungspolitische Sau durchs Dorf.
Manche und mancher meint immer noch, dass man mit einer einfachen Sprache Menschen mit Lernschwierigkeiten und geistigen Behinderungen abwertet. Das ist falsch. Mit der Verwendung einer einfachen Sprache zeigt man vielmehr, dass man sie ernst nimmt. Umgekehrt bedeutet man ihnen mit einer Sprache, die sie nicht verstehen können, dass man sie für dumm hält, was sie nicht sind.
So sehr ich den Verbänden und den kulturellen Akteuren bundesweit den warmen Geldregen gönne: Er ersetzt nicht eine solide Finanzierung von Kultur und Bildung in der Fläche.