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Wald als ganzheitliches Ökosystem anerkennen

Rede von Ina Latendorf,

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin in einem Forsthaus bei Stralsund direkt am Wald großgeworden. Der Wald begleitet mich seit Jahrzehnten; ja, auch als Ort der Wertschöpfung, aber viel mehr darüber hinaus als Ort zum Aufatmen, zum bewussten Erleben der Natur. Ich denke, so geht es vielen Menschen.

(Beifall bei der LINKEN)

Statt den Wald allumfassend zu betrachten, ist der Antrag der Union doch sehr eindimensional. Der Wert des Waldes wird trotz des Titels von Ihnen ausschließlich oder überwiegend auf die CO2-Senkleistung und den Rohstoff Holz reduziert, obwohl gerade die darüber hinausgehenden Nutzungen des Waldes von uns Menschen gewollt und gefordert werden und für das Klima so wichtig sind, wie Naturerhaltung, Regeneration, Biomasse, Biodiversität, Wasserspeicher und Temperaturregulierer.

(Beifall bei der LINKEN)

Deshalb hat die Anhörung zu diesem Antrag gezeigt, dass der Antrag wissenschaftlich nur ungenügend untersetzt und einseitig ist. Er verfolgt vor allem forstwirtschaftliche Interessen und weniger die allgemeinen Nutzungsinteressen.

Dem Antrag fehlt auch eine Idee dafür, welche dringend benötigte Lenkungswirkung eine Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes haben soll. Das hat nicht nur der von uns benannte Sachverständige Professor Dr. Ibisch, der in der letzten Woche übrigens die NABU-Waldmedaille erhalten hat, festgestellt. Es kann nicht Ihr Ernst sein, dass ein so komplexes Ökosystem wie der Wald weiterhin durch die erweiterte Nutzung nachhaltig geschädigt wird; denn darauf läuft Ihre offensichtliche Holznutzungsstrategie letztendlich hinaus: CO2 ins Holz, und der Markt soll es richten. Das ist unverantwortlich.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir als Linke betonen immer wieder: Der Markt regelt in Bezug auf die Natur gar nichts. Deshalb müssen die Ökosystemleistungen des Waldes unabhängig vom Marktgeschehen betrachtet werden. Und ganz klar: Wenn wir als Gesellschaft erwarten, dass der Wald dies alles leisten muss, muss es auch eine Honorierung geben.

(Beifall bei der LINKEN)

Anders können die Waldeigentümer, ob öffentlich oder privat, diese Leistung mit ihrem Wald nicht erbringen, egal ob in Mecklenburg-Vorpommern oder in der Pfalz.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Karl Bär [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])