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Nahrungsmittelversorgung neu gestalten

Rede von Ina Latendorf,

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ein Unionsantrag mit der Überschrift „Nahrungsmittelversorgung sicherstellen – Selbstversorgungsgrad in Deutschland und Europa erhalten“ klingt erst mal gut. Aber wieder einmal sind in Ihren Anträgen alle möglichen Themen vermengt, was wir ja schon öfter hatten: von kontra Green Deal über pro Pflanzenschutzmittel bis pro Gentechnik, und pro Glyphosat wird noch obendrauf gelegt. Aber so geht das hier nicht. Auf den Punkt gebracht wollen Sie Wachstum und Gewinnmaximierung um jeden Preis.

Die Linke fordert: Die Produktion und Verarbeitung und Verteilung unserer Nahrungsmittel muss neu gestaltet werden:

(Beifall bei der LINKEN)

selbstverständlich klimagerecht, ressourcenschonend, nachhaltig und sozial gerecht.

(Beifall bei der LINKEN)

Das alles erfordert tiefgreifende politische Maßnahmen, um den entfesselten Agrar- und Handelskapitalismus zu bändigen, übrigens auch im Namen der Bäuerinnen und Bauern, die darunter leiden. Sie jedoch feuern diesen Kapitalismus an, und das machen wir nicht mit.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir von den Linken haben über Jahre grundlegende Vorschläge gemacht, Nahrungsmittelsicherheit zu schaffen. Das fehlt mir in Ihren Anträgen: die Beendigung der Spekulation mit Lebensmitteln, die Umstellung der Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit mit einem sozial-ökologischen Umbau. Wir brauchen mehr regionale Wirtschaftskreisläufe in der landwirtschaftlichen Produktion. Wir brauchen eine Eindämmung und letztlich Aufhebung der Marktmacht der großen Lebensmittelkonzerne.

(Beifall bei der LINKEN)

Schauen Sie in unseren Antrag „Agrarbetriebe und insbesondere den Gartenbau absichern“! Darin steht, wie wir betriebliches Risikomanagement gemacht hätten, um Betriebe dauerhaft zu sichern. Sie sind da nicht mitgegangen.

Auch unser Antrag, Lebensmittelverschwendung durch ein Wegwerfverbot noch verzehrfähiger Nahrungsmittel zu stoppen, zeigt Maßnahmen auf, die sichern könnten, dass Nahrungsmittel bei den Menschen ankommen und nicht auf dem Müll landen wie derzeit in Deutschland 11 Millionen Tonnen. Noch nie wurden so viele Nahrungsmittel erzeugt wie heute. Doch nicht einmal die Hälfte dessen, was auf den Äckern wächst, wird für den menschlichen Konsum genutzt. Der Löwenanteil geht in die Produktion von Tierfutter, Eiweißpflanzen, industriellen Rohstoffen. Da liegt eine Chance für mehr Nahrungsmittel, für die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Während weltweit über 700 Millionen Menschen hungern, leiden 1,9 Milliarden infolge exzessiven Konsums an Übergewicht und Fettleibigkeit. Ein weiterer Widerspruch: Trotz voller Regale können sich über 10 Prozent der deutschen Bevölkerung keine gesunden Nahrungsmittel leisten. Das darf doch nicht so bleiben.

(Beifall bei der LINKEN)

Der Antrag der Union hat in meinen Augen nicht viel von moderner Agrarpolitik. Wir brauchen moderne Lösungen für eine Zukunft und nicht Ihre Vorschläge von gestern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)