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Minderheitensprachen achten und fördern

Rede von Petra Pau,

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Gäste! In dieser Debatte geht es um die EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Sie trat vor 25 Jahren in Kraft. Aber nicht das Jubiläum sollte Anlass für diese Aussprache sein. Vielmehr ist es nach einem Vierteljahrhundert seither geboten, der Frage nachzugehen: Wie steht es eigentlich mit der Umsetzung der Charta?

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Sehr gut!)

Die Linke versteht die Bundesrepublik Deutschland auch als eine multikulturelle Demokratie, die nicht deutsch-national borniert ist. Deshalb begrüßen wir auch diese EU-Charta. Sie betrifft die Regional- und Minderheitensprachen Dänisch in drei Varianten, zudem Obersorbisch, Niedersorbisch, Nordfriesisch, Saterfriesisch und Romanes. Sie alle sind als Teil unserer Kultur zu fördern.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Natalie Pawlik [SPD])

Dem hat Die Linke immer zugestimmt, und zugleich frage ich: Warum gehört eigentlich Jiddisch noch immer nicht dazu?

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Hinzu kommt: Der Begriff „Regionalsprachen“ verleitet dazu, die damit verbundenen Kulturen auch nur regional zu vermitteln und nicht bundesweit. Das beklagt übrigens auch der Minderheitenrat der Lausitzer Sorben, der deutschen Sinti und Roma, der dänischen Minderheit und der friesischen Volksgruppe in einem aktuellen Schreiben an die Kultusministerkonferenz. Wir, Die Linke, teilen das Ansinnen dieses Schreibens: Auch Sachsen sollten etwas über Friesen wissen, Hamburger über Sorben usw.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Kurzum: Die Kultur der Minderheiten sollte bundesweit vermittelt werden.

Die Förderung der Kultur und der Sprachen muss sich übrigens auch im Haushalt niederschlagen, in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern und auch darüber hinaus; auch das gehört mit dazu.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Nun wurde ja im Vorfeld der Debatte empfohlen: All jene, die eine Minderheitensprache beherrschen, mögen ihren Beitrag in dieser halten. Das wäre bemerkenswert, und wir haben es hier heute ja auch schon gehört. Ich muss Sie enttäuschen: Ich kann weder Friesisch noch Platt. Bleibt die Frage, ob wir nicht noch mehr sprachliche Minderheiten in der Bundesrepublik haben, die Beachtung verdienen.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Wie wäre es mit Kiezdeutsch?)

Ich als Ostdeutsche muss noch immer „Broiler“ oder „Datsche“ und manchmal auch „POS“ übersetzen.

(Tino Chrupalla [AfD]: FDJ hat sie vergessen!)

Ich denke, alle, die eine Polytechnische Oberschule besucht haben, wissen, wovon ich spreche. Aber so ist das mit Kultur und Bildung. Ich denke, wir sollten dafür sorgen, dass das nicht nur in unserem Selbstverständnis unseren gemeinsamen Reichtum ausmacht, und wir sollten es gemeinsam befördern.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)