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Lorenz Gösta Beutin: Ob Faschisten oder Atomkraft: Wir wollen kein GAU-Land!

Rede von Lorenz Gösta Beutin,

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im April 1986 war ich sieben Jahre alt. Ich war mit meinen Eltern in Kopenhagen, wir haben dort Freunde besucht. Es gab dort Pommes; das weiß ich noch ganz genau, weil ich damals so verrückt danach war. Dabei lief der Fernseher. Und ich erinnere mich an die Stille und das Entsetzen in dem Raum.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war einer der wesentlichen Gründe, warum ich selbst politisch aktiv geworden bin. Ich glaube, das werden viele von Ihnen erlebt haben, die das in dieser Zeit politisch aktiv wahrgenommen haben. Sie werden sich daran erinnern, wo Sie in diesem Augenblick waren, und an die Tage, Wochen danach, in denen man aufpassen musste, in denen man als Kind etwa im Bus bleiben musste, weil es draußen geregnet hat.

Heute präsentieren uns die Rechten einen Antrag für den Ausstieg aus dem Atomausstieg. 35 Jahre nach Tschernobyl, zehn Jahre nach Fukushima sagen sie: Das war ein Irrweg. – Nein, es ist richtig, dass der Atomausstieg hier beschlossen worden ist. Wir sagen auch heute Nein zu diesem falschen Antrag der AfD.

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Götz Frömming von der AfD, der eben dazu geredet hat, ist Mitglied der Parlamentariergruppe der Heimatvertriebenen. Da kann man doch einmal schauen: 350 000 Menschen in Tschernobyl mussten ihre Heimat verlassen, 210 000 Menschen in der Region von Fukushima mussten ihre Heimat verlassen wegen des Atomunglücks. Man kann es einfach so formulieren: Die Rechten wollen, dass Menschen vertrieben werden, dass sie ihre Heimat verlieren. Wir sagen ganz klar: Wenn es der AfD schlecht geht, ist das gut für Deutschland.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Karl-Heinz Brunner [SPD])

Die Rechten behaupten immer, die Energiewende sei doch so teuer, Atomkraft sei die günstige Alternative. Nun, ganz abgesehen davon, dass es eine Gefahr für die ganze Menschheit ist: Atomkraft ist zwar eine Gelddruckmaschine und ist damit gut für die Konzerne. Aber allein zwischen 2007 und 2019 hat uns die Atomkraft 533 Milliarden Euro gekostet, insgesamt seit den 1950er-Jahren 1 Billion Euro. Das heißt: Atomkraft ist einfach unbezahlbar.

(Beifall bei der LINKEN)

Sie wissen, dass die Versicherungskonzerne einmal durchgerechnet haben: Was wird es denn kosten, wenn man die Atomkraftwerke wirklich so versichern würde, wie es notwendig wäre? Sie kommen zu dem Ergebnis: 6 Billionen Euro würde ein GAU kosten, ein Super-GAU. Diese Schäden zu versichern, würde 73 Milliarden Euro jährlich pro Atomkraftwerk kosten. Das heißt, es kann doch gar keine Rede davon sein, dass das irgendwie erschwinglich ist. Ein Auto, das man nicht versichern kann, würde man aus dem Verkehr ziehen. Das müssen wir mit der Atomkraft auch machen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wir sagen ganz klar: Für uns gehören Antifaschismus und Antiatomkraft zusammen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Wir wollen kein neues GAU-Land!

(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der AfD)