Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der Pandemie ist Homeoffice für viele Beschäftigte zum Alltag geworden. Die einen machen die Erfahrung, dass es für sie nicht das Richtige ist. Für andere ist es eine ideale Arbeitsform, die sie gerne auch nach der Pandemie nutzen wollen. Und genau für diese Menschen wollte Minister Heil vor einigen Wochen ein Recht auf Homeoffice auf den Weg bringen. Das war gut, auch wenn wir über die Ausgestaltung sicher noch intensiv hätten beraten müssen.
(Beifall bei der LINKEN)
Aber der Koalitionspartner Union hat das Ganze gleich beerdigt.
Jetzt holt die FDP das Thema in die Debatte und spricht im Antrag sogar einige wichtige Punkte an,
(Johannes Vogel [Olpe] [FDP]: Oha! – Stephan Thomae [FDP]: Ich bin überrascht!)
wie Fragen der Arbeitsstättenverordnung oder der Unfallversicherung bei mobiler Arbeit. Auch die Blockadehaltung vieler Arbeitgeber, sich mit Homeoffice-Wünschen ihrer Beschäftigten gar nicht erst befassen zu wollen, wird richtigerweise thematisiert. Aber, Herr Vogel,
(Johannes Vogel [Olpe] [FDP]: Ja?)
es war ja von Ihnen nicht anders zu erwarten, dass Sie dann gleich auch die Abschaffung des Achtstundentags und die Aufweichung von Ruhezeiten mit unterjubeln wollen, und das ist perfide.
(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD] und Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Sie nennen das dann völlig irreführend ein „modernes“ Arbeitszeitgesetz. Was Sie wollen, ist aber alt – von wegen „neu denken“! –: Das ist Frühzeit der Industrialisierung, als die Arbeiter noch bis zum Umfallen schuften mussten.
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: 19. Jahrhundert!)
Und das Recht auf einen geregelten Feierabend brachten dann auch nicht profitgierige Unternehmer und deren Einsicht, sondern es wurde von der Arbeiterbewegung erkämpft. Das war echter sozialer Fortschritt,
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])
und Die Linke steht zu dieser Errungenschaft – ganz im Gegensatz zur Union, die nichts Besseres zu tun hat, als sich diesen neoliberalen Fantasien der FDP gleich anzuschließen.
(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)
Dabei ist es doch längst belegt: Überlange Arbeitszeiten machen krank, sie isolieren Menschen von ihren Familien und Freunden.
(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das sagen Sie um 22.30 Uhr!)
Spätestens nach acht Stunden sinkt die Konzentration, steigt das Unfallrisiko. Sie haben überhaupt nichts aus der Anhörung hier im Bundestag gelernt. Dabei haben alle Arbeitswissenschaftler eindringlich vor einem solchen Angriff auf das Arbeitszeitgesetz gewarnt.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Aber die FDP stützt sich ja lieber auf Behauptungen und sagt, man müsse ja am Abend noch irgendwie mal eine E-Mail abrufen können – als ob das rechtfertigen könnte, das Arbeitszeitgesetz als zentrales Schutzgesetz für alle Beschäftigten anzutasten. Das betrifft dann nämlich auch diejenigen, die überhaupt nicht die Möglichkeit haben, im Homeoffice oder mobil zu arbeiten. Es ist verwerflich, was Sie hier machen. Denn gerade im Homeoffice wird länger gearbeitet, werden weniger Pausen gemacht, kann man schlechter von der Arbeit abschalten. Also muss man gerade hier eine astreine Dokumentation und Einhaltung der Arbeitszeit sicherstellen.
(Beifall bei der LINKEN)
Aber die FDP macht eben das Einzige, was sie so richtig gut kann: einseitig die Interessen der Arbeitgeberverbände vertreten.
(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das stimmt ja auch!)
Und dann haben Sie auch noch die Frechheit, es so darzustellen, als wäre es im Interesse der Beschäftigten an selbstbestimmten Arbeitszeiten. Wenn Sie in deren Interesse handeln wollten, dann würden Sie die Tarifbindung ausdehnen, die Mitbestimmung stärken und den massiven Missbrauch bei den Überstunden stoppen wollen.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])
Das alles steht in Ihrem Antrag nicht drin. Deshalb ist er Schrott, und wir lehnen ihn ab.
(Beifall bei der LINKEN)