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Gefahren im Flugverkehr minimieren, Maßnahmen gegen verunreignigte Kabinenluft ergreifen

Rede von Thomas Lutze,

Thomas Lutze (DIE LINKE):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren heute ein Problem, das weltweit fast jeden Tag Millionen Menschen betrifft. Es ist ein Problem sowohl der Sicherheit als auch des Verbraucherschutzes.
Vor einem Jahr das ist bereits gesagt worden hat sich der Tourismusausschuss in einer öffentlichen Expertenanhörung mit dem Thema kontaminierter, also verunreinigter, Kabinenluft auseinandergesetzt, und zwar sehr umfangreich. Seitdem hat es wieder mindestens ein Dutzend bekannte Störfälle mit kontaminierter Kabinenluft gegeben. Damit verbunden waren Krankheitsfälle von Piloten und Passagieren. Ich sage ganz deutlich: Glücklicherweise ist dieses Thema in den letzten Tagen wieder von den Medien aufgegriffen worden.
Dass sich eines der betroffenen Ministerien mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat, mit Experten gesprochen oder Forschungsaufträge vergeben hat, war bisher nicht bekannt. Die Regierung arbeitet offensichtlich nach dem Prinzip: abwarten und aussitzen. Solange Sie von dritter Seite nicht zum Handeln gezwungen werden, passiert offenbar nichts.
Das aerotoxische Syndrom, verursacht durch das hochgefährliche Nervengift TCP im Motorenöl und die Ansaugung der Kabinenluft über die Motoren, ist seit Anfang der 50er-Jahre bekannt. Das gefährliche Zapfluftsystem ist beim Flugzeugturbinenbau weit verbreitet. Hintergrund war und ist die möglichst hohe Kostenersparnis beim Flugzeugbau.
Dabei standen von Anfang an Alternativen zur Verfügung. Auch daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Alternativen gibt es heute zwei Flugzeugmotorentypen, entwickelt von den Firmen Rolls Royce und General Electric. Das von Boeing hergestellte Flugzeug B787, auch Dreamliner genannt, ist der weltweit einzige Flugzeugtyp in dieser Größenordnung, der mit alternativen Triebwerken ausgestattet ist. Hierbei wird auf das Zapfluftsystem verzichtet und die Kabinenluft separat angesaugt.
Interessant daran ist, dass dieser Motor ursprünglich für den Airbus A350 entwickelt wurde. Dieser Flugzeughersteller der zweitgrößte weltweit verfolgte diese Entwicklung aber nicht weiter und verlor das Interesse daran. Stattdessen fliegt Airbus weiterhin mit den umstrittenen Turboprop-Maschinen, also mit Motoren, bei denen für die Klimaanlage Zapfluft verwendet wird. Hier können, wie bereits geschildert, giftige Öldämpfe in die Kabine gelangen.
Fest steht, dass die aufgetretenen Gesundheitsgefährdungen von Passagieren, Flugbegleitern und Piloten durch das Einatmen giftiger Gase offenbar auch aus Gründen der Kostenersparnis billigend in Kauf genommen wird.
Spätestens seit der besagten Expertenanhörung und den beiden Anträgen von Grünen und SPD hat die Bundesregierung nun Kenntnis davon. Es liegt an ihr und an den beiden Koalitionsfraktionen, der weiteren Gefährdung der Gesundheit und der Flugsicherheit entgegenzuwirken.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, darauf hinzuwirken, dass die Flugzeugindustrie für alle zukünftig zu entwickelnden Flugzeugtypen alternative und unbedenkliche Technologien verwendet. Bis dieser Prozess abgeschlossen das wird Jahrzehnte dauern und Realität am Luftfahrthimmel ist, müssen schnellstmöglich geeignete Filteranlagen entwickelt und eingebaut werden. Flugsicherheit und Gesundheit dürfen keine Kostenfrage sein.
Herr Hacker, Herr Tressel, wir werden Ihren Anträgen zustimmen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Joachim Hacker (SPD) und des Abg. Markus Tressel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))