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Diether Dehm: Antikommunismus - Grundtorheit der Epoche

Rede von Diether Dehm,

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte das, was andere Kollegen hier gesagt haben und was richtig ist – mit der Ausnahme des Vorredners, was den Iran anbetrifft –, nicht wiederholen. Wir haben im Ausschuss darüber große Gemeinsamkeiten. Deswegen komme ich zu der Frage des Erinnerns, die uns nicht eint.

Für die meist wehrlosen Opfer des Faschismus stehen und standen wir zwar gemeinsam – gegen Antisemitismus, Homophobie, Diskriminierung kultureller Minderheiten. Aber die Political Correctness endet meist, wo sich diese Opfer organisiert und als Arbeiterbewegung gewehrt haben. Gegen sie wirken dann – statt Meinungsvielfalt – plötzlich Gewerkschaftsfeindlichkeit und Antikommunismus modisch und akzeptiert.

Genau deswegen nannte neben Einstein auch der große Dichter und Psychologe, dessen Exilvilla wir gemeinsam gerettet haben, der Nichtkommunist Thomas Mann, den Antikommunismus die „Grundtorheit der Epoche“. Recht hatte er,

(Beifall bei der LINKEN)

weil Antikommunismus nicht nur Kommunisten trifft, sondern alle, die ihre Arbeitskraft und Kreativität gegen Ausplünderung organisiert verteidigen.

Deswegen stehen wir als Linke auch mit der GEW bei denen, die im Goethe-Institut und bei den Auslandsschulen für ordentliche Tarifverträge eintreten.

(Beifall bei der LINKEN)

Deswegen engagiert sich Die Linke für das Archiv des marxistischen Philosophen Georg Lukacs in Budapest

(Zuruf des Abg. Jürgen Braun [AfD])

– jetzt halten Sie mal inne; Sie haben hier schon genug Unsinn verzapft –

(Beifall bei der LINKEN)

gegen den Antikommunisten Orban, für Rosa Luxemburgs polnisches Geburtshaus gegen die antikommunistische PiS-Regierung. Deswegen legen wir bei der Geschichtsschreibung so großen Wert auf den Aufstand im Warschauer Ghetto und auf die Selbstbefreiung der Häftlinge im KZ Buchenwald am 11. April vor 75 Jahren.

(Beifall bei der LINKEN)

Deswegen danken wir hier auch der Roten Armee und den 27 Millionen getöteten Sowjetmenschen dafür, dass wir hier jetzt so frei reden können.

(Beifall bei der LINKEN)

Der Antikommunist Goebbels entfesselte die Demagogie von der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung.

(Elisabeth Motschmann [CDU/CSU]: Ach Gott!)

Diesem Antikommunismus sollten wir viel gemeinsamer entgegentreten –

(Beifall bei der LINKEN)

ob in Brasilien gegen Bolsonaro, gegen Erdogan oder in der Geschichtsschreibung.

Ja, es gab sie, die Spendenmillionen der Harzburger Front von Krupp,

(Zuruf der Abg. Dr. Daniela De Ridder [SPD])

Thyssen und den anderen Großkapitalisten für die Nazis, die Kredite der Deutschen Bank für den Bau der Baracken und Gaskammern in Auschwitz. Die Linke kämpft nicht für irgendwelche deutschen Interessen wie der GroKo-Antrag, sondern für die werktätige Bevölkerung und gegen die deutsche Bankenmacht und die deutschen Kriegskonzerne.

(Bijan Djir-Sarai [FDP]: Zu welchem Thema reden Sie eigentlich heute?)

Nie wieder Faschismus!

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der LINKEN – Bijan Djir-Sarai [FDP]: Komplett am Thema vorbei! So ein Unsinn im Deutschen Bundestag am frühen Morgen!)