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Die Ampel ändert nichts an miesen Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft

Rede von Nicole Gohlke,

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit mehr als 15 Jahren hat sich in der Wissenschaft die Praxis einer knallharten Ausbeutung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern etabliert: eine Arbeit unter äußerst prekären Bedingungen, mit Kettenbefristungen, die eine Familien- und Karriereplanung zunichtemachen, bei der fast 70 Prozent der Betroffenen am Ende rausgeschmissen werden, wenn sie sich nicht schon vorher von selbst besseren Bedingungen, zum Beispiel im Ausland, zugewandt haben – und das, obwohl die Hochschulen bei ihren ganzen Aufgaben, wie zum Beispiel bei der Betreuung von Studierenden in der Forschung oder im Management, eigentlich jede helfende Hand dringend gebrauchen könnten.

(Beifall bei der LINKEN)

In dieser Wahlperiode sollte alles besser werden; so hatte es die Ampelregierung versprochen. Jetzt erleben wir denselben Murks wie bei den vergangenen Bundesregierungen, und am Ende setzen sich wieder die Interessen der Arbeitgeber durch.

Der Referentenentwurf des Bildungsministeriums macht sehr deutlich: Die Bundesregierung will den Hochschulleitungen weiterhin ihre Hire-and-fire-Personalpolitik ermöglichen. Es ist ein einziger Skandal.

(Beifall bei der LINKEN)

Der Referentenentwurf will die Befristung für Postdocs, also für fertig promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von sechs auf vier Jahre verkürzen. Sie behaupten, das werde zu mehr Planungssicherheit führen, weil man dann schon zu einem früheren Zeitpunkt wisse, ob man in der Wissenschaft bleiben könne oder nicht. Ich glaube, Sie haben überhaupt nicht verstanden, um was es den Beschäftigten geht. Es geht nicht einfach nur darum, dass alle zwei Jahre früher darüber Bescheid wissen, dass sie rausgeschmissen werden. Es geht darum, dass weniger Menschen rausgeschmissen werden, weil wir sie nämlich brauchen,

(Beifall bei der LINKEN)

weil das, was sie leisten, sonst von noch prekärer beschäftigten Lehrbeauftragten oder von Doktorandinnen und Doktoranden weggetragen werden muss.

Und dann wollen Sie, dass nach den vier Jahren noch mal für zwei Jahre befristet werden darf, wenn es dann vielleicht eine Aussicht auf Entfristung gibt. Auf so einen beschäftigtenfeindlichen Vorschlag können, ehrlich gesagt, auch nur Arbeitgeber und die FDP kommen.

(Beifall bei der LINKEN)

Kolleginnen und Kollegen von der Ampel, lassen Sie sich nicht weiter von der Arbeitgeberseite die Feder führen! Schaffen Sie endlich gute Arbeit in der Wissenschaft!

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)