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Birke Bull-Bischoff: Wir brauchen eine Bildungsoffensive

Rede von Birke Bull-Bischoff,

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Unser Bildungssystem ist in der Tat in keinem guten Zustand – Margit Stumpp hat einiges davon illustriert –, und hier ist zuallererst in der Tat Politik gefragt. Und Lehrerschelte – das muss man auch mal ganz klar sagen – brauchen wir hier nicht.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Stattdessen muss man Dank und Ermutigung an die Kolleginnen und Kollegen übermitteln, die sich unter schwierigen Bedingungen aufgemacht haben und das Beste daraus gemacht haben.

Ich denke, mindestens drei Punkte sind nötig, um zu zeigen: Wir haben aus der Krise gelernt.

Erster Punkt. In der Tat: In Sachen „Digitales Lernen“ müssen wir endlich raus aus dem Steinzeitalter. Wir brauchen hier Licht am Ende des Tunnels. In Sachsen-Anhalt sind es 45 Prozent der Haushalte, die keinen oder nur schlechten Internetzugang haben. Die Ausstattung mit sogenannten mobilen Endgeräten ist in Deutschland generell unterdurchschnittlich. Das muss sich ändern, und zwar schnell, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Margit Stumpp [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Eines sei aber auch gesagt: Die Geschichten der AfD aus dem digitalen Gruselkabinett haben mit moderner Bildung so viel zu tun wie der Fisch mit dem Fahrrad.

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Martin Reichardt [AfD]: Na, so was!)

Was uns Linken an der Stelle aber ebenso besonders wichtig ist: Bei der sozialen Spaltung, die jetzt zutage getreten ist, darf es nicht bleiben. Die einen sind davon genervt, dass die Internetverbindung nicht stabil genug ist, die anderen haben keinen Computer,

(Martin Reichardt [AfD]: Am meisten sind die Schüler genervt von der ewigen ideologischen Brühe, die so Leute wie Sie über ihnen ausschütten!)

haben nicht das Geld für einen Laptop, für einen Drucker, für notwendiges Verbrauchsmaterial. Öffnen Sie das Bildungs- und Teilhabepaket! Das wäre unter den jetzigen Bedingungen eine schnelle und pragmatische Lösung. Mit Ihrem 500‑Millionen-Euro-Sofortprogramm sind Sie in der Tat im Schneckentempo unterwegs.

(Marianne Schieder [SPD]: Das stimmt nicht! Wir haben die Schulen schon ausgestattet!)

Auf diese Art und Weise werden die Krise und deren Folgen auf dem Rücken armer Kinder ausgetragen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Zweiter Punkt. Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen dürfen keine Mangelware bleiben. Wir haben hierzu Forderungen und Vorschläge aufgeschrieben. Sie sind diskutiert, aber leider abgelehnt worden. Wir sammeln gerade in Sachsen-Anhalt Unterschriften für ein Volksbegehren, und es gibt kaum etwas, was so anschlussfähig an die Erfahrungen von Eltern und Großeltern ist wie der Mangel an Lehrern, meine Damen und Herren.

(Marianne Schieder [SPD]: Und Lehrerinnen!)

Dritter Punkt. Wir brauchen mehr Geld für moderne und inklusive Schulen. Manche Schulen haben in der Tat immer noch den Charme von längst vergangenen Zeiten: Kinder sitzen in der Busformation. Das ist ein Anhaltspunkt dafür, dass sich Lernen zu Frontalunterricht zurückentwickelt. Hygiene klappt nicht, wenn die Schulklos nicht funktionieren. Und die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, attestiert uns Jahr für Jahr einen Investitionsstau zwischen 40 und 50 Milliarden Euro.

(Nicole Höchst [AfD]: Dann stimmen Sie doch für unseren Antrag!)

Das ist die falsche Prioritätensetzung, meine Damen und Herren. Wir brauchen die richtige, und das ist eine Offensive in Bildung.

(Nicole Höchst [AfD]: Vielen Dank für das Lob!)

Dann klappt es nämlich auch mit der Bildungsrepublik Deutschland.

(Beifall bei der LINKEN)