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»Reisen für alle«

Interview der Woche von Ilja Seifert,

Während die halbe Bundesrepublik erwartungsgemäß im Urlaubsstau stehen wird, lädt DIE LINKE am 14. Juli zur Tourismus-Konferenz ins bayerische Straubing. Reisende aus dem In- und Ausland erwarten am Urlaubsort zu recht besten Service und viel Freundlichkeit. Wir schauen auch hinter die Fassade. Wie sind die Arbeitsbedingungen für die im Tourismus Beschäftigten?

Ilja Seifert ist tourismuspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE

Während die halbe Bundesrepublik erwartungsgemäß im Urlaubsstau stehen wird, lädt DIE LINKE am 14. Juli zur Tourismus-Konferenz ins bayerische Straubing. Was steht auf Ihrer Tagesordnung?

Reisende aus dem In- und Ausland erwarten am Urlaubsort zu recht besten Service und viel Freundlichkeit. Wir schauen auch hinter die Fassade. Wie sind die Arbeitsbedingungen für die im Tourismus Beschäftigten? Gerade dieser große Wirtschaftszweig ist von Niedriglöhnen, prekären Beschäftigungsverhältnissen, Saisonarbeit und globalen Umbrüchen geprägt.

Und warum tagen Sie ausgerechnet in Ostbayern?

Klimaveränderungen, die Nähe zu Tschechien, der Donauausbau sowie die sozialen Entwicklungen und der Preiskampf in der Tourismusindustrie sind Herausforderungen und Gefahren für diese wunderschöne Urlaubs-Region - mehr als an manch anderem Standort. Deswegen meinen wir, dass die Diskussion hier vor Ort fruchtbarer sein kann, als im Bundestag in Berlin.

Energiepreise explodieren, immer mehr Menschen haben immer weniger Geld. DIE LINKE fordert einen Tourismus, von dem alle profitieren. Wie soll der denn aussehen?

Die Konferenz steht unter der Überschrift »Leben und Leben lassen«. Wir wollen einen Tourismus fördern, von dem die in den Hotels, im Gastgewerbe und den anderen Dienstleistern Beschäftigten gut leben können - also auch u.a. selbst mal vernünftig Urlaub machen können. Andererseits verfolgt DIE LINKE eine Tourismuspolitik, die »Reisen für alle« möglich macht. Das ist für uns kein Widerspruch, sondern gehört zusammen. Bezahlbare, barrierefreie und ökologisch verantwortbare Reisen, die zur Erholung, Gesundheit und Bildung beitragen, sind nur machbar, wenn es auch akzeptable Bedingungen für die im Tourismus Beschäftigten gibt.

Wie muss die Branche auf Globalisierung und Klimawandel reagieren?

Dafür gibt es sicher keine einfachen und schnellen Lösungen. Schneekanonen können aber keinen schneearmen Winter ersetzen. Eine gut vernetzte ganzjährige Angebotspalette an alternativen Sportarten und Kultur, Wellness- und Gesundheitsprogramme, ein funktionierender ÖPNV, Barrierefreiheit und Kinder- bzw. Familienfreundlichkeit sind die Zauberwörter.

Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat der Bundestag hierbei überhaupt?

Tourismus ist Querschnittspolitik - ebenso breit sind die Möglichkeiten der Einflussnahme von Bund und Ländern. Das beginnt bei der Verkehrspolitik, geht über die Frage der Mindestlöhne, das Steuerrecht bis hin zur Frage, ob man Kinder- und Jugendreisen fördert, die Barrierefreiheit zu einem zwingenden Kriterium bei der Vergabe von Fördermitteln erhebt oder endlich als (Noch)Eigentümer der Bahn die Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern durchsetzt.

linksfraktion.de, 1. Juli 2008