Zum Hauptinhalt springen

Profiteure zur Kasse!

Rede von Alexander Ulrich,

Die Verluste der Banken bezahlen in Deutschland die Beschäftigten, die Rentnerinnen und Rentner, die Studierenden und die Hartz IV-Empfänger. Und genau nach diesem Prinzip will die Bundesregierung nun auch in Irland verfahren. Mit dem EU/IWF-Paket soll ganz unten in der Gesellschaft gespart werden. Das ist das Prinzip der Bundesregierung, dass ihre gesamte Politik durchzieht: Ich gebe den Reichen und nehme den Armen. Für dieses Prinzip steht ja auch das Kürzungspaket in Deutschland. Diese unverantwortliche Politik muss endlich beendet werden. Die Profiteure müssen zu Kasse gebeten werden. Die Banken müssen zahlen! Nicht die kleinen Leute!

Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf Europa lenken.
Das Thema passt gut in die Haushaltswoche hinein.

Nach dem Griechenland-Paket folgte in diesem Jahr das Euro-Rettungspaket. Damals hieß es, die 750 Milliarden Euro davon allein fast 150 Milliarden Euro von deutscher Seite würden bereitgestellt, damit sie niemals in Anspruch genommen werden müssten. Kein halbes Jahr später leisten die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung den Offenbarungseid. Jetzt soll Irland mit deutschen Steuergeldern in Höhe von über 25 Milliarden Euro geholfen werden.

Aber wollen Sie wirklich Irland helfen? Nein. Ihnen geht es wie bei Griechenland allein darum, die deutschen Banken und die Spekulanten zu retten.
Man möchte Ihnen dazu in Anlehnung an Bertolt Brecht zurufen: Was ist schon ein Überfall auf eine Bank im Vergleich zur Rettung einer Bank? Nach diesem Motto verfährt diese Bundesregierung.

Wieder soll der Steuerzahler den Schaden bezahlen, den er nicht angerichtet hat, und wieder versucht die Bundesregierung, die Menschen zu täuschen.
Da geistert Herr Brüderle durch die Talkshows und spricht davon, dass es nur Bürgschaften wären. Wieder soll den Leuten damit Sand in die Augen gestreut werden.

Sie, Herr Außenminister, wissen, dass ein Großteil dieses Geldes verloren sein wird. Bereits jetzt sprechen Börsenanalysten davon, dass die Umschuldung kommen wird, auch im Fall Irland. Dann werden auch die Bürgschaften fällig. Tatsache ist: Sie lassen den deutschen Steuerzahler für die verbrecherischen Geschäfte der Finanzinvestoren und Banken bezahlen.

(Beifall bei der LINKEN Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was ist denn die Alternative? Konkret!)

Ich habe heute Morgen gelesen, dass Frau Merkel bereits 2011, also bereits nachdem Sie Milliarden Steuergelder an die Banken herausgereicht haben, die privaten Gläubiger beteiligen will. Ich kann das nur noch als Zynismus bezeichnen. Für wie dumm hält die Bundesregierung die Bevölkerung eigentlich? Sie wissen es, also sagen Sie es hier auch.

(Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): So ist das!)

Eine wirkliche Gläubigerhaftung ist selbstverständlich nicht vorgesehen. Diese unverantwortliche Politik muss endlich beendet werden. Die Profiteure müssen endlich zur Kasse gebeten werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Banken müssen zahlen und nicht die Bürgerinnen und Bürger.
Aber bei Frau Merkel und Herrn Westerwelle habe ich da wenig Hoffnung. Sie wollen ihrem Freund Herrn Ackermann von der Deutschen Bank schlicht nicht das Geschäftsmodell zerstören. Dieses Geschäftsmodell ist simpel: Verluste werden sozialisiert, sprich: die Verluste der Banken bezahlen in Deutschland die Beschäftigten, die Rentnerinnen und Rentner, die Studierenden und die Hartz-IV-Empfänger. Genau nach diesem Prinzip wollen Sie auch in Irland verfahren.

(Beifall bei der LINKEN)

Mit dem EU/IWF-Paket soll der Mindestlohn in Irland gekürzt werden. Gespart werden soll ganz unten in der Gesellschaft, gerade bei den Kindern. Frau Merkel, Herr Westerwelle, Sie werden sich damit sicher einen Namen in der europäischen Geschichte machen: als Robin Hood der Reichen. Das ist Ihr Prinzip, das Ihre gesamte Politik durchzieht: Ich gebe den Reichen und nehme den Armen. Für dieses Prinzip steht auch das Kürzungspaket in Deutschland.

(Beifall bei der LINKEN)

Diese unverantwortliche Politik führt Europa in den Abgrund. Ob in Griechenland, Spanien, Portugal, Deutschland, jetzt Irland: überall massive Umverteilung von unten nach oben. Die breiten Schultern werden geschont.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gemeinsam haben Sie von CDU/CSU über FDP, SPD bis zu den Grünen der Öffentlichkeit immer erzählt, mit dem Vertrag von Lissabon würde Europa auch sozialer. Jetzt ist dieser Vertrag fast ein Jahr in Kraft. Ist Europa sozialer geworden? Viele Menschen in Europa empfinden die Frage nach einem sozialen Europa angesichts der anhaltenden Krise und angesichts dessen, dass für sie vom bescheidenen Aufschwung nichts im Geldbeutel übrig bleibt, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise europaweit zum weiteren Sozialabbau genutzt wird, dass die Verursacher der Krise genauso spekulieren wie vorher, nur noch als Zynismus.

(Beifall bei der LINKEN)

Die EU verkommt immer mehr zu einem Bankenrettungsverein. Es geht nur noch und ausschließlich um wirtschaftliche Interessen. Der Vertrag von Lissabon funktioniert geradezu als Brandbeschleuniger in der Krise. Allein dass es ein Verbot von Kapitalverkehrskontrollen im Vertrag von Lissabon gibt, heizt die Krise geradezu an.

Was haben Sie in den letzten zwei Jahren an Finanzmarktregulierungen in Europa auf den Weg gebracht? So viel wurde uns auch hier im Bundestag versprochen, und nichts davon haben Sie gehalten. Alles waren nur Sonntagsreden; alles war Wischiwaschi. Ein paar schwache Aufsichtsbehörden mehr in Brüssel werden den nächsten Crash nicht aufhalten können. Wieder sind Sie vor den Finanzinvestoren eingeknickt.
Angesichts dieses Desasters brauchen wir nicht weniger als eine demokratische Neugründung der Europäischen Union.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen ein Europa, in dem die sozialen Rechte endlich Vorrang vor dem Kapital erhalten. Wir brauchen ein Europa, bei dem nicht weiter die Bürgerinnen und Bürger mit massivem Sozialabbau die Zeche für die Krise zu bezahlen haben. Wir brauchen endlich die Finanztransaktionsteuer anstatt Kürzungen im Sozialbereich. In Irland muss die Einnahmeseite verbessert werden. Dort muss endlich das ruinöse Steuerdumping, insbesondere bei den Unternehmenssteuern, beendet werden.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Ich komme zum Ende. Ich möchte mit einer Aussage von Hans-Werner Sinn enden, der wahrlich kein Linker ist. Er Hans-Werner Sinn! sagte gestern im Frühstücksfernsehen, dass es nicht sein kann, dass die Deutsche Bank Geld aus Deutschland abzieht, sich in Irland verspekuliert und dann der deutsche Steuerzahler das bezahlen muss. Recht hat er. Aber genau das hat die deutsche Bundesregierung vor.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)