Zum Hauptinhalt springen

Wo bleibt der Fußball?

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Kommentar

Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
 

 

 

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat ihre TV-Vermarktungsrechte erfolgreich vergeben. Als Erlös bekommt sie für den Zeitraum 2013 bis 2017 pro Saison 628 Millionen Euro. Den größten Anteil davon trägt der Bezahlsender Sky.

Angesichts der Rekordsumme von insgesamt 2,5 Milliarden Euro mag mancher von einem guten Tag für den Fußball sprechen. Ich frage mich jedoch, welchen Stellenwert der Sport bei diesen Verhandlungen überhaupt noch hatte und wofür dieses Geld investiert werden soll.

Fußball gilt als Volkssport. Die Realität ist jedoch, dass nur noch diejenigen Live-Übertragungen von Bundesligaspielen sehen können, die extra dafür zahlen. Allen anderen, die sich das nicht leisten können oder wollen, bleiben lediglich Zusammenfassungen. 

Künftig wird die DFL rund 216 Millionen Euro pro Spielzeit mehr einnehmen. Dies wäre meiner Meinung nach eine gute Gelegenheit, ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen und etwas für den Breitensport zu tun. Selbstverständlich ist nichts dagegen einzuwenden, mit Sport Geld zu verdienen. Viele Menschen haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und verdienen damit ihr Geld.

Diese Summen jetzt übersteigen jedoch alle Vorstellungskraft. Als Beispiel möchte ich dem gegenüberstellen, dass rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket haben. Das bedeutet, dass sie 10 Euro pro Monat für die Mitgliedschaft in einem Sportverein bekommen könnten. Dieses Geld reicht jedoch bei weitem nicht aus für Sportbekleidung oder die Fahrten zu Wettkämpfen.

Breitensport ist die Basis der Freude und Leidenschaft für den Sport und damit auch das Fundament für den Profi- und Spitzensport. Ohne Breitensport gibt es nichts zu vermarkten. Ich würde mir daher wünschen, dass sich auch die DFL der Bedeutung des Sports stärker bewusst wird und den Wert des Fußballs nicht nur anhand dieses lukrativen Vertragsabschlusses bemisst.

linksfraktion.de, 18. April 2012