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Sahra Wagenknecht © dpaFoto: dpa

Willkür beschränken

Im Wortlaut von Sahra Wagenknecht, Frankfurter Rundschau,

Konzerne müssen in die Pflicht genommen werden. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Sahra Wagenknecht in der Frankfurter Rundschau

 

Soviel Profit war nie. Prognosen zufolge können sich die 30 DAX-Konzerne in diesem Jahr über Rekordgewinne von über 120 Milliarden Euro freuen. Mehr als 40 Milliarden Euro an Dividenden werden in die Taschen der Aktionäre fließen, etwa zehn Milliarden mehr als im letzten Jahr. Mit Investitionen halten sich die Konzerne dagegen zurück. Lieber verwenden sie ihr Kapital, um Aktien zurückzukaufen oder Übernahmen zu finanzieren. Trotz eines Rekordgewinns von 6,2 Milliarden Euro will der Siemens-Konzern sogar 7.000 Arbeitsplätze abbauen, davon rund 3.000 in Deutschland – und das, obwohl die betroffenen Standorte rentabel wirtschaften. Zukunftsinvestitionen finden anscheinend nur noch statt, wenn diese vom Staat üppig subventioniert werden. Dies dürfte erklären, warum Siemens seine Forschung für Robotik und Automatisierung nach China verlagert hat.

Konzerne müssen wieder in die Pflicht genommen werden. Die Politik muss verhindern, dass Unternehmen tausende Arbeitsplätze vernichten, um Profite für Shareholder zu maximieren. Massenentlassungen in profitablen Unternehmen können und sollten gesetzlich verboten werden. Auch der verbreiteten Mitbestimmungs- und Tarifflucht muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Über strategische Investitionen, Umstrukturierungen und Standortentscheidungen sollte das Management mit Vertretern der Beschäftigten verhandeln. Spätestens wenn ein Unternehmen mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt, sollte die Belegschaft daher gleichberechtigt mitentscheiden dürfen.

Frankfurter Rundschau,