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Und es geht immer noch lauter…

Im Wortlaut von Jens Petermann,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Ländliche Idylle und brüllender Verkehr: Lärmschutz fehlt an der neu gebauten A4 rund um Eisenach.

Auf Einladung der »Arbeitsgemeinschaft Menschenfreundliche Autobahn 4« machte ich mich auf den Weg nach Eisenach, in die Ortsteile der Gemeinde Hörselberg- Hainich, wo derzeit nur ein Ton regiert: der Autobahnlärm. Alles begann mit einem Brief der Mitglieder der Bürgerinitiative an den parlamentarischen Staatssekretär im Verkehrsministerium, in welchem diese ihrem Ärger über den Lärm, den die neue A4 mit sich bringt, Luft machten. Auch Lösungsansätze und Schadensbegrenzung für die ca. 15.000 Betroffenen waren Forderungen im Brief. Doch dieser Brief wurde nicht befriedigend von der Bundesregierung beantwortet, und so wandte sich die Arbeitsgemeinschaft neben anderen Abgeordneten auch an mich.

Ich nahm mich des Problems an und führte gemeinsam mit Katja Wolf, Mitglied der Fraktion DIE LINKE des thüringischen Landtags, eine Ortsbesichtigung an drei verschiedenen Orten rund um die Autobahn durch.
Die erste Station unseres Rundganges, insbesondere mit beeindruckenden »Höreinlagen«, war Ettenhausen a.d. Nesse. Hier leben ca. 180 Menschen, die nun vor allem abends und in den Morgenstunden um ihren Schlaf gebracht werden. Sehr deutlich sind hier die Fahrgeräusche zu hören, die die Autos und Lkw`s beim Überfahren der Dehnungsfugen auf den Brückenübergängen erzeugen. Dabei wird dieser Effekt, der sich auf den gesamten Brückenkörper ausdehnt, mit aus Osten kommender Luft noch verstärkt. Abhilfe wäre hier nur durch anbringen von Lärmschutzwänden oder das Verändern der Dehnungsfuge zu schaffen.

Auch auf der zweiten Station unserer kleinen Tour war das Bild, um nicht zu sagen das Klangbild, nicht wesentlich verändert. In Hastrungsfeld, wo etwa 140 Einwohner leben, bot sich mir eine wunderschöne grüne Landschaft, dörfliche Gegend, Acker - und mittendrin, nur 500 Meter Luftlinie zum Dorf, die A4. Auch hier ist der Lärm insbesondere bei Ostwind extrem deutlich zu vernehmen. Für die Einwohner ist die Grenze des Erträglichen längst überschritten. Auch hier würden Lärmschutzwälle oder Wände eine Verbesserung der Situation ermöglichen.

Der Höhepunkt unseres Ausfluges sollte mich in Großenlupnitz erwarten, wo die Autobahnbrücke in ca. 100 Meter Entfernung vom Ort verläuft. Frühstück auf der Sonnenterrasse mit Blick auf mindestens 10 vorbeidonnernde Lkw`s pro Minute sind garantiert. Dass das nicht folgenlos ist, kann man sich vorstellen.
Die Grundstückspreise sinken auf 12 bis 13 Euro pro m² und entwerten somit nahezu jedes Grundstück, das an der Autobahn liegt. Aber das ist nur die eine Seite. Lärm, der sich im Unterbewusstsein in unseren Körper schleicht, stört und schädigt das vegetative Nervensystem, belastet die Organe und ruft vor allem Stress hervor. Dieser Stress kann krank machen und die Lebensqualität nachhaltig negativ beeinträchtigen. So weit darf es jedoch nicht kommen!

Es ist lobenswert, dass sich die Vorstände der Gemeinden rund um Eisenach selbst helfen und die »Arbeitsgemeinschaft menschenfreundliche Autobahn 4« gegründet haben. Sie verteilen Infoblätter, wie den »A4- Lärmboten«, initiieren Demonstrationen oder stellen Informationen auf einer eigenen Homepage zu diesem Thema online.

Die Forderungen der Bürgerinitiative sind berechtigt. Davon konnte ich mich im Rahmen der Ortsbesichtigung überzeugen. Ich habe den Initiatoren darum meine Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Forderungen für einen verbesserten Lärmschutz zugesagt.

Von Jens Petermann

linksfraktion.de, 23.08.2010

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