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Sechs Fragen an Jan van Aken

Im Wortlaut von Jan van Aken,

35 der 76 Abgeordneten, die DIE LINKE im 17. Bundestag stellt, sind neu gewählte Mitglieder des Parlaments. Welche Erwartungen haben sie? Was haben sie vor? linksfraktion.de fragt nach.


Jan van Aken, 48, Biologe, Gentechnik- und Biowaffenexperte aus Hamburg

Sie sind jetzt Volksvertreter. Wie wollen Sie die Interessen der Menschen vertreten?

Das geht nur mit einer guten Mischung aus Parlamentsarbeit und praktischem Widerstand: im Betrieb, auf der Straße, im Internet oder anderswo. Für mich ist DIE LINKE mehr als nur eine Partei, sie ist auch ein politisches Projekt, um soziale Bewegungen, Gewerkschaften oder Umweltaktivisten in Deutschland zu stärken und den außerparlamentarischen Druck zu erhöhen. Vor allem aber ist für Volksvertreter doch eines wichtig: Hinhören! Wer nicht zuhören kann, weiß ja nicht wirklich, welche Interessen die Menschen haben.

Wie wollen Sie konkret den Widerstand gegen Sozialabbau und Krieg stärken?

Im Bundestag wird mein Schwerpunkt der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan sein. Dazu werde ich mich auch mit der Friedensbewegung vernetzen und Ende November an den bundesweiten Aktionen gegen den Krieg in Afghanistan teilnehmen. In Hamburg bin ich bereits im Kampf gegen ein neues Kohlekraftwerk aktiv. Momentan denken wir über eine breite Kampagne gegen sozialen Kahlschlag in Hamburg nach.

Welche persönlichen Erfahrungen können Ihnen den Start als Parlamentarier erleichtern?

Ich habe bei Greenpeace, in Forschungsprojekten an der Universität und bei den Vereinten Nationen immer an Schnittstellen zwischen Politik und Wissenschaft gearbeitet. Dabei habe ich auch viel über Kampagnenplanung, Strategie und Taktik gelernt - ich bin mir sicher: Was wir bei Greenpeace geschafft haben, das kann DIE LINKE auch!

Was würden Sie in ihrer ersten Bundestagrede der Kanzlerin gern einmal sagen?

Das ist so viel, das passt gar nicht in fünf Minuten. Aber vielleicht eines: Sie soll doch mal für vier Wochen versuchen, vom Hartz-IV-Regelsatz zu leben, bevor sie das nächste Mal wieder für Hartz IV stimmt.

Wie wollen Sie sich davor schützen, im Raumschiff Bundestag die Bodenhaftung zu verlieren?

Ich werde noch mehr als sonst auf der Straße aktiv sein. Wenn politische Arbeit sich auf Talkshows und Kleine Anfragen beschränkt, verliert man wahrscheinlich ganz schnell den Sinn für das wirkliche Leben. Und natürlich zähle ich auf meine Freunde und Genossinnen hier in Hamburg. Die holen mich hoffentlich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen, falls ich mal abzuheben drohe.

Alle Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE spenden bisher Ihre Diätenerhöhung. Wofür wollen Sie sich persönlich besonders engagieren?

Für Gruppen, mit denen ich in Kampagnen zusammenarbeiten werde, zum Beispiel die Initiative gegen das Kohlekraftwerk in Hamburg oder für die Kampagne gegen den Krieg in Afghanistan. Aber auch die Kampagne für ein Sanktionsmoratorium bei Hartz IV oder Flüchtlingsarbeit würden mir als Erstes einfallen.