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»Private Pflegeversicherung ist ein Auslaufmodell«

Nachricht von Pia Zimmermann,

Die Abwanderung aus der privaten Plegeversicherung hält auch im sechsten Jahr in Folge an. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf Schriftliche Fragen von Pia Zimmermann hervor. Zudem sind die Verwaltungskosten pro Person für Privatversicherte deutlich höher als für Menschen, die in die soziale Plfegeversicherung einzahlen. Sozial Pflegeversicherte zahlen knapp 22 Euro im Jahr Verwaltungskosten, Privatversicherte aber gut 38 Euro. Durch Überführung der privat Pflegeversicherten in die soziale Pflegeversicherung könnten 1500 zusätzliche Stellen in der Pflege finanziert werden – ohne Beitragserhöhung.

Pia Zimmermann, pflegepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, kommentiert:

"Die private Pflegeversicherung ist ein Auslaufmodell. Sie verzeichnet das sechste Jahr in Folge einen Rückgang ihrer Versicherten. Es ist ein System, mit dem sich Menschen mit hohen und höchsten Einkünften der solidarischen Finanzierung der Pflege entziehen können. Es ist unverständlich, warum Deutschland dies als einziges Land der Welt aufrechterhält. Im Unterschied dazu ist die Soziale Pflegeversicherung nicht nur solidarisch, sondern auf Grund der niedrigeren Verwaltungskosten auch effizienter. Eine Überführung der Privaten in die soziale Pflegeversicherung setzt auf einen Schlag 150 Millionen Euro Verwaltungskosten frei. Geld, das für die Verwendung in der Pflege dringend gebraucht wird. Die Integration der PPV in die SPV muss im Interesse der Versorgung in der Pflege umgehend vollzogen werden.“


Fragestellung

Auf Basis der letztverfügbaren Zahlen zur Anzahl der Versicherten, der Einnahmen & Verwaltungskosten in der Sozialen und der Privaten Pflegeversicherung (SPV & PPV) sollen Aussagen zur Effizienz beider Zweige und zur Zukunftsfähigkeit der PPV getroffen werden.

Antworten der Bundesregierung

 

  • Anzahl der Versicherten:

Die Anzahl der Versicherten in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) steigt zw. 2011 und 2018 von 69,62 auf 72,8 Mio. (+4,57%). In der Privaten Pflegeversicherung ist demgegenüber ein Rückgang um -2,93% von 9,52 auf 9,24 Mio. Versicherte zu verzeichnen (Anhang Tabelle 1 bzw. F 506). Seit 2013 und damit das sechste Jahr in Folge hat die PPV damit Rückgänge zu verzeichnen.

 

  • Einnahmen (Beiträge und Gesamteinnahmen)

In der SPV steigen die Beitragseinnahmen zw. 2011 und 2018 von 22,13 auf 37,65 Mrd. Euro und damit um 70,13% (Tab. 1; F 504 - 506); die Gesamteinnahmen unterscheiden sich in der SPV nur geringfügig: Anstieg von 22,24 auf 37,72 Mrd., +69,60% (Tab. 2.1; F 504 - 505).

In der PPV steigen die Beitragseinahmen von 2,1 auf 2,56 Mrd. Euro und damit um 21,90% (Tab. 1); die Gesamteinnahmen steigen von 3.41 auf 4,07 Mrd. und damit um 19,52% (Tab. 2.2).

 

  • Entwicklung der durchschnittlichen Beiträge

In der SPV steigen die monatlichen Beiträge zw. 2011 und 2018 von 26,49 Euro auf 43,09 Euro bzw. um +62,67% (Tab. 1; 506). In der PPV ist ein Anstieg von 18,38 Euro auf 23,09 Euro zu verzeichnen, +25,63% (ebd.).

 

  • Verwaltungskosten (und Abschlusskosten bei der PPV) absolut

In der SPV steigen die Verwaltungsausgaben insgesamt zwischen 2011 und 2018 von 1,03 auf 1,59 Mrd. Euro und damit um +54,37% (Tab. 2.1; F 504 – 505). Der Anstieg in der PPV fällt mit +25,13% (von 199 Millionen auf 249 Mio.) deutlich geringer aus.

Die absolute Höhe der Abschlusskosten in der PPV bleibt im Betrachtungszeitraum praktisch konstant; sie wachsen minimal von 102 Mio. auf 103 Mio. Euro und damit um +0,98% (Tab. 2.2; F 504 - 505).

In der Summe der Verwaltungs- und Abschlusskosten führt dies zu einem Anstieg von 301 auf 352 Mio. (+16,94%; Tab. 2.2; F 504 – 505).

 

  • Anteil der Verwaltungskosten an den Gesamteinnahmen

Auf Grund des stärkeren Anstiegs der Gesamteinnahmen der SPV (+69,6%) gegenüber dem Anstieg der Verwaltungskosten (+54,37%) sinkt deren Anteil an den Gesamteinnahmen von 4,6% auf 4,2% – das ist ein relativer Rückgang um -8,7% (Tab. 2.1; F 504 – 505).

In der PPV geht der Anteil der Verwaltungs- und Abschlusskosten an den Gesamteinnahmen von 8,82% auf 8,63% und damit relativ um -2,16% zurück (Tab. 2.2.).

Dieser Rückgang ist auf die Konstanz bei den Abschlusskosten zurückzuführen. Der Anteil der Verwaltungskosten an den Gesamteinnahmen steigt von 5,8% auf 6,1% – ein relativer Anstieg um +5,17% (ebd.).

Sowohl beim Vergleich der (reinen) Verwaltungskosten im Jahr 2018 (Punktbetrachtung) schneidet die SPV besser ab (SPV: 4,2%, PPV: 6,1%), wie auch bei der Entwicklung im Betrachtungszeitraum (SPV: -8,7%, PPV: +5,17%), (Tab. 2.1. & 2.2.).

 

  • Verwaltungskosten pro Jahr pro versicherter Person

In der SPV steigen die Verwaltungskosten pro Jahr pro versicherter Person von 14,79 Euro auf 21,84 Euro, +47,62% (Tab. 2.1). Mit +28,90% fällt der Anstieg in der PPV zwar geringer aus; mit jährlich 26,95 Euro zahlten die privat Pflege-Versicherten aber immer noch einen höheren durchschnittlichen absoluten Betrag als die Versicherten in der SPV. Werden die Abschlusskosten mit berücksichtigt, liegt der Betrag in der PPV bei 38,09 Euro (Tab. 2.2; F 504 – 506).

 

  • Verwaltungskostenüberhang in der PPV im Vergleich zur SPV und Anzahl damit finanzierbarer Stellen

Würden die reinen Verwaltungskosten/Gesamtverwaltungskosten in der PPV auf das Niveau der SPV abgesenkt, könnten mit den damit „frei werdenden“ 47 bzw. 150 Millionen Euro bspw. Stellen in der Pflege finanziert werden. Bei einem Arbeitgeber-Brutto von 100.000 Euro pro Jahr wären damit über 470 bzw. über 1500 Stellen finanzierbar – ohne eine einzige Beitragserhöhung (Tab. 3).


Anhang: Tabellen (PDF)