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Ostdeutschland: Knapp vier Millionen Menschen wanderten ab

Nachricht von Sabine Zimmermann,

Im Zeitraum von 1991 bis 2019 sind insgesamt 3.860.899 Menschen aus den neuen Ländern in das frühere Bundesgebiet (ohne Berlin) gezogen. Die größte Gruppe bildeten mit 1.781.832 die 18 bis unter 30-Jährigen.

Umgekehrt zogen aus dem früheren Bundesgebiet von 1991 bis 2019  2.632.119 Personen in die neuen Länder (ohne Berlin). Unter dem Strich siedelten 1.228.780 Menschen mehr von Ost- nach Westdeutschland über als in die andere Richtung.

Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin und Sozialexpertin der Bundestagsfraktion DIE LINKE erklärt dazu:    

"Die Bevölkerungsverluste Ostdeutschlands und der Fortzug von Millionen Richtung Westen seit der Wende sind das Ergebnis ungleicher Lebensverhältnisse. Viele Ostdeutsche haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt, um Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhnen zu entrinnen. Das ist nur allzu verständlich. Nicht nachvollziehbar ist aber, dass die Bundesregierung jahrzehntelang nicht in der Lage war, gleiche Lebensverhältnisse herzustellen. Das Ausbluten des Ostens über viele Jahre zieht neue Probleme nach sich. Entvölkerte Regionen, damit einhergehend ein weiterer Rückbau von sozialer und kultureller Infrastruktur, die viele Städte und Gemeinden unattraktiver macht und somit die Abwanderung weiter befördern. Dazu kommen immer noch regelmäßig die Schließung von Unternehmensstandorten und der Verlust von Arbeitsplätzen, wie zum Beispiel jüngst das Haribo-Werk im sächsischen Wilkau-Haßlau. So kann und darf es nicht weitergehen."

Zimmermann weiter:

"Die Bundesregierung muss endlich aufwachen und mehr für die Angleichung der Lebensverhältnisse tun. Der Arbeitsmarkt ist dafür ein wesentlicher Schlüssel. Ausreichend gute Arbeit muss, ob in Ost- oder Westdeutschland, zur Verfügung stehen. Die Bundesregierung muss eine höhere Tarifbindung ermöglichen, die im Osten noch geringer als im Westen ist. Es braucht bessere Regelungen zur Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen. Dass im Osten oft bei gleicher Tätigkeit in der gleichen Branche noch deutlich weniger als im Westen gezahlt wird, muss 30 Jahre nach der Wende endlich überwunden werden. Zudem muss der allgemeine Mindestlohn in einem ersten Schritt auf 12 Euro die Stunde erhöht werden. Davon würden ostdeutsche Beschäftigte angesichts der großen Verbreitung von niedrigsten Löhnen in besonderem Maße profitieren."