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Madhouse - ein wichtiges Modellprojekt!

Im Wortlaut von Nicole Gohlke,

Nicole Gohlke (2.v.r.) zu Besuch im Madhouse Beratungszentrum für Sinti und Roma in München

Von Nicole Gohlke

Gemeinsam mit Roberto Paskowski, Bezirkstagskandidat für DIE LINKE und dem einzigen Sinto in Bayern, der diesen Herbst für ein politisches Mandat kandidiert, trafen wir uns zum Gespräch im Madhouse Beratungszentrum für Sinti und Roma.

Seit 1987 gibt es in München die Madhouse gemeinnützige GmbH als Einrichtung der Jugendhilfe in München. Inzwischen wird neben überregionaler ambulanter Erziehungshilfe auch Familien-, Ehe- und Erziehungsberatung für die rund 10.000 Sinti und Roma in München angeboten.

Alexander Diepold leitet als Sinto die Einrichtung und bildet Sinti und Roma zu sogenannten Mediator/innen aus. Diese begleiten Kinder und Familie durch Ämter, Schulen, Ausbildung und durch den Alltag. Rassistische Diskriminierung und Anfeindungen gegen "Zigeuner" sind nach wie vor in der Mehrheitsgesellschaft tief verankert, was es für Familien der Sinti oder Roma sehr schwer macht, ihre Kinder durch den "normalen" Bildungsweg zu begleiten. Kinder von Sinti und Roma werden dreimal so häufig in Förderschulen versetzt wie andere Kinder. Die Mediator/innen stehen darum auch für andere Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrerinnen und Lehrer als Ansprechpartner/innen für alle Fragen der Sinti- und Romakultur zur Verfügung.

Die meisten Familien haben viele Angehörige in den KZs der Nazis verloren, und die meisten erinnern sich noch an die eigene Kindheit als Ausgestoßene. Die rassistisch motivierte Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma durch die Nazis wurde erst 1982 von der Bundesrepublik offiziell anerkannt. Das Madhouse ist derzeit ein wichtiges Modellprojekt in Deutschland und eine große Chance für viele Familien, über den Zugang zu Bildung auch einen Zugang zur Arbeitswelt und in die restliche Gesellschaft zu suchen.

Die viel größere Hürde für Sinti und Roma zu mehr Bildung und Beteiligung sind aber rassistische Vorurteile, Ausgrenzung und Ignoranz. DIE LINKE zeigt Antiziganismus die rote Karte.

linksfraktion.de, 22. August 2013

 

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