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Leiharbeit ist schlecht bezahlt, unsicher und gesundheitsgefährdend

Im Wortlaut von Susanne Ferschl,

Fast zwei Drittel der rund 700.000 Leiharbeitnehmer*innen in Vollzeit arbeiten für einen Niedriglohn. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Susanne Ferschl hervor.


Von Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag


Leiharbeit ist schlecht bezahlt, unsicher und belastet die Gesundheit stärker als reguläre Beschäftigung. Leiharbeit ist auch kein Sprungbrett in eine Festanstellung, Vorteile bietet diese Beschäftigungsform allein Unternehmen. Diese können Arbeitskräfte flexibel einsetzen und ohne soziale Verantwortung wieder loswerden. In der Corona-Krise haben Leiharbeitskräfte als Erste ihren Job verloren. Wurden sie in Kurzarbeit geschickt, erhielten sie trotz teilweise hoher Tarifabdeckung in der Branche keinen Zuschlag zum Kurzarbeitergeld. Das alles zeigt überdeutlich: Leiharbeit ist und bleibt ein Instrument zum Lohndumping. DIE LINKE. im Bundestag fordert gleichen Lohn für gleiche Arbeit ab dem ersten Tag und einen Flexibilitätszuschlag für Beschäftigte. Langfristig wollen wir Leiharbeit abschaffen. Denn Leiharbeit ist das Gegenteil von guter Arbeit.

Nicht nur, dass Leiharbeitskräfte zu wenig verdienen, sind sie auch stärkeren psychischen sowie physischen Belastungen ausgesetzt. Sie haben zudem einen geringen Handlungsspielraum bei ihrer Arbeit als andere abhängig Beschäftigte. So können sie seltener ihre eigene Arbeit planen, Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen und so gut wie nie  entscheiden, wann sie Pause machen möchten.

Verdienstlücke wächst weiter

Zwei Drittel der Leiharbeitskräfte arbeiten im Niedriglohnbereich und verdienen monatlich weniger als 2.267 Euro pro Monat. Dieser hohe Anteil hält sich seit Jahren unverändert. Die Bruttoentgelte von Leiharbeitenden lagen zum Stichtag 31.12.2019 im Mittel um 1.418 Euro (41,7%) unterhalb des Median-Bruttolohns von festangestellten Vollzeitbeschäftigten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verdienstlücke weiter gewachsen.

Fast die Hälfte der Leiharbeitskräfte mit einem beruflichen oder akademischen Abschluss arbeitet unterhalb ihrer formalen Qualifikation und verrichtet Helfer- und Anlerntätigkeiten. Diese Beschäftigungsform trägt dazu bei, erworbene Qualifikationen zu entwerten und erschwert den Übergang in eine sichere und besser bezahlte Beschäftigung. Das belegen auch die Zahlen, denn Leiharbeit ist nachweislich keine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt: Im Jahr 2019 fanden lediglich 34 Prozent der vormaligen Leiharbeitskräfte 90 Tage nach Beendigung des Leiharbeitsverhältnisses eine sozialversicherungspflichtige Stelle außerhalb der Leiharbeit, 38 Prozent blieben 90 Tage nach Beendigung eines Leiharbeitsverhältnisses arbeitslos, 21,2 Prozent arbeiteten erneut als Leiharbeitskraft und 6,6 Prozent in einer geringfügigen Beschäftigung.

Hinzukommt, dass der Anteil von Ausländer*innen in der Leiharbeit kontinuierlich steigt und sie verdienen noch weniger als deutsche Leiharbeitnehmer.