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Kein Gegeneinander von Agrarwirtschaft und Naturschutz

Nachricht von Kirsten Tackmann, Heidrun Bluhm-Förster, Ralph Lenkert,

Ein volles Haus, engagierte, hochkarätige Referent*innen und Diskutanten aus Politik, Wissenschaft und Praxis, dazu ein hochaktuelles, brisantes Veranstaltungsthema – besser konnte der Auftakt der Veranstaltungsreihe „Neue Wege übers Land“ kaum laufen.

Die Abgeordneten Heidrun Bluhm, Kirsten Tackmann und Ralph Lenkert hatten zum Thema „Agrarumweltpolitik in Deutschland“ am 7. März nach Sömmerda in Thüringen eingeladen. Gemeinsam mit dem umweltpolitischen Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Thüringer Landtag, Tilo Kummer, und einem prominent besetzten Podium mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Agrar- und Umweltverbänden führten sie über fünf Stunden durch eine anspruchsvolle, breit gefächerte, oft auch kontroverse Diskussion. Als besonderer Gast lieferte Birgit Keller, die Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, den landespolitischen Auftakt zur Veranstaltung. Sie wandte sich gegen die Forderung, Investitionen in den ländlichen Raum Ostdeutschlands  zugunsten der Metropolen umzuschichten, wie sie kürzlich in der Studie „Vereintes Land“ des Leibnitz-Instituts Halle vorgebracht wurde.

Als wissenschaftliches Rätselraten über die Ziele der europäischen Agrar-und Umweltpolitik nach 2020 charakterisierte Professor Weingarten, Leiter des Instituts für Ländliche Räume am Thünen Institut, den gegenwärtigen Erkenntnisstand über die europäischen Vorstellungen zur Veränderung der Agrarpolitk nach 2020. Dies betreffe insbesondere deren Auswirkungen auf die Zukunft der ländlichen Räume. Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen forderte eine deutliche Umschichtung europäischer Agrarfördermittel zu Gunsten des Umwelt- und Naturschutzes, und Dr. Jürgen Metzner, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, machte sich für eine stärkere Gemeinwohlorientierung der Landwirtschaft in dem Sinne stark, dass Landwirt*innen über eine „Gemeinwohlprämie“ stärker zu „unrentierlichen“ Umweltschutzmaßnahmen auf ihren Nutzflächen motiviert werden sollen.

Linke Positionen aus bundes-und landespolitischer Sicht zu Wechselwirkungen von agrar- und umweltpolitischen Zielsetzungen sowie deren Effekte für die Bewältigung sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen prägten die Diskussionen und Pausengespräche. Dabei war Konsens, dass Agrarwirtschaft, Natur-und Umweltschutz nicht gegeneinander agieren dürfen. Allen Beteiligten war gleichzeitig bewusst, dass daran in der Praxis noch viel gearbeitet werden müsse. Insbesondere der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Dr. Klaus Wagner, machte das mit seinen engagierten Rede- und Diskussionsbeiträgen immer wieder deutlich. Wie das beispielhaft gelingen kann, demonstrierte er bei einem abschließenden Besuch des von seiner Agrargenossenschaft betriebenen Naturschutzprojektes Moorlandschaft „Alperstedter Ried“.

Mehrere Referenten sprachen der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag ihre Anerkennung dafür aus, dass sie sich öffentlich dem brisanten Spannungsverhältnis von Agrar- und Umweltpolitik stelle. Ansonsten täte das keine der im Bundestag vertretenen Parteien. Künftig wird die Fraktion DIE LINKE vierteljährlich an wechselnden Orten zur Zukunft der ländlichen Räume diskutieren.