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Innovation und Bürokratie – Gesundheitstag in Ingolstadt

Im Wortlaut von Eva Bulling-Schröter,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Harald Weinberg und Eva Bulling-Schröter vor dem Klinikum Ingolstadt

 

Von Eva Bulling-Schröter

 

Als Wahlkreisabgeordnete ist mir das Klinikum Ingolstadt mit seinen ca. 3.000 Beschäftigten bestens bekannt. Mit dem neugewählten Betriebsrat hatte ich allerdings erst wenig Kontakt. Auch deshalb ist mir der Besuch im Ingolstädter Klinikum heute sehr wichtig. Beim Besuch der Klinik begleitete mich Harald Weinberg, der Obmann für Gesundheitspolitik der Fraktion.

Der Geschäftsführer der verschiedenen Betriebe des Klinikums Ingolstadt ist ein anerkannter Fachmann zum Thema Krankenhausfinanzierung (wäre ja auch fatal wenn nicht), und so kommen wir in den Genuss, sozusagen aus erster Hand die schizophrenen Auswirkungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes kennen zu lernen. Haarsträubend wird es, wenn es um die Kosten für Notfallpatienten geht. Das Krankenhaus muss natürlich alle Notfallpatienten aufnehmen. Wenn aber dann eine Überbelegung des Hauses vorliegt, erhält das Klinikum nur noch 30% der Behandlungskosten für den jeweiligen Fall. Schilda lässt grüßen! Klagen sind vorprogrammiert.

Große Sorgen machen sich Betriebsrat und Geschäftsleitung um die Qualität in den Pflegeheimen. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Hausärzte hier vermehrt einschalten könnten. Viele unnötige Klinikaufenthalte könnten dadurch verhindert werden.

Der Aufwand für die Dokumentationen und die Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherer (MdK) ist mittlerweile gigantisch. Trotzdem wird nur ein kleiner Teil (unter 15%) wirklich geprüft.

Wir hören erstaunt, dass das MRSA-Screening (die Untersuchung neu ins Krankenhaus aufgenommener Patienten auf den gefährlichen antibiotika-resistenten MRSA-Erreger) nicht von den Krankenkassen bezahlt wird. Bei einem derart großen Krankenhaus erschreckt mich das doch sehr – die Gesundheit der Patienten und die Vermeidung weiterer Ansteckungen unter den übrigen Patienten sollten die Kosten der Prävention allemal wert sein. In welcher Welt leben denn eigentlich die EntscheiderInnen? Das darf doch wirklich nicht wahr sein. Müssen erst „Münchner Verhältnisse“ herrschen, damit sich da was rührt?

Im Bereich der Ausbildung haben sich BetriebsrätInnen und Geschäftsleitung viele Gedanken gemacht. So soll es auch im Klinikum eine neue Ausbildungsrichtung geben: die Operationstechnische Assistentin (OTA). Geplant ist ab 2013 auch die Zusammenarbeit mit der Uni Eichstätt im therapeutischen Bereich sowie mit der FH Ingolstadt im technischen Bereich.

Natürlich werden die SchülerInnen und StudentInnen davon profitieren, wenn sie die Praxis kennenlernen. Ein Beispiel der Geschäftsleitung war hier die Radiologie. Geräte, deren Anwendung in der Schule unterrichtet wird, gibt es in der Klinik gar nicht mehr, weil die schon überaltet sind. 

Zum Abschluss wurde noch über die anstehende Generalsanierung des ca. 40 Jahre alten Gebäudes gesprochen. Dies soll in den nächsten Monaten beginnen. Es wird bei laufendem Betrieb eine logistische Herausforderung werden. 

Auf meine Frage, wie energieeffizient dies dann werde, habe ich wiederum eine erstaunliche Antwort bekommen: Wenn wir die Fassaden mit Photovoltaik bestücken, bringt das dem Klinikum gar nichts. Das Geld würde dann der Freistaat einstecken. Ich hoffe, sie machen das trotzdem. Wäre doch schön: „Klinikum energieautark“!

 

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