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Im neuen Schul- und Kitajahr gesunde Ernährung für Alle

Nachricht von Karin Binder,

 

Mittags in einer Schulkantine in Deutschland: Schülerinnen und Schüler sitzen vor leeren Tellern, weil ihre Eltern seit langem den Eigenbeitrag fürs Schulessen nicht gezahlt haben. Während sie kein Essen erhalten, rätseln andere, ob sie das lieblos verkochte Gemüse vor sich überhaupt essen sollen oder nicht -  genügend Vitamine und Ballaststoffe können sie aus der Nahrung sowieso nicht gewinnen. An anderen Schulen besorgen sich die Schülerinnen und Schüler ihr Essen mittags in Kiosken oder Fastfood-Restaurants, da an ihrer Schule erst gar kein Essen angeboten wird. Eltern, die am Wochenende mittags mit ihren Kindern gemütlich zusammen essen, reiben sich verwundert die Augen, da ihre Kinder schon nach fünf Minuten den Teller leergeputzt haben. Auf Nachfrage erfahren sie dann, dass die Schulkantine nur einem Drittel der Schüler Platz böte, deswegen würde jetzt in drei Schichten „gegessen“ und da die Pause nicht länger sei, müsse alles „etwas schneller“ gehen – Ereignisse, wie sie sich täglich im Kita- und Schulalltag ereignen und fälschlicherweise fast schon als normal empfunden werden.

Kinder sind unsere Zukunft, und Eltern bringen für ihre Kinder fast jedes Opfer. Doch beim Kita- und Schulessen scheint es Ausnahmen zu geben. Dabei haben etliche Studien bewiesen, wie wichtig gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche ist, da andernfalls Erkrankungen drohen. Zuletzt wies Stiftung Warentest nach der Veröffentlichung einer Studie der Hoch­schule für Angewandte Wissenschaften Hamburg darauf hin, dass sich nicht einmal jede dritte Kita in Deutschland an die Qualitätskriterien der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) hält.

Pünktlich vor den Sommerferien hat die Fraktion DIE LINKE die Lösung des Problems geliefert und einen Antrag im Bundestag eingebracht: Bundesprogramm Kita- und Schulverpflegung – Für alle Kinder und Jugendlichen eine hochwertige und unentgeltliche Essensversorgung sicherstellen. Anspruch des Antrags ist, die untragbare Ist-Situation an deutschen Kitas und Schulen zu lösen. Er stellt das Ergebnis vieler Gespräche mit Schülern, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen, Caterern und Trägern von Einrichtungen dar: Das frisch zubereitete Essen soll bundesweit einheitlichen und verpflichtenden Qualitätsstandards unterliegen, die auch kontrolliert werden. Die Aufträge sollen nicht an den günstigsten Anbieter vergeben werden, sondern vor den Ausschreibungen muss festgestellt werden, wie viel eine gesunde Ernährung pro Person kostet, und danach wird der Auftrag an den vergeben, der die vollwertigste und gesündeste Ernährung dafür liefert. Darüber hinaus soll Ernährung fächerübergreifend in den Lern- und Erziehungsalltag einziehen. Küchen sollen errichtet, Personal eingestellt werden. Die Kosten hierfür werden auf 4,50 Euro pro Kind pro Tag beziffert. 

In der ersten Debatte im Bundestag kamen von den anderen Fraktionen reflexartige Einwände: zu teuer, die Zuständigkeit des Bundes sei nicht gegeben, die Kosten müssten anders verteilt werden. Doch die Wahrheit ist schlicht und ergreifend: Wäre der politische Wille bei den anderen Fraktionen gegeben, könnte es mit ihrer Zustimmung bundesweit eine hochwertige und unentgeltliche Essensversorgung an Kitas und Schulen geben. Würden im Übrigen die Subventionierung großer Dienstwagen und die unwirksame Bezuschussung von Elektroautos eingestellt, wäre mehr Geld als benötigt vorhanden. Die ernährungs- und verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Karin Binder, bringt es auf den Punkt: „Wer beim Schulessen geizt, verdirbt die Bildung.“ Der Antrag wird nach der Sommerpause in den Ausschüssen beraten und soll noch im September dieses Jahres abgestimmt werden.

 

linksfraktion.de, 10. August 2016