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Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift »Not for sale, Bernie« an einen Zaun © REUTERS/Adrees LatifFoto: REUTERS/Adrees Latif

Hillary Clinton hat eine linke Alternative zu Donald Trump verhindert

Im Wortlaut von Sevim Dagdelen,

Von Sevim Dagdelen, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Vor einem Jahr, am 8. November 2016, wurde Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt. Maßgeblich mitverantwortlich für den Sieg der Republikaner und den Einzug des Immobilien-Moguls ins Weiße Haus ist nicht zuletzt Hillary Clinton. Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten hatte bei den Vorwahlen ihren parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders durch Manipulationen ausgebootet. Der charismatische Linke wäre im Gegensatz zur Mainstream- und Wall-Street-Frau eine tatsächliche Alternative zum Milliardär Trump gewesen.

Erinnern wir uns: Sanders hatte nach dem Motto „Feel The Bern“ und einer ausgefeilten politischen Kampagne Millionen Menschen begeistert. Der Zuspruch für seine sozialen Forderungen und für seine Absage an die Kriegspolitik Washingtons wuchs von Tag zu Tag, von Bundesstaat zu Bundesstaat. Nicht durch die Wähler, sondern durch parteiinterne Intrigen und Rochaden der Demokraten wurde Bernie Sanders gestoppt. In ihrem jetzt erscheinenden Buch „Hacks: The Inside Story of the Break-ins and Breakdowns That Put Donald Trump in the White House” enthüllt die frühere Parteichefin der Demokraten, Donna Brazile, die Machenschaften und Manipulationen des Clinton-Lagers. Sie schreibt von „interner Korruption“.

Bereits seit August 2015 hat es demnach einen Deal mit der Parteiführung der Demokraten gegeben – also fast ein Jahr, bevor Clinton als Kandidatin nominiert war. Clinton hatte demnach weitreichende Befugnisse über die Gelder des DNC, der nationalen Organisation der Demokratischen Partei. „Hillary kontrollierte die Finanzen der Partei, ihre Strategie und sämtliche Spendengelder“, so Brazile. Nicht nur das. Clintons Mannschaft hatte sich das Recht gesichert, wichtige Personalfragen selbst zu entscheiden. Der DNC wiederum musste fast alles von Clintons Inner Circle absegnen lassen – selbst Presseerklärungen der Parteivorsitzenden.

Brazile kommt zu dem plausiblen Schluss, dass mit derlei Agieren der Kampagne von Bernie Sandes großer Schaden zugefügt worden ist. Das sei kein krimineller Akt gewesen, schreibt die frühere Spitzenpolitikerin, aber es habe die Integrität der Partei kompromittiert.

Die politischen Folgen der Intrige einer vermeintlichen Demokratin gegen die Demokratie reichen weit und werden noch lange Auswirkungen haben. Gleichzeitig unterstreicht der Coup aber auch: Linke Alternativen sind möglich, wenn sie nicht sabotiert werden.