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Ein Arzt und eine Krankenschwester hinter zwei Reihen Betten mit Babys in der Neugeborenenstation in einem Krankenhaus in Halle © picture alliance/ZB/Waltraud GrubitzschFoto: picture alliance/ZB/Waltraud Grubitzsch

Hände weg von Frauenkliniken und Geburtsstationen!

Nachricht von Jan Korte,

Von 1173 Fachabteilungen mit Kreißsaal fielen in den letzten 20 Jahren 395 weg. Dieser Kahlschlag um ein Drittel übersteigt deutlich den Wegfall von Krankenhäusern, deren Zahl um 15 Prozent zurückging. Kliniken haben ihre Geburtsstationen also gestrichen. Der noch deutlichere Rückgang der Betten von 51.312 auf 28.195 steht ebenfalls in keinem Verhältnis zum Rückgang aller Krankenhausbetten in Höhe von nur 13 Prozent. Dabei wurden 1998 rund 779.000 Kinder geboren, 2018 waren es mit rund 773.000 fast genauso viele. Das geht aus der Antwort [PDF] der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Jan Korte hervor.

"In 20 Jahren sind ein Drittel der Frauen- und Geburtshilfestationen dichtgemacht worden und nur noch die Hälfte der Betten steht zur Verfügung. Ausgerechnet in der medizinischen Versorgung von Frauen ist doppelt so viel gestrichen worden wie im Durchschnitt der Krankenhäuser", fasst Jan Korte die Zahlen zusammen und fordert: "Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass Krankenhäuser weder Angebot noch Qualität an der Wirtschaftlichkeit von Abteilungen festmachen, sondern am Bedarf in der Bevölkerung. Und erst recht darf die Behandlung oder die Verweildauer von Müttern auf der Station nicht daran festgemacht werden, ob sie lukrativ ist oder nicht."

Das Gesundheitsministerium verweist in seiner Antwort auf die Zuständigkeit der Länder. Korte kontert: "Die Anreize für eine gewinnorientierte Ausrichtung der Krankenhäuser hat sie mit dem System der Kostenpauschalen selber geschaffen. Es ist geradezu absurd, an diesem System festzuhalten und seine Löcher ständig mit Förderprogrammen zu flicken, oder - wie aktuell - in einer Krise drei Milliarden Euro reinzubuttern. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass das Gesundheitssystem nicht nach Marktkriterien funktionieren kann. Man sollte auch nicht weiter so tun, sondern es zu einem patientenorientierten System umbauen, das Krankenhäusern die anfallenden Kosten der Behandlung erstattet - keinen Cent weniger, aber auch keinen mehr."