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Gute Bildung öffnet allen Türen

Kolumne von Agnes Alpers,

Von Agnes Alpers, Mitglied der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag aus Bremen und Sprecherin für berufliche Aus- und Weiterbildung

Wieder einmal sieht die Bilanz des Bildungsberichtes düster aus. Wieder einmal wird deutlich, wie sehr der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abhängig ist und wie sehr das deutsche Bildungssystem soziale Ungleichheiten festschreibt. Insgesamt erhöht sich zwar der Bildungsstand, aber die sozialen Unterschiede beim Zugang zu höherer Bildung und zu Arbeit sind gleichbleibend hoch. Der Zusammenhang von Bildung und Zugang zum Arbeitsmarkt wird im Bildungsbericht recht ausführlich behandelt.

Es wird festgestellt: Die Arbeitsmarktrisiken sind insgesamt angestiegen, und die Schere zwischen niedrig und höher qualifizierten Personen öffnet sich weiter. Personen ohne beruflichen Abschluss sind dreimal so oft nicht erwerbstätig wie Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Es bestehen deutliche Arbeitsmarktnachteile für hoch qualifizierte Personen mit Migrationshintergrund und für Frauen. Bildung ist der Türöffner für die Arbeitswelt, so heißt es. Bildung kann aber auch Türen verschließen. Im mehrgliedrigen Schulsystem wird soziale Ausgrenzung tagtäglich praktiziert - wie bei Aschenputtel: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.

Aktuelle Entwicklungen in den Bundesländern führen derzeit zur Zusammenlegung von Real- und Hauptschule. Die neuen Schulformen heißen dann in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, beispielsweise Sekundarschule, Mittelschule, Oberschule, Regelschule, verbundene Haupt- und Realschule, erweiterte Realschule, Stadtteilschule, Regionalschule, Realschule Plus und neuerdings Mittelstufenschule. Bewegung innerhalb der Schulstrukturen beziehungsweise in der Schulpolitik ist ja durchaus etwas Positives. Das so genannte Zwei-Säulen-Modell führt aber letztendlich wieder dazu, dass die Schülerinnen und Schüler eingeteilt werden – es gibt das Gymnasium und eine Art Restschule. Die Widerstände, die sich gegen grundlegende Veränderungen der Schulstruktur und das gemeinsame Lernen aller auftun, sind enorm. So hat es auch das Ergebnis der Volksabstimmung zur längeren gemeinsamen Primarschulzeit in Hamburg gezeigt. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat in diesem Fall die Schule für alle abgewählt.

Für uns LINKE ist ganz klar: Das Zwei-Säulen-Modell ist keine wahrhaftige Alternative zur inklusiven Gemeinschaftsschule. Die Institution Gymnasium und somit die Spaltung der Gesellschaft bleibt erhalten.

Parallel zu all diesen aktuellen Entwicklungen erleben wir eine schwarz-gelbe Regierung, die vollmundige Versprechungen macht und von der "Bildungsrepublik Deutschland" spricht. Die Forderung danach ist jedoch genauso blass wie die Taten von Union und FDP in Bildungspolitik. Sie spucken große Töne und verabschieden dann ein Bildungspaket, welches zum einen von der sozialpolitischen Debatte um die Hartz IV-Regelsätze ablenken soll und zum anderen die Privatisierung von Bildung, insbesondere der Nachhilfe, vorantreibt. Bildung hat bei der schwarz-gelben Bundesregierung keine Vorfahrt. Hingegen aller Versprechungen, in der Bildung nicht zu sparen, wird im Bereich der beruflichen und der Weiterbildung kräftig gekürzt.

Die Einsparungen im Bildungsbereich und die Privatisierung von Bildung trifft natürlich diejenigen am härtesten, die ohnehin schon schlechter gestellt sind. Das sind Menschen, die in Armut, von Hartz IV oder einem geringen Lohn leben. Die Bildungsfrage ist immer auch eine soziale Frage. In meiner Heimatstadt Bremen, aber auch in Hamburg erleben wir das Problem der sozialen Entmischung sehr stark. In Bremen lebt jedes dritte Kind in Armut, in Bremerhaven sind es sogar 40 Prozent aller Kinder. Das Aufwachsen in einem bestimmten Stadtteil und der Besuch bestimmter Schulen legen den Grundstein für das weitere Leben.

Wir als LINKE haben alle Kinder im Blick. Wir bleiben an der Schule für alle dran. Wir setzen uns für ein sozial gerechtes Bildungssystem ein, in welchem nicht der Geldbeutel, die soziale Herkunft der Eltern den Bildungsweg und –erfolg maßgeblich bestimmen. Wir wollen gute Bildung für alle von Anfang an - lange gemeinsam miteinander und voneinander lernen und qualitativ so hochwertig, dass alle gute Bildungsabschlüsse erzielen. Gute Bildung ist nicht nur das Fundament zur Teilhabe an Gesellschaft, sondern auch die Grundlage für gesellschaftliche Zukunft. Wir streiten weiter für gute und gebührenfreie Bildung für alle von Anfang an und lebenslang.