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Ein Arbeiter mit gelbem Helm unter seinem linken Arm hebt zustimmend den rechten Daumen © iStock/milanvirijevic

Gute Arbeit für Alle!

Im Wortlaut von Susanne Ferschl,

Ein häufiger Vorwurf unserer politischen Gegner*innen ist, dass Forderungen der LINKEN realitätsfern seien – wir würden gar nicht auf die reale Arbeitswelt Rücksicht nehmen. Unsere Vorstellungen müsse man sich leisten können. In Zeiten der Krise brauche es ganz andere Antworten.  Man befürchtet sogar, unser Weg würde in die Planwirtschaft führen. Dabei ist das, was wir fordern, die Ursprungsidee der sozialen Marktwirtschaft: Gute Arbeit für alle – gut bezahlt, sicher und sozial abgesichert.

Wie würde also die Arbeitswelt aussehen, wenn unsere Forderungen Wirklichkeit werden würden?

Leiharbeit würde es nicht mehr geben. Über 700.000 Beschäftigte wären wieder bei den Unternehmen angestellt, bei dem sie auch tatsächlich arbeiten. Belegschaften wären nicht mehr gespalten und Leiharbeitnehmer*innen würden nicht mehr darunter leiden, dass sie im Schnitt 1.418 € weniger verdienen als ihre festangestellten Kolleg*innen.

Sachgrundlose Befristungen wären ausgeschlossen. Beschäftigte hätten wieder Planungssicherheit für ihr berufliches und privates Leben. Sie müssten sich keine Sorgen machen, dass es ihnen ergeht, wie aktuell 280.000 befristet Beschäftigten, die in Krisenzeiten als erstes ihren Job verlieren, weil ihr Vertrag nicht verlängert wird.

Arbeit wäre armutsfest und existenzsichernd, und zwar während des Erwerbslebens und im Alter. Ein Mindestlohn von aktuell mindestens 12 Euro würde dies absichern. Eine jährliche Anpassung würde sicherstellen, dass der Mindestlohn seinen Zweck auch immer erfüllt.

Menschen würden durch ihre Arbeit nicht krank werden. Die Wochenhöchstarbeit wäre auf 40 Stunden begrenzt, so dass sich niemand übermäßigen Leistungsanforderungen ausgesetzt sieht. Die Arbeitszeit würde erfasst werden, so dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer fair miteinander abrechnen könnten und alle geleisteten Stunden auch bezahlt würden. Auch bei neuen Formen der Beschäftigung im Zeitalter der Digitalisierung würden wir dafür sorgen, dass Beschäftigte keines ihrer Rechte verlieren.

Die Gewerkschaften wären gestärkt und besser in der Lage für ihre Mitglieder faire Tarifverträge zu verhandeln. Betriebsräte gäbe es deutlich häufiger als heute, wo gerade einmal 9 Prozent aller möglichen Betriebe über eine gewählte Interessenvertretung ihrer Beschäftigten verfügen. Deren Mitbestimmungsrechte wollen wir außerdem deutlich stärken.

Ganz so unrealistisch können unsere Forderungen nicht sein. Bis vor 2004 war die Leiharbeit noch deutlich strenger reguliert. Damals waren gerade mal 280.000 Menschen als Zeitarbeiter*innen beschäftigt.  Auch sachgrundlose Befristungen sind nicht der Normalzustand, es gibt sie erst seit 1985 und mittlerweile wollte selbst die Große Koalition sie einschränken. Der Niedriglohnsektor ist in Deutschland erst seit Mitte der 1990er Jahre erheblich gewachsen. Mittlerweile arbeiten mehr als 20 Prozent aller Beschäftigten unterhalb der Niedriglohngrenze. Im EU-weiten Vergleich machen es 21 Staaten besser.

Gute Arbeit für Alle ist also weder realitätsfern noch gefährlich. Der Weg dorthin ist klar. Die vergangenen Bundesregierungen unter Union, SPD, FDP und Grüne haben ihn nicht beschritten. Nicht, weil sie es nicht konnten, sondern weil sie es nicht wollten. Sie taten es nicht, weil ihnen die Interessen der Unternehmen näher waren als die Interessen der Beschäftigten. Gute Arbeit bedeutet aber gerade, die Interessen der abhängig Beschäftigten vorne an zu stellen. Gute Arbeit wird es nur mit der LINKEN geben. Das ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch eine Frage der ökonomischen Vernunft.

Einen Überblick über unsere Initiativen für Gute Arbeit finden Sie auch in unserem Dossier zum Thema.