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Gedenken an Befreiung vom Faschismus

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Mehr als 100 Personen haben am Donnerstag in Berlin an einer von Bundestagsabgeordneten der LINKEN kurzfristig organisierten Kundgebung zum Gedenken an das Kriegsende teilgenommen und gegen die zunehmende faschistische Bedrohung in der Ukraine demonstriert. Rund ein Dutzend Bundestagsabgeordnete der Fraktion DIE LINKE bekräftigte bei der Aktion die Notwendigkeit einer Deeskalation in der Ukraine-Krise und forderte ein Umdenken der Bundesregierung. Nach den Reden am Brandenburger Tor schlossen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kundgebung am nahen Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten an, zu der die Berliner Friedenskoordination aufgerufen hatte.

„In den vergangenen Tagen und Wochen erleben wir eine beispiellose Situation“, sagte die Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Sevim Dagdelen: „Wer derzeit sagt, was ist, und wer sagt, dass an der Putschregierung in Kiew Faschisten beteiligt sind und wer ganz konsequent für Frieden und Deeskalation gegenüber Russland einritt, der wird beschimpft, der wird diffamiert und schlicht verleumdet.“ Von Seiten der Bundesregierung und der Grünen im Bundestag würden mahnende Stimmen derzeit rundweg abgelehnt. Die LINKE stehe hingegen an der Seite der Mehrheit der Bevölkerung und werde die Menschen ermutigen, „aufzustehen und auf die Straße zu gehen, um dort ihre Meinung für einen Frieden in Europa kundzutun“, so Dagdelen weiter.

Ähnlich äußerte sich die Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Heike Hänsel. „Mir ist es wichtig, am heutigen Tag der Befreiung hierher zu kommen, und deutlich zu zeigen, dass wir keinen Geschichtsrevisionismus im Rahmen der laufenden antirussischen Propaganda akzeptieren“, sagte Hänsel. Derzeit würde von rechter Seite sogar versucht, die Rolle der Sowjetarmee bei der Niederschlagung des Hitlerfaschismus zu leugnen oder die Rote Armee gar zu verunglimpfen. „Wir haben das hier unlängst in einer unsäglichen Kampagne des Springer-Konzerns gegen die ‚Russen-Panzer‘ an diesem Mahnmal erlebt“, so Hänsel. Der Medienkonzern hatte den Abbau der Panzer vor dem Mahnmal gefordert, war dabei auf politischer Ebene allerdings auf breite Ablehnung gestoßen.

„Ich bin hier, weil für mich der Tag der Befreiung der wichtigste Feiertag Deutschlands ist“, sagte der ehemalige Bundestagsabgeordnete der PDS und Rektor der Humboldt-Universität Berlin, Heinrich Fink: „Die Befreiung vom Faschismus hat für mich schon in meiner Kindheit eine große Rolle gespielt, denn ich bin nicht in Deutschland geboren worden, sondern in Bessarabien am Schwarzen Meer, was damals ukrainisch war.“ Das Ende des Krieges sei für ihn untrennbar von der Befreiung vom Faschismus. „In Deutschland wird immer vom Nationalsozialismus geredet“, sagte der evangelische Theologe weiter: „Aber der Nationalsozialismus ist überlebt, doch der Faschismus lebt noch. Und dagegen müssen wir und wehren. Es gibt Beispiele, die heute wieder zum Faschismus führen – wie in der Ukraine –, und das müssen wir für die kommenden Generationen immer wieder deutlich machen.“

Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der Naturfreunde Deutschland, die zu der Kundgebung vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten mit aufgerufen hatten, erinnerte daran, dass das Denkmal zugleich eine Grabstätte für rund 2.000 sowjetische Soldaten ist, die 1945 beim Kampf um dieses Gebiet und den Reichstag gefallen waren. Insgesamt hätten beim Kampf um Berlin auf sowjetischer Seite 80.000 Soldaten ihr Leben verloren. „Dieses Denkmal symbolisiert ein Tor, einen Triumphbogen, in dessen Mitte ein enormer Steinquader steht. Er steht dafür, dass faschistischen Kräften hier in Berlin für alle Zeit der Marsch durch dieses Tor verwehrt bleibt“, sagte Hiksch: „Und ein solchen Denkmal mitten in Berlin zu haben, darauf können wir stolz sein.“

Der in der DDR als Tag der Befreiung gefeierte 8. Mai wird seit der Wiedervereinigung in Deutschland nicht mehr als offizieller Feiertag begangen. Dennoch gedenken jährlich in Deutschland Menschen weiterhin des Sieges über den Faschismus. In Russland wird im Gedenken an die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht 1945 der 9. Mai als Tag des Sieges gefeiert.