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Friedensreise nach Osteuropa

Periodika,

»Umschlagplatz«, was für ein Wort auf historischem polnischen Boden. Es ist das einzige deutsche Wort, das heute noch auf dem Gelände des ehemaligen Warschauer Gettos zu lesen ist. Es braucht nicht mehr, als schlichte grafische Letter auf schwarzem Granit, um den grausamen Hintergrund dieses Mahnmals zu begreifen. Von diesem Platz aus starteten die Züge, mit denen die Bewohner des Gettos in das Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden. Das Lager lag etwa 100 Kilometer östlich von Warschau. Wer hierhin kam, wurde noch am selben Tag ermordet. Zwischen 2000 und 13000 Menschen starben täglich in den Gaskammern von Treblinka. Ihre Leichen wurden auf Scheiterhaufen verbrannt.
»Ku Czci - In ehrendem Gedenken« lautet die Inschrift auf dem Kranz, den fünf weibliche Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag Ende August am Denkmal für die Helden des Warschauer Gettos niederlegten. Im Rahmen einer Friedensreise nach Warschau und Moskau besuchten sie das Monument, um der rund 450000 Menschen zu gedenken, die hier zwischen 1940 und 1943 ihr Leben verloren. Das 1948 eingeweihte Denkmal befindet sich inmitten eines Neubaugebietes. Um die Erinnerung an die Schreckenszeit wach zu halten, leben die Warschauerinnen und Warschauer heute mit Mahnmalen neben ihrem Wohnhaus, dem Sportplatz oder der Schule. Holger Politt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Warschau führte die deutschen Gäste im Anschluss an die Kranzniederlegung über das Areal des ehemaligen Gettos. Immer wieder begegnet die Gruppe schwarzen Steinblöcken, die auf wichtige Namen und Ereignisse hinweisen. Zu ihnen gehörte Emanuel Ringelblum. Er leitete eine Archivgruppe, die das Alltagsleben im Getto dokumentierte. Das Archiv wurde in Milchkannen vor der Vernichtung des Ghettos vergraben und konnte dank des Hinweises eines Überlebenden später gerettet werden. Einige Straßen weiter befindet sich auf einem Hügel ein Gedenkstein, der an die Widerstandsgruppe im Getto erinnert. Die meisten Aufständischen hatten ihre Familie und viele Freunde verloren. Die unwürdigen Lebensbedingungen ließen viele resignieren, weil die Überlebenschancen stetig sanken. Die Wut auf die Nazis wuchs und so begann der Kampf mit dem Mut der Verzweiflung. Alle Beteiligten wussten, dass der Aufstand ihren sicheren Tod bedeuten würde. Doch sie wollten ein Zeichen für ihren Überlebenswillen setzen. Knapp vier Wochen hielten sich die Aufständischen, bis sie sich den Nazis geschlagen geben mussten. Das Getto wurde anschließend dem Erdboden gleichgemacht. Nichts sollte daran erinnern, dass in Warschau vor dem Krieg die größte jüdische Gemeinde Europas lebte. Die Geschichte hat bewiesen, dass die Erinnerung an die ermordeten Juden nicht ausgelöscht werden kann.