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Klaus Ernst

Fast eine Million Leiharbeitnehmer in Deutschland, 65 Prozent von ihnen erhalten Armutslöhne

Nachricht von Klaus Ernst,

Die Leiharbeit hat ihren bisherigen Höchststand erreicht. Das geht aus der Antwort (PDF) der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage von Klaus Ernst zu aktuellen Entwicklungen in der Leiharbeit hervor. 961 000 Menschen waren im vergangenen bei Leiharbeitsfirmen beschäftigt, knapp 50.000 Menschen mehr als noch im Jahr zuvor, 2013 waren es mit 856 000 noch knapp 100 000 Personen weniger.

Das mittlere Bruttogehalt von Leiharbeitnehmern liegt mit 1700 Euro deutlich unter der von der OECD definierten Niedriglohnschwelle von 1973 Euro. Dies traf 65 Prozent aller Leiharbeitnehmer. Im Durchschnitt der Beschäftigten sind es 20 Prozent. So haben 5,7 Prozent der Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer Anspruch auf ergänzende Leistungen (Aufstocker). Im Durchschnitt sind es 1,9 Prozent.

Leiharbeiter sind überwiegend nur kurz beschäftigt. Nur 25 Prozent der Leiharbeitsverhältnisse besteht neun Monate oder länger, 15 Prozent dauern 15 Monate, 12 Prozent über 18 Monate.

Metall- und Elektroindustrie bei Leiharbeit weiter ganz vorn

Die Domäne der Leiharbeit ist der Maschinen- und Fahrzeugbau. Im Maschinenbau sind 11 Prozent aller Leiharbeiter, im Fahrzeugbau 10 Prozent. Im Metallbau (9 Prozent), in der Bauinstallation (7 Prozent) und Verkehr/Lagerei  hat 6 Prozent. Die Metall- und Elektroindustrie beschäftigt 36 Prozent aller Leiharbeitskräfte.

„Die Leiharbeit boomt, das Zweiklassensystem im Betrieb hat sich leider etabliert. Die von Nahles geplante Reform der Leiharbeit dient nicht im Ansatz dem Schutz der Leiharbeitnehmer. Die Statistik belegt, dass trotz Reform fast niemand von einer besseren Entlohnung profitieren wird. Die Ministerin streut den Betroffenen nur Sand in die Augen“, kommentiert Klaus Ernst die Zahlen.

Die Antworten im Detail:

  • Kontinuierlicher Anstieg bei der Leiharbeit: 2013 waren noch 867 535 Menschen in Leiharbeit beschäftigt, 2015 waren es schon 961 162. Ein unmittelbarer Vergleich mit den Vorjahren ist nur bedingt möglich, da die statistischen Verfahren umgestellt wurden, aber auch für den Zeitraum 2007 bis 2012 ist ein deutlicher Anstieg der Leiharbeit von 730 000 auf 908 000 Beschäftigte festzustellen (Frage 1, Tabellen 1 bis 4)
  • 65 Prozent der Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer beziehen Niedriglohn von maximal 1973 Euro brutto (Stichtag 31.12.2013),  im Gegensatz dazu von allen Beschäftigten 20 Prozent (Frage 3, Tabelle 6)
  • 5,7 Prozent der Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer sind Aufstocker, die zusätzlich zu ihrem Lohn Anspruch auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen (Grundsicherung nach SGB II) haben – berechnet über alle Beschäftigten sind es 1,9 Prozent (Frage 4), oberhalb der Niedriglohnschwelle von 1937 Euro brutto liegt das mittlere Gehalt für Leiharbeitnehmer nur im Westen bei den Tätigkeiten Metallbau / Schweißtechnik (2027 Euro), Maschinenbau- und Betriebstechnik (2068 Euro), Energietechnik (1978 Euro) und Unternehmensorganisation (2382 Euro). Der Mittelwert für die Gehälter in der Leiharbeit liegt für West und Ost zusammen bei 1700 Euro, am schlechtesten bezahlt werden Frauen im Versand in Ostdeutschland mit 1238 Euro. (Frage 7, 8, 10, 11)
  • Metall- und Elektroindustrie beschäftigt mit 36  Prozent die meisten Leiharbeitskräfte gemessen nach der Gesamtzahl der Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer. Differenziert nach einzelnen Branchen beschäftigt der Maschinenbau 11  Prozent aller Leiharbeitskräfte, gefolgt vom Fahrzeugbau mit 10  Prozent, Metallbau (9  Prozent), Bauinstallationen (7 Prozent) und Verkehr/Lagerei (6 Prozent). Gemessen an der gesamten Beschäftigungszahl der jeweiligen Branchen (Leiharbeitnehmer und regulär Beschäftigte) liegt die Gummi- und Kunststoffindustrie vorn, dort sind 7 Prozent dser Beschäftigten Leiharbeitskräfte, gefolgt vom Fahrzeugbau (6  Prozent), Metallbau und Bergbau (jeweils 5 Prozent).
Die Daten des Statistischen Bundesamtes lassen keine Angaben zu Branchen zu, in denen Leiharbeitskräfte beschäftigt sind, diese Daten gehen aus dem Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung(IAB) hervor. Das Betriebspanel beruht auf einer repräsentativen Umfrage unter 16.000 Unternehmen, während die Daten des Statistischen Bundesamtes auf Meldungen zur Sozialversicherung als Vollerfassung beruhen. (Fragen 13, 14, 15)