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Erster Queer-Empfang war voller Erfolg

Nachricht von Gregor Gysi, Barbara Höll,


Mehr als 200 Aktivistinnen und Aktivisten folgten am 17. März der Einladung zum Queer-Empfang der Bundestagsfraktion DIE LINKE und der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Moderationsdiva Gloria Viagra befragte Barbara Höll, Gregor Gysi und Klaus Lederer zu Ergebnissen, Hintergründen und Vorhaben in Sachen Queer-Politik*.

Die queere Community kam in die Berliner Szenelocation SchwuZ, einem Ort schwuler Geschichte. Das SchwuZ wurde 1977 aus der Homosexuellen Aktion Westberlin heraus gegründet und zum ersten alternativen Schwulen-Club West-Berlins. Auch heute noch steht das SchwuZ für politisches Engagement, aber auch für lesbisch-schwules Tanzvergnügen. In diesem Ambiente bat Gloria Viagra zunächst Klaus Lederer auf die Bühne. Er berichtete über den Berliner Akzeptanzplan. Dieses bundesweit einmalige Maßnahmenpaket wurde vom Rot-Roten Senat mit 2,1 Millionen Euro ausgestattet. „Hiermit wollen wir die sexuelle Vielfalt in der Stadt stärken und Diskriminierungen präventiv begegnen“, betonte Lederer.

Anschließend bezog sich Barbara Höll auf die Schwerpunkte der Gleichstellungspolitik der Bundestagsfraktion: „Wir wollen gleiches Recht für alle schaffen. Deshalb fordern wir, die Ehe für Lesben und Schwule zu öffnen. Doch als Frau betone ich, zugleich wollen wir die Ehe entprivillegieren. Insbesondere das Ehegattensplitting gehört abgeschafft.“

Unter großem Applaus betrat Gregor Gysi die Bühne. Gloria Viagra stellte sich zunächst vor die Bühne, um Gysi auf Augenhöhe begegnen zu können. Gysi wies darauf hin, dass er sich bereits als Anwalt in der DDR gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen gestellt habe. „Vergesst nicht, ihr habt viel erreicht. Ich habe noch die Zeit miterlebt, da kamen Menschen nur wegen ihrer homosexuellen Liebe ins Gefängnis.“ Gysi weiter: „Heute müssen wir darum streiten, dass diese verurteilten schwulen Männer rehabilitiert und entschädigt werden.“ DIE LINKE streitet im Bundestag dafür, die verfolgten homosexuellen Männer, die nach §175 verurteilt wurden, für ihre Haftstrafen zu entschädigen. Mehr als 50 000 Männer wurden im Westen bis 1969 verurteilt, nur weil sie als Männer Männer liebten. Auch in der DDR kam es zu etwa 3000 Verurteilungen. Erst 1994 wurde der §175 endgültig aus dem Strafgesetzbuch getilgt. Die DDR hat bereits 1988 dieses Gesetz gestrichen. 1991 brachte die damalige Gruppe PDS/Linke Liste als erste einen Antrag zu Streichung dieses Antihomosexuellengesetzes in den Bundestag ein.

Anschließend ergab sich in entspannter Atmosphäre die Möglichkeit, für viele Gespräche und den Austausch, von dem politisches Engagement lebt. Vertreter des Berliner Senats, zahlreicher Community-Vereine und Vertreter anderer Parteien kamen. Dass der Empfang gleich beim ersten Mal eine derartig große Resonanz und so ein schönes Feedback fand, ist eine gelungene Überraschung.

Von Bodo Niendel

* Queer wird hier als Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle verwendet. Also Menschen die aufgrund ihrer Sexualität bzw. ihrer Geschlechtlichkeit nicht einer heterosexuellen Norm entsprechen.