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Norbert Blüm am 21. April 1986 mit einem Besen an einer Litfaßsäule mit dem Plakat »Denn eins ist sicher: Die Rente« © picture alliance/Peter PoppFoto: picture alliance/Peter Popp

»Er wird nicht nur der CDU fehlen«

Stimmen zum Tod von Norbert Blüm

 

Dietmar Bartsch: "Norbert Blüm hat die alte Bundesrepublik geprägt und stand für das Soziale der Marktwirtschaft und der CDU. Er war geradlinig, klug, wahrlich kein Linker. Bis die Rente wieder sicher ist, werden wir oft an ihn denken. Sein Vermächtnis sei für uns und viele andere Auftrag."



Jan Korte: "Mit ihm verliert die Union einen Vollblutpolitiker der alten Schule und den letzten ausgewiesenen Vertreter der katholischen Soziallehre. Als Typ mit Ecken und Kanten, aber auch klaren Überzeugungen, war Blüm streitbar und unbequem bis zuletzt. In seiner eigenen Partei wegen seiner sozialpolitischen Positionen als 'Herz-Jesu-Marxist' verspottet, stand er insbesondere nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Bundespolitik oft auf der richtigen Seite. Seine Kritik an der Agenda 2010 brachte er mit einem klaren 'Hartz ist Pfusch' zum Ausdruck. Respekt verdienen seine zahlreichen Menschenrechtsaktivitäten. Bereits 1987, als seine Partei noch eng mit der Pinochet-Diktatur und der deutschen Sekte Colonia Dignidad verbandelt war, reiste er nach Chile, um die dortigen Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen und setzte sich für verfolgte Regimegegner ein. Weitere Aktionen in anderen Konflikten, u.a. mit seinem Freund Heiner Geißler, folgten. Ein Linker war er nicht und natürlich lag er auch nicht immer richtig, wie mit seinem Versprechen der 'sicheren Rente'. Aber immer hatte er als Humanist das Herz am richtigen Fleck. Seine Bekanntheit auch im hohen Alter nutzte er 2016, um seine Partei für ihre kaltherzige und unchristliche Flüchtlingspolitik zu kritisieren und die miserablen Zustände in den griechischen Flüchtlingscamps, die er als 'Anschlag auf die Menschlichkeit' und 'Kulturschande' bezeichnete, anzuprangern. Er wird fehlen."

Gregor Gysi: "Mit Norbert Blüm ist ein langjähriger Bundesminister mit deutlich eigner Prägung gestorben. Als Mitglied und Verantwortlicher der CDU und als Gewerkschafter von frühester Jugend an nahm er das Wort "sozial" in Bezug auf die Marktwirtschaft ernst. Unvergessen ist auch sein klarer und deutlicher Auftritt gegen Pinochet in Chile. Wir verlieren mit ihm einen Konservativen, mit dem man gut streiten und diskutieren konnte - auch ich. Er wird also nicht nur der CDU fehlen."

Klaus Ernst: „Mit Norbert Blüm verlieren wir einen der profiliertesten Sozialpolitiker, der die Nachkriegsgeschichte unserer Republik maßgeblich geprägt hat. Unvergessen ist sein Satz ‚Die Rente ist sicher‘. Aus Überzeugung trat er für die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung ein. Er wehrte sich standhaft gegen Tendenzen, sie zu privatisieren. Norbert Blüm war ein Metaller, der immer zu seiner Gewerkschaft stand. Das Prinzip der Einheitsgewerkschaft verteidigte er vehement. Seinen Grundsätzen blieb er treu, seine Herkunft vergaß er nie. Er hatte keine Berührungsängste, wenn es darum ging, seine Prinzipien zu verteidigen und für sie zu werben. In seiner Partei, in seiner IG Metall, aber auch gegenüber jenen, die seine Haltung als unmodern abtaten. Der Wahlalternative für Soziale Gerechtigkeit gab er wichtige Impulse. Mit Norbert Blüm verlieren wir einen aufrechten Menschen, einen Verteidiger von Sozialstaatlichkeit und Demokratie und einen streitbaren Kollegen. Auch seinen Humor werden wir vermissen."

Matthias W. Birkwald: "Das macht mich traurig, denn Norbert Blüm war der einzige CDU-Politiker, der verstanden hatte, dass man die Alterssicherung von Millionen von Menschen nicht privatisieren darf.  Auch nicht zum Teil. Er hat immer das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung mit Zähnen und Klauen verteidigt hat und sich gegen Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rentenversicherung gewendet. Kein Wunder, dass er ein so scharfer Gegner der Riester-Rente war. Die Rente erst ab 67  lehnte er auf einem CDU-Parteitag als einziger von 1001 Delegierten ab. Beides rechne ich ihm bis heute hoch an. Am Ende seiner Amtszeit lag das Rentenniveau bei gut 53 Prozent. Dieses Rentenniveau fordern heute DIE LINKE, die IG Metall, Verdi., der Paritätische Gesamtverband und der SoVD. Wenn die Rentengesetze nach Blüms Amtszeit nicht mehr zu Ungunsten der Rentnerinnen und Rentner geändert worden wären, dann würde sein Satz: “Denn Eines ist sicher – die Rente“ auch heute noch gelten. Ich werde Norbert Blüm vermissen, auch seinen Humor und seine Scharfzüngigkeit."