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Eine ganze Region wird zerteilt

Im Wortlaut von Herbert Behrens,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Herbert Behrens (3. von links) machte auf seiner A22-Radtour auch im Reitstall von Kirsten Erwentraut (Mitte) Halt. 

 

Von Herbert Behrens

 

Auf einer Radtour im Rahmen meiner Sommertour informierte ich mich in der zweiten Augustwoche über die Folgen der geplanten Küstenautobahn A 20/22. Ich wollte vor Ort der Frage nachgehen, was es heißt, wenn eine  ganze Region geteilt wird.

Ich radelte entlang der geplanten Trasse, um mir hautnah einen Eindruck von den Folgen für Mensch und Natur zu machen. Das denkmalgeschützte Anwesen „Gut Hahn“ in Rastede war eine Station auf meiner Radtour. „Bürgernah ist das nicht, was hier an Planungen durchgeführt wird“, seufzte der Besitzer Wim Deekens. Ich erfuhr beispielsweise, dass der auf extensive Landwirtschaft und regenerative Energien ausgerichtete Betrieb durch die Küstenautobahn „fast gevierteilt“ würde. Zudem beobachtete ich zufällig „live“, wie respektlos die Besitzer von den Behörden behandelt werden. Ein Messtrupp war ohne Ankündigung auf dem Gelände unterwegs und wollte sogar inmitten einer Pferdeherde arbeiten.

Die Rolle der Behörden war auch Thema eines Gesprächs mit der Diplom-Biologin Susanne Grube. „Landesbaubehörde und Landwirtschaftskammer tun so, als ob die A 20/22 kommt“, kritisierte sie. Auf Bauern und Hausbesitzer übten sie einen „Wahnsinnsdruck aus, obwohl noch kein Planfeststellungsverfahren eröffnet ist.“

Grube und ihr Kollege Rüdiger von Lemm warnten außerdem vor den schwierigen Bodenverhältnissen und den Auswirkungen des Autobahnbaus auf den Wasserhaushalt. „Das Entwässerungssystem wird insgesamt völlig umgekrempelt.“ Die Folgeschäden für die Grundwasserströme seien nicht einschätzbar.

Eine weitere Station war der Pferdebetrieb von Kirsten Erwentraut. Sie hat sich auf Reitangebote für Kinder spezialisiert. Die Trasse würde ihre beiden Höfe zerschneiden und den Hauptstandortfaktor „Ruhe und Abgelegenheit“ zunichte machen. Berührt hat mich die Begegnung mit Bioland-Bauern aus Jade, die sich mit viel Mut und Durchhaltevermögen eine Existenz aufgebaut haben. Der Trassenbau würde alles zunichte machen.

Ich habe auf der Radtour viele neue Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen und möchte mich im Verkehrsausschuss weiter dafür einsetzen, dieses verkehrspolitisch, wirtschaftlich und ökologisch unsinnige Bauvorhaben zu verhindern. 

 

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