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Die LINKE EM-Brille

Nachricht,

Fußball, Fans, Frankreich: Zur Europameisterschaft 2016 schreiben Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag ein EM-Tagebuch. 

 

11. Juli 2016 - Auf ein Wiedersehen zur WM 2018!

 Von André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE

 

 

 

Die Fußball-EM in Frankreich ist nun Geschichte. Ich muss zugeben: Für mich waren die Gastgeber im Endspiel klare Favoriten, zumal sie den mit Abstand besten Angriff aller am Turnier beteiligten Mannschaften hatten. Ich hätte nicht mit einem Sieg der Portugiesen gerechnet, vor allem, nachdem ihr Superstar Ronaldo schon frühzeitig verletzungsbedingt den Platz verlassen musste. Nachdem sie aber in der Verlängerung doch die besseren Chancen hatten, haben sie letztlich den Titel auch verdient.

Mein Fazit: Es war eine EM ohne wirklich große Höhepunkte. Begeistern konnten allenfalls einige zuvor als krasse Außenseiter eingestufte Teams wie Island und Wales mit großem Engagement sowie ihren tollen und durchweg friedlichen Fans. Dennoch meine ich: 24 Teilnehmer sind zuviel. Vor allem kann es aus meiner Sicht nicht sein, dass man selbst als Gruppendritter noch in die k.o-Runde kommt. Die deutsche Mannschaft hat alles in allem ein gutes Turnier gespielt, aber es fehlte die letzte Entschlossenheit, vor allem, was die Chancenverwertung angelangt. Das Gros des Teams wird auch in den kommenden Jahren zusammenbleiben – das macht Hoffnung für die Zukunft.

Auf ein Wiedersehen zur WM 2018 in Russland, dann als Titelverteidiger!

10. Juli 2016 - Die Ruhe vor dem Sturm…

Von Katrin Kunert, Mitglied des Sportausschusses

 

 

 

…hätte es heißen können, wären die Deutschen ins Finale gekommen. Aber die Ruhe an einem fußballfreien Samstag tat auch mal gut. Die Enttäuschung hierzulande scheint sich in Grenzen zu halten. Und wenn ich dem Sportjournalisten Kompetenz unterstelle, hat die deutsche Mannschaft mit einem Leistungsdurchschnitt von 3,71 das Turnier „gemeistert“. 

Alles andere als meisterlich!

Was bleibt? Die Erkenntnis, nicht immer am alten Personal festhalten zu müssen, um erfolgreich zu sein. Im Fußball wie in der Politik.

Der DFB kann die nicht ausgeschütteten Prämien für Fanprojekte und in die Kinder- und Jugendförderung investieren.

Naja und Jogi Löw sollte überlegen, ob er weitermachen will.

Und es bleibt die Freude an den tollen Leistungen bei der Leichtathletik- Europameisterschaft an diesem Wochenende.

Wir können auch andere Sportarten und nicht immer nur Fußball.

9. Juli 2016 - ÜBER OPTIMISMUS UND ZUSTÄNDIGKEIT 

Von Dietmar Bartsch, Fraktionvorsitzender

 

 

 

Herzlichen Glückwunsch zum Finaleinzug und viel Erfolg auf dem heiligen Rasen, Angelique Kerber! Frauenpower ist aktuell auch bei der Leichtathletik-Europameisterschaft zu erleben. Den deutschen Fußballern danke für einen engagierten EM-Auftritt, bei dem ihnen das Glück nur ein Mal zur Seite stand. Für einen jetzt nötigen Generationswechsel gibt es gute Voraussetzungen. Frankreich und Portugal stehen verdient im Endspiel, sie haben sich als Turniermannschaften erwiesen, was hierzulande als Qualitätsmerkmal gilt. Als Optimist hoffe ich, die Begegnung wird nicht durch Taktieren geprägt, und tippe 2:1 für Portugal.

Es sind keine Zeiten für heitere, unbeschwerte Spiele. Wenn sich dennoch Tausende beim Public Viewing treffen und die Europameisterschaft Top-Thema der Frühstücksrunden ist, zeigt das, wie groß das Bedürfnis nach Unterhaltung auch durch den Sport ist, Großveranstaltungen eingeschlossen. Ich will keine Elf-Freunde-Romantik predigen, doch bei einigen Entwicklungen ist dringend Einhalt geboten. Gigantismus, Profitstreben und Korruption können den Sport kaputt machen. Wohin das die Akteure treibt, hat der Trainer Ewald Lienen dieser Tage anschaulich erklärt. Dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar stattfinden soll, ruft Kopfschütteln hervor. Wenn Hunderte Wanderarbeiter auf den dortigen Baustellen zu Tode kommen und die Herren Sportfunktionäre bloß die Schultern zucken, macht das schlicht fassungslos.

Nach dem Spiel soll auch künftig vor dem Spiel sein. Zuständig sind wir alle. Auch die Fans, auch die Politik. 7. Juli 2016 - Deutscher als die Deutschen

Von Roland Claus, Ostkoordinator der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Fußball ist ja dann doch manchmal ein Spiel für Rationalisten. Folgt man dem polnischen Logiker Alfred Tarski (1901-1983), dann gilt: Wahr ist, was zutrifft. Für das gestrige Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich ist diese Geltung nahezu klassisch beweisbar. Begründung:

  1. Im Gegensatz zum EM-Halbfinale vor vier Jahren gegen Italien (1:2) hätte das Spiel gegen Frankreich auch in keiner dritten und vierten Halbzeit zu einem deutschen Tor geführt. An solchen Tagen ist die Kiste vernagelt und bleibt so dicht wie der Eiserne Vorhang.
  2. Das Spiel gegen Frankreich erinnerte fatal an das WM-Finale 2002 gegen Brasilien (0:2) – ZDF-„Experte“ Oliver Kahn wird sich durchaus unwohl gefühlt haben. Die Brasilianer hatten damals angekündigt, deutscher zu spielen als die Deutschen. Die Franzosen haben das nicht angekündigt, aber getan. Resultat: Tatsächlich bis zur Strafraumgrenze die beste deutsche Turnierleistung, im Strafraum die schlechteste.

Letztendlich ist aber noch nicht ausgemacht, ob der Gastgeber nun auch Titelträger wird. Es sollte nicht vergessen werden, dass Portugal Kroatien im Achtelfinale durch eiserne Taktikdisziplin zur Weißglut gebracht hat, so dass Modric und andere nach 60 Minuten verzweifelt mit dem Fußballspielen aufhörten.

Ich plädiere übrigens für die Zukunft, auf Fernsehkommentatoren grundsätzlich zu verzichten. TV-Ton aus, Radiokommentar an! Damit Steinschweiger nicht mehr verwechselt wird und Hyperventilation nur noch aus der Spielsituation resultiert.

6. Juli 2016 - Drachen sind keine Verlierer

Von Axel Troost, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Nach der ersten und bis heute einzigen WM-Teilnahme 1958 in Schweden, startete das Team aus Wales im Sommer 2016 mit dem roten Drachen auf der Brust zum ersten Mal bei einer Fußball EM-Endrunde. In der Vergangenheit gab es immer wieder hervorragende Spieler aus Wales, wie beispielsweise Mark Hughes, Ian Rush, Dean Saunders oder Ryan Giggs. Doch all diese Fußballlegenden hatten nie Gelegenheit Wales auf der ganz großen Fußballbühne zu vertreten. Das aktuelle Team um Gareth Bale hat es nun 2016 endlich geschafft. Was am Ende dabei raus kam, kann man für Wales, genauso wie das Ergebnis der gleichzeitig stattgefundenen BREXIT-Abstimmung, historisch nennen. Wales-Slowakei 2:1, England-Wales 1:2, Russland-Wales 0:3, Wales-Nordirland 1:0, Wales–Belgien 3:1 waren ein starkes fußballerisches Statement einer Elf, die mich durch Robustheit, Leidenschaft und mit Teamgeist auf dem Rasen begeisterte. Nun gestern das Aus im Halbfinale gegen das Team aus Portugal. Die Seleção setzte sich in Lyon 2:0 (diesmal verdient) durch. Cristiano Ronaldo brachte die Portugiesen in der 50. Minute in Führung und bereitete den zweiten Treffer durch Nani in der 53. Minute vor. Das Spiel war anfänglich vom Sicherheitsgedanken und von Defensivtaktik geprägt, denn vor gefährlichen Kontern hatten beide Teams großen Respekt. Der Doppelschlag veränderte das Spiel, der Außenseiter bestürmte in der Schlussphase den portugiesischen Strafraum, was Portugal Räume zum Kontern eröffnete. Am Ende blieb das 2:0. Das Ergebnis ist wahrlich keine Niederlage, sondern eher ein Schlusspunkt eines genialen Fußballsommers für „The Dragons“. 27 Tage Fußball EM 2016 liegen hinter uns, ein gefühlter fußballerischer Marathonlauf, der nun hoffentlich furios in die Zielgerade einbiegt. 

4. Juli 2016 - Und ich sage DANKE

 Von Katrin Kunert, für DIE LINKE Obfrau im Sportausschuss des Bundestags

 

 

 

Die Hoffnung war groß, der Wunsch überall zu hören und zu lesen: Island sollte ins Halbfinale einziehen! Doch die frühen Tore der Franzosen nahmen für einen Moment die Luft raus. In der isländischen Fußballgeschichte gab es immer mal wieder Bemerkenswertes wie den Ausraster von Rudi Völler nach einem Unentschieden gegen Deutschland. Und so wird dieses Viertelfinalspiel bei dieser EURO 2016 als torreichstes Spiel in die Geschichte eingehen, in regulärer Spielzeit wohlgemerkt.

Ich sage DANKE an die Sigthorssons, Sigurossons, Bjarnasons oder Halldorssons, sie haben gezeigt, dass es nicht auf Einzelkämpfer auf dem Platz ankommt…sondern auf Mannschaftsgeist. Diese Mannschaft ist taff, kann ordentlich einstecken und lässt sich nicht unterkriegen und so hat sie sich auch im Viertelfinale gegen Frankreich gezeigt und in Würde verabschiedet!

Und ich sage DANKE an die isländischen Fans! Gänsehaut pur kam auf, wenn dieses Klatschritual mit dem Huh-Ruf zelebriert wurde! Island ist ein so kleines Land mit einem so großen Kämpferherz!

Manch eine oder einer bei uns  kann sich ne Scheibe abschneiden…denn auch Politik funktioniert nur miteinander! Aber wem sage ich das?

2. Juli 2016 - Italien-Trauma endlich überwunden, aber wahrlich kein großes Spiel

Von André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Noch nie hatte die deutsche Mannschaft in einem WM- oder EM-Spiel gegen die Italiener gewonnen, und auch diesmal gelang das weder in der regulären Spielzeit noch in der Verlängerung des Viertelfinals. Aber nach dem Sieg im Elfmeterschießen ist das Italien-Trauma nun doch endlich überwunden.

Ich freue mich mit den Spielern und ganz vielen Fans über den Einzug des Teams von Jogi Löw ins Halbfinale, glaube aber dennoch, dass es alles in allem kein wirklich überzeugender Auftritt gewesen ist. Im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien spielte die Mannschaft in einer völlig anderen Liga.

Dennoch war der Sieg letztlich verdient, denn die Azzuri hatten nur ganz wenige Torchancen, und es war schon ein wenig tragisch, dass ausgerechnet Boateng, der wohl bislang beste deutsche Spieler des Turniers, den Handelfmeter verursachte, der zum Ausgleich führte. Toll auch, dass nach dem verschossenen Elfmeter von Kapitän Schweinsteiger, der schon hätte alles klar machen können, der 21-jährige Kimmich in seinem 4. Länderspiel traf und Jonas Hector dann den entscheidenden Treffer landen konnte.

Jetzt kommt entweder Frankreich oder (eigentlich kaum vorstellbar, aber nach den bisherigen Leistungen auch nicht völlig undenkbar) Island. Wenn die deutsche Mannschaft ins Endspiel kommen will, wird sie sich ohne Zweifel steigern müssen.

1. Juli 2016 - Die Kleinen und die Großen

Von Thomas Lutze, für DIE LINKE Obmann im Wirtschaftsausschuss des Bundestags  




Das Politische zuerst: Die Wahlberechtigten in Wales haben – anders als in Nordirland und Schottland – zu 53 Prozent für einen Austritt aus der EU gestimmt. Und trotzdem sind sie im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft. Während man noch bei Englands überraschender Pleite gegen Island (übrigens auch kein Mitglied der EU) immer wieder lesen musste, dass das die Strafe für das Brexit-Votum sei, ist zumindest diese Psydodebatte mit dem gestrigen Ergebnis beendet. Frei nach dem Motto, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, sind nun alle schon immer Fans von Wales gewesen. Weil doch die Kleinen, die Spieler aus der zweiten Liga und überhaupt…

Nein es ist nur Fußball. Der Favorit Belgien, ebenso wie England vollkommen zu Unrecht als Titelaspirant und Geheimtipp hochgejubelt, war darauf eingestellt, dass sich die Kicker aus dem Vereinigten Königreich hinten reinstellen und alles zumauern. Doch diese spielten einfach nur Fußball, kämpften vorbildlich und schossen anstatt eins eben drei Tore. 

Und ganz nebenbei gehört dazu auch noch ein Verweis auf die Vorrunde: Dort wurde der „große Außenseiter“ des gestrigen Abends Gruppenerster, vor England, der Slowakei und Russland. Im heutigen internationalisierten Profifußball kann jeder jeden schlagen. Das macht diesen Sport spannend und unberechenbar. Während sich beim Spiel Deutschland gegen Italien zwei Teams auf Augenhöhe gegenüberstehen, wird im letzten Viertelfinale der Gastgeber Frankreich nun gewarnt sein und den tapferen Isländern nicht die Spur einer Chance lassen.

30. Juni 2016 - Sportförderung statt Armenhaus

 

Von Petra Sitte, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

Gestern also das erste Viertelfinale. Ein Spiel, bei dem die Auswahl aus Portugal einmal mehr bewiesen hat, dass anders als bei LINKER Politik auch konsequentes Unentschieden ausreichen kann, um weit nach vorn zu kommen. Aber wir erfreuen uns dennoch auch an den beiden Treffern des 18-jährigen Roberto Sanchez, der bald für Bayern in der Bundesliga aufläuft. Und wir erfahren, dass er, wie so viele Fußballstars, aus ärmlichen und schwierigen Verhältnissen dank konsequenter Sportförderung dorthin kam, wo er jetzt ist. Das gilt auch für Ronaldo. Von einem Armenviertel auf der Insel Madeira zum Fußballsuperstar.

Klar, da stecken knallharter Druck und riesige Profitinteressen der Fußballindustrie dahinter. Und dennoch, Sportförderung ist ein wichtiges Mittel der sozialen wie kulturellen Integration. Wie wichtig wäre es, dies nicht nur den reichen Profi-Clubs zu überlassen. Die Förderung von Breitensport, neue und top in Schuss gehaltene Sportflächen überall im Land und die Stärkung der Sportvereine bei ihrer Arbeit, Jugendlichen jeglicher Herkunft, Perspektiven zu ermöglichen – all das gehört auch zu einem umfassenden Integrationsplan.

27. Juni - her mit den Klischees

Von Frank Tempel, Leiter des Arbeitskreises Demokratie, Recht und Gesellschaftsentwicklung und stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Na, so langsam steigt doch der Spannungspegel der EM. Nicht nur, dass die K.o.-Runde mehr Spannung bringt, die Spiele werden auch besser. Die Taktik ist raus, wer weiterkommen will, muss einfach auch gewinnen, also Tore schießen.

Und so manches Klischee scheint einfach immer wieder zuzutreffen:Das deutsche Team scheint ja die alte Tugend einer klassischen Turniermannschaft wieder entdeckt zu haben. Gestern haben nun andere im Bedienen von Klischees nachgelegt. Italien – das hat mich gar nicht überrascht – ist wieder einmal kaum zu schlagen, wenn sie einmal das 1:0 vorgelegt haben. Die Spanier zeigen wieder das Bild, dass sie vor ihren Titeljahren prägten. Die vielleicht spielstärkste Mannschaft hat gegen Italien einfach das Tore schießen vergessen. Italien hat mit brillanter Taktik völlig verdient das Viertelfinale erreicht.

Folgt nun am Samstag die nächste Turnierregel: dass eine deutsche Mannschaft gegen Italiener immer ausscheidet? Zumindest die Engländer hielten sich gestern auch an alte schlechte Gewohnheiten und schieden wieder einmal nach einem Torwartfehler aus.

26. Juni 2016 - Die schwarze null steht

Von Frank Tempel, Leiter des Arbeitskreises Demokratie, Recht und Gesellschaftsentwicklung und stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Jetzt geht es richtig los.

Das erste Spiel am Sonntag – Frankreich gegen Irland – hat schon Appetit gemacht. Wenn die besten Mannschaften Europas das Tempo anziehen, gibt es eben einen Unterschied. Und dann endlich das Achtelfinale mit Deutschland. Ok, vielleicht wurde das slowakische Team etwas überbewertet, oder sie hatten nicht ihren besten Tag. Aber das deutsche Team scheint einen alten Mythos wiedergefunden haben. Sie werden besser – von Spiel zu Spiel. Das Tempo nimmt zu, die Abspiele werden präziser, die Tore wurden offensichtlich lokalisiert – und es ist nicht wirklich eine Schwachstelle in der Mannschaft erkennbar. Was das deutsche Tor angeht, da bin ich ja dann doch mal für die schwarze Null. Und sie steht – ich glaube, dass ist aus deutscher Sicht die größte bisherige Überraschung des Teams.

Mir macht es Spaß dieser jungen Mannschaft zuzusehen. Gegen Spanien oder Italien wird gerade die Chancenverwertung wohl immer noch nicht ausreichend sein – aber wer weiß, eine weitere Steigerung….

25. Juni 2016 - Was länger dauert, wird nicht immer gut


 Von Katrin Kunert, für DIE LINKE Obfrau im Sportausschuss des Bundestags





Eigentlich entwickelt sich ein Turnierverlauf dynamisch, eigentlich treffen die besten Mannschaften aus den Vorrundenspielen im Achtelfinale aufeinander und sollten besten Fußball abliefern… aber eben nur eigentlich!

Während Polen erst beim Elfmeterschießen sein Weiterkommen sichern konnte, haben die Nordiren durch ein sehr unglückliches Eigentor verloren. Und die Portugiesen haben erst in der Verlängerung das 1:0 setzen können, nachdem sie „griechischen Fußball“ gespielt haben. So defensiv habe ich sie noch nie spielen sehen! Kroatien war eindeutig die bessere Mannschaft. Kroatien hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit ihren Harlekin-Karos, mit ihren tollen Fans und ihrer frischen Spielweise! Aber so ist das, nicht die Statistik oder die Haltungsnoten entscheiden, sondern Tore!

Der Sieg Polens ist eine gute atmosphärische Grundlage für die Gespräche nächste Woche zwischen den Sportausschüssen des Bundestages und dem polnischen Parlament. Sportlich scheint es in Europa zu funktionieren, aber politisch?

Ich werde berichten!

23. Juni 2016 - Zeit, Revue passieren zu lassen

Von Halina Wawzyniak, netzpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LNKE. im Bundestag

 

 

Gestern war spielfrei. Also ein wenig Zeit zu rekapitulieren, was bislang bei dieser Fußball-EM passierte.

Prügelnde Fans (also Menschen, die sich Fans nennen, aber keine sind), die aus Russland, fanden gar Rückendeckung durch den Parlaments-Vize. Deutsche Nazis posieren vor dem ersten Gruppenspiel und der angeblich entspannte Patriotismus zeigt sich mit Hitlergruß auf der Fanmeile. Der sexistische Mob pöbelt, weil eine Frau ein Spiel kommentiert. Pyrotechnik auf dem Spielfeld (Kroatien gegen Tschechien) und zumindest meine Tipps wurden meist spätestens in der Nachspielzeit über den Haufen geworfen. Überhaupt war das mit den Tipps nicht so einfach. Schweden und Russland schon raus, dafür aber Island weiter - das war nicht unbedingt vorhersehbar.

Die angeblich schönste Nebensache der Welt könnte noch schöner sein, wenn das ganze Nationalgedöns nicht wäre. Vielleicht ist es ja doch keine schlechte Idee, die besten Fußballer Europas bei solchen Turnieren Mannschaften zuzulosen. Dann scheitert England auch nicht mehr im Elfmeterschießen ;-)

22. Juni 2016 - grossbritannien bleibt in der Em!

Von Katrin Kunert, für DIE LINKE Obfrau im Sportausschuss des Bundestags

 

 

 

Mittlerweile hinterlässt die EM-Brille Augenringe… und dennoch ziehen die Spiele mich immer wieder in ihren Bann. Auch wenn so mancher Sportmuffel oder Sportverweigerer bei diesen Worten die Augen verdrehen mag: Diese EM ist anders. Es ist eine EM der Überraschungen.

Beispiel: Der Neuling Island zieht nach einem tollen Spiel ins Achtelfinale ein! Wenn die Isländer ihr ausgeprägtes Handball-Gen in den Fußball übertragen, kann sich die Konkurrenz warm anziehen.

Nächstes Beispiel: Irland schafft es nach einer dramatischen zweiten Halbzeit gegen Italien ins Achtelfinale! Robbie Brady, von dem ich bisher nie gehört habe, traf zum 1:0.

Und dann die Begegnung Ungarn gegen Portugal: Spannend, schnell und viele Tore! Für mich bisher das beste Spiel im Turnier. Und auch das beste Beispiel dafür, dass es nicht auf die Einzelkämpfer ankommt, sondern immer auf die Mannschaftsleistung. Ronaldo hat diesmal super gespielt – das Hackentor war eine Klasse für sich –, aber die Ungarn haben eben beherzt als Mannschaft gekämpft.

Während die Nordiren, Engländer und Waliser bei der Fußball-EM weiter gekommen sind, bleibt meine große Hoffnung, dass die Menschen in diesen Ländern bei aller Fußballbegeisterung auch FÜR ein Weiterkommen im politischen Europa stimmen!

21. Juni 2016 - kimmich, kimmich, kimmich und die schönste nebensache der welt

Von Axel Troost, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Diese Begeisterung sei mir erlaubt, vor noch nicht mal einem Jahr trainierte Joshua Kimmich quasi einige Meter entfernt vom Balkon meiner Wohnung in Leipzig-Lindenau. Für die Jungs vom Leipziger Cottaweg lief er erstmals in seiner Laufbahn in einer Profiliga auf, der Dritten, in Orten wie Sand- und Burghausen.

Nun stand er gestern in einem EM-Spiel auf dem Rasen von Paris. Dies war nur möglich, weil sein Heimatverein, der altehrwürdige VfB Stuttgart, sein Potenzial völlig unterschätzte. Gestern zeigte er mit wunderschön überlegtem und sauberem Passspiel, was in ihm steckt und trug somit wesentlich zum Gruppensieg des DFB-Teams bei. Trotz traumhafter Passqoute von 90 Prozent und 80 Prozent Ballbesitz schaffte das DFB-Team nicht, die Kugel ein zweites Mal im Tor des Teams aus Nordirland zu versenken. Es blieb trotz zahlreicher Chancen unnötigerweise bis zum Schluss spannend. Glanzvoll war der 1:0-Sieg also nicht, wegen der hervorragenden Abwehrarbeit aber allemal verdient.

Gratulation auch an das Team aus Polen für den Einzug ins Achtelfinale.

Völlig unterschätzt und unterbelichtet von den Medien hierzulande gehen unterdessen die Auseinandersetzungen um das französische Arbeitsmarktgesetz in die Nachspielzeit. Ohne Mehrheit im Parlament und durch einen Trick in der Verfassung für Präsidialverfügungen in Ausnahmesituationen beschlossen, soll es nun am 28. Juni in der 2. Kammer Frankreichs bestätigt werden. Da das ganze Land mittlerweile mehr über diese Auseinandersetzung als über die EM spricht, ist es ein großer Schaden für die französische Demokratie, wenn in dieser Situation auch noch Demonstrationen verboten werden. Denn genau das hat die französische Regierung heute versucht – und erst nach heftigen Protesten wieder zurückgenommen. Hollande hat sich verspekuliert und die Demokratie wird in Frankreich zunehmend ins Abseits gestellt. Und auf der Ersatzbank macht sich schon Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Front National bereit. Die schönste Nebensache der Welt ist an so einem Tag eben nur das: Nebensache.

20. Juni 2016 - Der ball ist rund und die tore lauern überall (*)

Von Thomas Lutze, für DIE LINKE Obmann im Wirtschaftsausschuss des Bundestags  

 

 

Jaja, und das Runde muss ins Eckige… Nach den Deutschen hat es nun auch die Engländer erwischt. 0:0 gegen die Slowakei. Eine gefühlte Niederlage für Good Old England.

Das hochgelobte Team Englands holperte sich ergebnistechnisch mehr schlecht als recht durch die Vorrunde. Nach dem Last-Minute-Gegentreffer durch die Russen zum Auftakt leisteten die Waliser massiven Widerstand, der am Ende gerade noch so gebrochen werden konnte. Gegen die Slowakei gelang dies dann nicht. Irgendwie hatte man ab der ersten Minute dieses Spiels den Eindruck: Das wird heute nix.

Ganz anders Englands kleiner Bruder von nebenan. Gefühlte 2½ Chancen führten zur drei Wales-Toren und grenzenlosem Jubel, der sich stimmungstechnisch mit dem der Engländer durchaus messen kann. Es war eine Lehrstunde wie Fußball anno 2016 funktionieren kann. Hinten sicher stehen, dann lange, präzise Flanken nach vorne und dort zwei, drei Leute, die auch mal willens und in der Lage sind, in das Eckige zu treffen.

Dass England seine erfolglose Strategie (Ausnahme 1966) verändert hat, ist unstrittig. Statt Kick and Rush sieht man heute sehenswerten Kombinationsfußball, allerdings mit eingeschränkter Torquote. Ein wenig erinnert das an die deutsche Erfolgsstrategie früherer Turniere: Mehr schlecht als recht durch die Vorrunde, knapp in den K.o.-Spielen und am Ende Meister. Bleibt zu hoffen, dass die Engländer 2016 Elfmeterschießen draufhaben.

(*) Buchtitel Eduardo Galeano

19. JUNI 2016 - Die ersten sind weiter

Von Katrin Werner, behindertenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

Nun stehen endlich einige der Mannschaften fest, die ins Achtelfinale einziehen werden. Frankreich hatte sich ja schon vorzeitig qualifiziert, so dass das Remis gegen die Schweiz nicht weiter ins Gewicht fiel. Mein Glückwunsch an die Gastgeber, aber auch an die Schweiz, die zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft über die Vorrunde hinaus kamen. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden, während der Weltmeisterschaft 2014, hatten die Eidgenossen noch mit 2:5 verloren.

Erfolg wünsche ich auch den Menschen in Frankreich, die weiterhin Woche für Woche gegen die antisozialen Reformpläne der sozialdemokratischen Regierung demonstrieren. Da die deutschen Medien leider wenig darüber berichten, ist unsere Solidarität mit den Streiks und Protesten umso wichtiger.

In diesem Sinne: „La solidarité est notre arme – Die Solidarität ist unsere Waffe!“

18. JUNI 2016 - WENIGSTENS DIE FRISUR SAß

Von Petra Sitte, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

Ungarn gegen Island.  Während erstere Mannschaft ziemlich unsympathische Fans in der ersten Reihe hat – sie kamen in einem langen Aufmarsch zum Stadion, einige wurde mit Hitlergruß fotografiert –, hat Island die sympathischsten. Die Isländer dürfen gar das erste Mal überhaupt ihre Visitenkarte bei einem großen Turnier abgeben, die Ungarn sind immerhin zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder bei einer EM dabei – und es hat Spaß gemacht, den beiden zuzuschauen.
Ich drücke, bei allen politischen Differenzen, auch Mannschaften aus Ost- und Mittelosteuropa die Daumen, dass sie es in die Finalrunden schaffen. Und Ungarn führt nach dem 1:1 gegen Island immer noch die Gruppe F an.

Anders als Favorit Portugal, das nach den Isländern nur auf Platz 3 steht. Und obwohl Christiano Ronaldo ackerte und kämpfte: Bleiben wird sein verschossener Elfmeter. Aber wenigstens die Frisur saß. Und das Bild des nach Ende über das Feld flitzenden Fans, dem Ronaldo die Ordner vom Hals hielt, um ein Selfie zu machen. Ronaldo kommt wie sein brasilianischer Namensvetter und einige andere Superstars aus sehr armen Verhältnissen. Und trotz aller Kritik an überbezahlten Fußballmillionären ist dieser Sport offenbar immer noch eine Sphäre, in der es Menschen durch Leistung von ganz unten nach ganz oben schaffen können und auf dem Teppich bleiben.

17. Juni 2016 - Für die Spiele gestern gibt es von mir drei rote Karten!

 

Von Katrin Kunert, für DIE LINKE Obfrau im Sportausschuss des Bundestags

 

 

 

Auch mit Fußballbrille und viel Sportbegeisterung gibt es Dinge im und um den Fußball herum, die einer Würdigung bedürfen:

Das Spiel Kroatien gegen Tschechien geht am Ende mit 2:2 in die Statistik ein, verdient, wie ich finde. Pyro und Prügeleien bei der kroatischen Anhängerschaft, Spielunterbrechung und ein verletzter Ordner bleiben in Erinnerung, leider nicht die sportliche Leistung.

Das Spiel Italien gegen Schweden war nicht wirklich von Spannung geprägt und so siegten die alten Italiener (es ist die Mannschaft mit dem höchsten Durchschnittsalter) durch Minimalfußball mit nur einem Tor. Das eigentliche Drama spielte sich in den sozialen Netzwerken ab: Das ZDF hat sich doch wirklich wieder getraut, die Reporterin Claudia Neumann kommentieren zu lassen! Blanker Hass, Beleidigungen  und Frauenfeindlichkeit zogen sich durch die Kommentare! Wie armselig doch die deutsche Fußballnation sein kann! Ich greife hier den Vorschlag meiner Fraktionskollegin Halina auf, das Finale sollte unbedingt eine Frau kommentieren!

Die Partie Spanien gegen die Türkei versprach etwas Musike…wenn einige wissen, was ich meine…Eine gute halbe Stunde konnte die türkische Mannschaft den Spaniern Paroli bieten, dann wurde Flamenco getanzt. Am Ende gab es ein deutliches Ergebnis! Was mich allerdings bei diesem Spiel genervt hat…wie können „Fans“ ihren eigenen Mannschaftskapitän auspfeifen?

16. Juni 2016 - Der Form hinterhergelaufen

 

Von André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Die vermeintlichen Außenseiter schlagen sich bei dieser EM ganz hervorragend, auch wenn sie nicht immer Erfolg haben. Vor der Leistung der Waliser gegen England habe ich großen Respekt, selbst wenn sie durch ein Tor in der Nachspielzeit doch noch unterlegen waren. Die Nordiren dagegen feierten gegen die Ukraine verdientermaßen ihren ersten EM-Sieg überhaupt.

Und nun haben wir auch die erste torlose Partie des Turniers gesehen – dass es ausgerechnet das Match zwischen Deutschland und Polen sein würde, hätte ich nicht gedacht. Es gab ganz gewiss schon schlechtere 0:0-Spiele, zumal beide Mannschaften nach ihren Auftaktsiegen weiter gute Chancen auf die K.o.-Runde haben, aber wie schon im Spiel gegen die Ukraine konnten die Deutschen nicht wirklich überzeugen. Besonders im Angriff war nicht viel zu sehen, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Gomez gleich von Beginn an dabei gewesen wäre, weil WM-Torschütze Götze doch schon länger seiner Form hinterherläuft.

Um die nach ihrem Sieg gegen die Ukraine sicher euphorisierte nordirische Mannschaft bezwingen zu können, wird das Team von Jogi Löw deutlich zulegen müssen.

15. Juni 2016 - Die alte sowjetische Schwäche


Von Roland Claus, Ostkoordinator der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Die Selbstauflösung der Sowjetunion hat bekanntlich zu einer Reihe von Verwerfungen geführt, die auch vor dem Fußball nicht haltmachen. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist die Herausbildung sog. „Transformationsländer“, von denen gestern gleich vier im Einsatz waren. Russland, die Slowakei, Rumänien und Albanien. Die Resultate sind zwiespältig. Während die Slowaken mit ihrem Stil sich mehr und mehr der wenig attraktiven Fußball-Arbeit nähern, damit aber erfolgreich sind, verfällt Russland in die alte sowjetische Schwäche, ahnungslos Rückstände zu kassieren, sie zunächst wie Gottgegebenheiten zu betrachten und ihnen dann zu spät hinterherzuhecheln. Endeffekt: 1:2, Russland vor dem Aus, die Slowaken aber noch nicht durch.

Auch die Rumänen, vor Urzeiten einmal Brasilianer des Balkans genannt, sind mittlerweile mehr Bollwerk als Ensemble. Gegen überaus dürftige Schweizer, deren biederes Kraftspiel an die BRD der 1980er Jahre erinnert, reichte es nur zu einem 1:1, das am Ende für sie sogar als glücklich bezeichnet werden muss. Dass die Schweiz überhaupt ins Achtelfinale einziehen darf (4 Punkte reichen wahrscheinlich auch auf Platz 3 der Gruppe A), ist im Verhältnis zu vielen anderen besseren Truppen bei diesem Turnier der eigentliche Skandal.

Und Albanien: Aufopferungsvoll stemmte sich das 1913 von Italiens Gnaden gegründete Gemeinwesen gegen den lange einfallslosen Gastgeber, um kurz vor Schluss und in der Nachspielzeit die Gegentore zu kassieren. Jetzt können die Albaner nur noch den Rumänen den Einzug in die nächste Runde versauen, während sich Frankreich und die Schweiz im letzten Gruppenspiel ein „fröhliches“ Unentschieden zuschieben werden. Es ist immer dasselbe: Die Heimmannschaft bekommt eine parteiische Gruppe geschenkt und tut nach ihrer Bewältigung so, als sei das alles titelfördernd. Faktisch vielleicht, fußballpolitisch vernünftig, moralisch oder gerecht ist das natürlich nicht.

14. Juni 2016 - Der Tag der Underdogs
Von Axel Troost, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag  

 

 

 

Vielen, ja sehr vielen Menschen stand gestern in Frankreich tagsüber der Sinn weniger nach Fußball-EM, sondern viel mehr nach einem Duell um das neue LoiTravail, das „französische Hartz4“, welches seit Wochen das Land bewegt. Es steckt voller Dramatik und weckt Emotionen, den es betrifft viele direkt oder indirekt. Gelingt den Underdogs ein Sieg? Die letzten Wochen haben gezeigt, dass sie in starker Form sind. Mehr als eine Millionen Demonstrierende gestern in Paris und 400.000 in den Provinzen sind ein klarer Punktsieg. Es bleibt spannend und ich drücke die Daumen!

Ach ja, EM-Fußball gab es auch. Das ungarische Team legte in Bordeaux gegen die favorisierten Jungs aus Österreich eine scharfe zweite Halbzeit hin und diese reichte zum historischen 2:0 Sieg. Das Team der Alpenrepublik dagegen rustikal und gemütlich wie´n Teller Kaiserschmarrn, ohne wirklichen Zug zum Tor.

Mit dem portugiesischen Kapitän Cristiano Ronaldo betrat eine der teuersten Ikonen des kommerziellen Fußballzirkus die Bühne der EM im südfranzösischen Saint-Étienne. Trotz Ronaldo, 24:4 Torschüssen und überlegener Pass- und Ballbesitzquote der „Selecao das Quinas“ hielt das Team Island mit leidenschaftlichem Zweitkampf dagegen, erkämpfte ein 1:1. Die Moral und der Wille des Underdogs macht Hoffnung.

13. Juni 2016 - EM für alle

Von Katrin Werner, Sprecherin für Behindertenpolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
 

 

 

Die Euphorie und Stimmung, die derzeit im ganzen Land herrscht, ist ansteckend. Millionen Menschen treffen sich beim Public Viewing und es gibt landauf und landab nur noch ein Thema: die Fussball-Europameisterschaft der Männer.

Was mich dieses Jahr besonders beeindruckt und erfreut sind die barrierefreien Public Viewing-Übertragungen, zum Beispiel in München oder Hamburg. Dolmetscher für Gebärdensprache, Blindenreporter, die das Spiel live schildern, und barrierefreie Toiletten sorgen dafür, dass auch Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen am Spiel und der Euphorie teilhaben können. Ich hoffe, dieses Modell macht Schule und erstreckt sich bald auf die ganze Bundesrepublik. Vielleicht schaffen wir es dann auch, einen Teil der Stimmung auf die Blindenfussball-EM 2017 in Berlin zu übertragen.

12. Juni 2016 - Schwein(I) gehabt

Von Katrin Kunert, für DIE LINKE Obfrau im Sportausschuss des Bundestags

 

 

 

Der EM-Auftakt für die deutsche Mannschaft ist gelungen! Nach einer temporeichen ersten Halbzeit musste man bangen…, denn die Ukrainer haben mutig und beherzt gespielt. Für mich war Boateng der beste Spieler, schließlich hat er so manchen Ball abwehren können und spektakulär war der direkte Einsatz im Tor!

Auch wenn die Spieler vom Spektakel auf der Straße nichts mitbekommen haben, wer sich so als „Fußballfan“ – nämlich Nazis – in Lille bewegte. So war das Tor von Mustafi, Sohn albanischer Eltern, die richtige Antwort. In der deutschen Mannschaft ist Vielfalt die Stärke für die EURO 2016! Beim zweiten Tor bewies Jogi Löw einfach das richtige Händchen…: einwechseln, keine 100 Meter zum Tor der Ukrainer laufen, Fuß ausstrecken und Tor! Schwein(i) gehabt, könnte ich glatt behaupten!

Gegen Nordirland dürfte es schwer werden, sie stehen hinten sehr tief und haben der polnischen Mannschaft viel abverlangt!

Nur gut, dass Deutschland nicht in einer Gruppe mit der Türkei spielt, sonst gäbe es bei Siegen gegen die Türkei nur Ärger. Die nächsten Spiele werden spannend, auf geht’s!

11. Juni 2016 - Unnötige Krawalle und schwache Spiele

Von André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Wie so oft bei den ersten Gruppenspielen erlebten die Zuschauer ein vorsichtiges Abtasten. Kein Team will zum Auftakt verlieren. Knappe Ergebnisse und nur bedingt attraktive Spiele waren dadurch vorprogrammiert.

Am meisten enttäuscht haben mich die Schweizer bei ihrem glanzlosen 1:0-Sieg gegen den Außenseiter Albanien, der noch dazu nach einem Platzverweis lange Zeit in Unterzahl spielen musste.

Am meisten gefreut habe ich mich darüber, dass den Walisern kurz vor dem Abpfiff noch das 2:1 gegen die Slowakei gelang. Ich finde, die Männer von der Insel (im Übrigen wie ihr Gegner EM-Debütant!) haben verdient gewonnen.

Relativ unspektakulär verlief auch das dritte Match des Tages zwischen England und Russland, das 1:1 endete, obwohl das Team um Wayne Rooney mehr vom Spiel hatte.

Am meisten geärgert habe ich mich über die gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Spiel in Marseille. Wer andere Menschen brutal zusammenschlägt, ist kein Fußball-Fan, sondern schlicht ein Krimineller. So etwas wollen wir weder vor noch in den Stadien sehen.

 

10. Juni 2016 - Traumtor bringt Frankreich schmeichelhaften Sieg

Von André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

 

 

Nun hat sie also begonnen – die größte EM aller Zeiten, wie die Franzosen stolz betonen. Bezogen auf die 24 teilnehmenden Teams trifft das zweifellos zu, ob auch hinsichtlich der Leistungen, wird der Turnierverlauf zeigen.

Das Eröffnungsspiel war wie häufig eines ohne großen Glanz. Die starke Gegenwehr der Rumänen gegen den Favoriten aus Frankreich hat mich überrascht. Es war ein glücklicher Sieg der Gastgeber, nicht nur, weil die Partie durch ein Traumtor kurz vor Schluss entschieden wurde, sondern weil auch der erste Treffer wegen Torwartbehinderung nicht hätte zählen dürfen. Als langjähriger Schiedsrichter weiß ich aber, wie schwer solche Situationen zu beurteilen sind.

Die Chancen der Deutschen stehen durchaus gut, auch wenn erfahrene Spieler wie Klose und Lahm nicht mehr dabei sind. Die Vorrunde sollte kein Problem darstellen. Neben Nordirland treffen wir mit Polen und der Ukraine auf die Gastgeber der EM 2012, wobei vor allem das Duell mit unserem Nachbarland nicht leicht wird. Ich hoffe auf faire Spiele in einem friedlichen Umfeld.