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„Den Sozialismus kann man nur mit dem Fahrrad erreichen“

Nachricht von Sabine Leidig,

 

Nach 200 Jahren ist es Zeit für eine neue Revolution auf der Straße

Am 12. Juni 1817 unternahm Karl Freiherr von Drais die erste Fahrt mit dem von ihm erfundenen Laufrad – wir feiern die Erfindung des Fahrrades vor 200 Jahren. Es entwickelte sich bis Ende des 20. Jahrhunderts zum Massentransportmittel – für viele Menschen erschwinglich – für selbst bestimmte Mobilität. Schon unter Hitler und vor allem ab 1950 wurde die Massenmotorisierung vorangetrieben, viele Milliarden wurden in autogerechte Straßen investiert. Das Verkehrsrecht wurde aufs Auto ausgerichtet und das Fahrrad an den Rand gedrängt. Das wollen wir ändern!

Wir wollen umwelt- und menschengerechte Verkehrsverhältnisse zu schaffen! Wir wollen Geld und öffentlichen Raum umverteilen – für soziale und ökologische Mobilität. Und neben dem öffentlichen (Nah-)Verkehr spielt dafür das alltägliche Fahrradfahren eine wesentliche Rolle! Die meisten Wege, sowohl in der Stadt, als auch im ländlichen Raum,  sind kürzer als 10 Kilometer; das Rad könnte das Massen­transport­mittel Nr. 1 sein – sozial, ökologisch, kostengünstig, gesund und attraktiv.

Damals und heute: Fahrradfahren zahlt sich aus

Über die erste Radfahrt wurde europaweit berichtet und vorgerechnet: Die Anschaffung und der Unterhalt kosten nur ein Hundertstel (!) der Kosten eines Pferdes. An diesem Verhältnis zu den PS hat sich bis heute nichts geändert: Ein eher kleines Auto schlägt mit rund 400 Euro monatlich zu Buche – mit einem Fahrrad für 400 Euro kann man aber acht Jahre (100 Monate) unterwegs sein. Mehr noch: Die dänische Regierung hat berechnen lassen, was die ganze Gesellschaft vom Radeln hat: Ein Kilometer Autofahrt kostet im Durchschnitt 16 Cent (Straßenbau, Unfallkosten, Erkrankungen und Umweltschäden etc); ein Kilometer Fahrradfahrt dagegen spart dagegen 16 Cent – vor allem, weil es der Gesundheit nützt.

Wer sein Fahrrad nutzt, ist flexibel unterwegs und auf kurzen Strecken oft am schnellsten – ohne belastenden Lärm und ohne schädliche Abgase! Wege und Stellplätze für Fahrräder brauchen viel wenig Platz als Autos und diese Infrastruktur kostet viel weniger.

So haben alle etwas davon, wenn viele aufs Fahrrad umsteigen: Die Lebensqualität steigt, Steuergelder können eingespart und für anderes ausgegeben werden.

Fahrrad-Stadt-und-Land gegen die Macht der Automobilkonzerne

Und es geht nicht nurum unsere Lebensqualität. Der fortschreitende Klimawandel bedroht die Lebensgrundlage von vielen Millionen Menschen und wird vom Verkehr befeuert. Mehr noch: Für Öl werden Kriege geführt, Rohstoffe wie Eisenerz oder Lithium werden unter zerstörerischen Bedingungen geplündert, für „Bio“Sprit wird Ackerland missbraucht. Die herrschenden Verkehrsverhältnisse gehen auch auf Kosten der Armen im globalen Süden.

Daran wird sich nichts ändern, wenn künftig die Motoren elektrisch sind und die Kfz autonom fahren. Diese kapitalistische Verschwendung wird mit öffentlichen Mittel gefördert und soll die Aktionäre befriedigen.

Fahrradgerechtigkeit dagegen kann die Verkehrsverhältnisse zum Tanzen bringen: sichere Fahrradwege auf allen Straßen, autobefreite Wohngebiete, in denen Kinder wieder alleine zur Schule radeln, in der Regel Tempo 30, echte Strafen für „Gefährder“ und Verkehrsregeln, die Autos nicht bevorzugen … all das kann dazu beitragen – auch ein „Verkehrswendefonds“, mit dem der Bund den Kommunen Geld für den Umbau zur Verfügung stellt, anstatt noch mehr Autobahnen zu bauen.

Im Kern geht es aber um Demokratie. Wenn der öffentliche Raum zugunsten der Lebensqualität aller Menschen verteilt wird, entsteht die fußgänger- und fahrradfreundliche Infrastruktur von ganz allein.

Mehr Informationen zur LINKEN Radverkehrspolitik:

Positionspapier zur Radverkehrspolitik