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Comedy und politische Kritik

Nachricht von Katja Kipping,

Popkulturpolitik#4 im Mehringhoftheater

Popkulturpolitik#4: HG Butzke, Britta Steffenhagen, Arnulf Rating, Katja Kipping und Till Reiners

Weitere Bilder auf Flickr                                                                     Foto: Uwe Steinert


Während sich erfolgreicher TV-Journalismus ganz staatsbürgerlich als vierte Gewalt feiert und dabei immer mehr zur Hülse gerät, findet sich dessen ursprünglicher Inhalt – die kritische Hinterfragung gesellschaftlicher Prozesse – zunehmend in seiner eigenen Persiflage wieder. So kommt es, dass die heute-show im ZDF nicht selten deutlich politischer wirkt als das heute-journal. Doch kann die oftmals stark vereinfachte Schelte auf „die da oben“ den wahren Problemen überhaupt annähernd gerecht werden? Oder liegt grade in der anarchischen Verweigerung, sich an realpolitischen Prozessen zu beteiligen, die politische Sprengkraft von Kabarett und Comedy?

Hinterfragen und Zusammenhänge verstehen

Was das im Umkehrschluss für die parlamentarische Demokratie bedeutet und über weitere Fragen, hat Katja Kipping am 24. November 2015 im Mehringhoftheater in Kreuzberg gemeinsam mit unseren Gästen diskutiert. Wir hatten die Freude, Arnulf Rating (Kabarettist), HG. Butzko (Kabarettist) und Till Reiners (Kabarettist und Slam-Poet) auf dem Podium zu begrüßen. Dort war unter anderem der Hinweis interessant, dass sich seit der Finanzkrise die Intention von Kabarett eine andere sei – von der Politikerschelte hin zur Aufklärung. Und dass das politische Kabarett nötig sei, um manipulierte Strukturen aufzubrechen – ja, dass das Kabarett sogar die kontorollierende „vierte Gewalt“ kontrolliert, wie jüngst im Beitrag der Anstalt über die Verquickung des ZEIT-Journalisten Josef Joffe mit transatlantischen Lobby-Organisationen.

Allgemeine Journalistenschelte wollte aber Katja Kipping nicht stehen lassen. Es gäbe hervorragend recherchierte Zeitungsartikel, die wichtig für die politische Arbeit seien. Dem stimmten auch die Künstler zu. Ohne gut recherchierte Beiträge, sei ihr Programm nicht zu machen, verwiesen aber darauf, dass aufgeklärter und kritischer Journalismus immer seltener zu finden sei. Trotz Konkurrenz des Internets sei ihr Niedergang aber durchaus auch selbstgemacht. „Ich will nicht lesen, was ich zuvor schon im Internet gelesen habe“, so Till Reiners. „Ich will Zusammenhänge verstehen.“

Ein Grund für die nachlassende Qualität der Medien seien die immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen der Journalisten. Diese seien auch der Grund, warum Positionen von einflussreichen Lobbyverbänden immer öfter unhinterfragt medial transportiert werden. Aber auch auf die Form des Kabaretts wurde kritisch reflektiert. Manchmal käme Kabarett nicht über Politikerschelte hinaus. Arnulf Rating verglich das Niveau mit dem Niveau der Witze, die Schüler über Lehrer machten, wenn er sich zur Tafel drehte. Hier war er sich mit HG. Butzko einig: „Politikerschelte ist was für Karnevalisten geworden.“

Eine Mehrheit fürs Grundeinkommen?

Abschließend nach den Wünschen gefragt, bat Arnulf Rating Katja Kipping weiterhin, auch wenn es gegen die Mehrheit der Partei sei, für ein Grundeinkommen zu streiten. Das versprach sie ihm, allerdings wies sie auch darauf hin, dass sie sich nicht sicher sei, ob sie in dieser Frage innerparteilich nicht auch in der Mehrheit sei. Auf dem letzten Parteitag, auf dem das Thema diskutiert wurde, ohne eine Abstimmung herbeizuführen, sei der Beifall fifty-fifty gewesen. Auch Katja Kipping hatte einen Wunsch an das Kabarett: Macht weiterhin so aufklärerische Beiträge wie zur Finanzkrise in Griechenland oder zur Flüchtlingspolitik.

linksfraktion.de, 26. November 2015