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Bürger schicken Ude, Hoeneß und Co. vom Platz

Im Wortlaut von Nicole Gohlke,

Erfolg für NOlympia - und ein Zeichen gegen IOC, Intransparenz und Kommerzialisierung

Foto: Uwe Steinert

 

 

Von Nicole Gohlke, bayerische Bundestagsabgeordnete

Die Bewerbung Münchens für die olympischen Winterspiele 2022 wurde von der Kampagne NOlympia erfolgreich gestoppt: Bei allen vier Bürgerentscheiden in München sowie den Landkreisen Markt Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Berchtesgadener Land stimmten die Bürgerinnen und Bürger gegen eine gemeinsame Bewerbung. Damit setzte die oberbayerische Bevölkerung ein starkes Zeichen gegen die Arroganz der abgehobenen politischen und wirtschaftlichen Klasse, sowie gegen die Kommerzialisierung der bayerischen Alpen und der Region.

Nachdem vor etwa zwei Jahren München gegen Pyeongchang die entscheidende Abstimmung im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für die Winterolympiade verloren hatte, wurden schon damals die „Nörgler“ von der NOlympia-Kampagne als die Schuldigen ausgemacht. Das Organisationskommitee um den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) setzte deshalb dieses Mal von Anfang an auf eine Pro-Kampagne mit Millionenetat, die nichts unversucht lies, um mit gekauften Sportpromis und deren gleichermaßen inhaltsleeren wie effekthascherischen Parolen auf Stimmenfang in der Bevölkerung zu gehen.

Der offiziellen Wahlbenachrichtigung zur Abstimmung lag neben der Begründung des Stadtratsbeschlusses praktischerweise ein ausführliches Faltblatt mit vermeintlichen Pro-Argumenten und Versprechungen bei. Monatelang gingen die privaten Hauptsponsoren der Kampagne, wie Audi, BMW, Infineon, Sky, SAP und bekannte Sportgesichter auf Marketing Tour. Unterstützt wurden sie vom FC Bayern München und deren ehrenwerten Sportgrößen wie Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß (Prozess im März wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe). Gestärkt von derlei prominenter Unterstützung kündigte Christian Ude ein »klares 4:0 für Olympia« an und proklamierte in Erwartung eines glanzvollen Sieges, dass es keine Bewerbung geben werde, wenn nur einer der vier Bürgerentscheide verloren geht.

Dagegen startete das Bündnis NOlympia mit einem Etat von 35.000 Euro - vor allem getragen durch BUND, Attac, DIE LINKE, Grüne, Naturfreunde und weitere Umweltverbände. Mit einer Vielzahl wissenschaftlicher und journalistischer Expertisen präsentierte das Bündnis die wahren Fakten hinter dem vermeintlichen Großspektakel: 2000 Limousinen sollten für 20 Millionen Euro der »olympische Familie« geschenkt werden. Das IOC - von jeglicher Besteuerung freigestellt - sollte alle Einkünfte aus Eintrittsgeldern, Senderechten und Vermarktung der Spiele erhalten. Jegliche Form von Nahrungsmittelverkauf, Merchandising, Werbeflächen und sogar Bierausschank im Umfeld der Wettkampf- und Medienzentren sollten ausschließlich den offiziellen Sponsoren vorbehalten sein. An jedem Verkehrsweg  sollte nur die offizielle Werbung der IOC-Partner angebracht sein. Und selbst die bayerischen Alpen sollten, um für eine optimale Beschneiung garantieren zu können, mit künstlich gekühltem Wasserreservoirs „ausgebaut“ werden.

Es ist den vielen Ehrenamtlichen und der guten Kooperation im Bündnis zu verdanken, diese starken Argumente weitergetragen zu haben und dabei zu zeigen, dass es dem IOC nicht um die „große olympische Idee“, sondern um ein weltweit vermarktetes und profitables Werbeevent ging. Der Erfolg der Kampagne zeigt, dass der Kampf gegen die Zerstörung der Natur und der Kommerzialisierung und Instrumentalisierung des Sports zugunsten einer kleinen Kapitalfraktion gewinnbar ist.
 

linksfraktion.de, 12. November 2013