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Blatters Rücktritt war überfällig

Nachricht von André Hahn,

André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Nach 17 Jahren als Fifa-Präsident hat Sepp Blatter am Dienstagabend in Zürich seinen Rücktritt angekündigt. Nur vier Tage nach seiner Wiederwahl begründete Blatter seine Entscheidung damit, dass die Verwicklungen des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) in den Korruptionsskandal kein Ende genommen hätten. Sieben hohe Fifa-Funktionäre waren vor einer Woche in Zürich festgenommen worden, darunter mehrere Stellvertreter Blatters. In den USA wird wegen Korruption gegen sie ermittelt. Vorgeworfen wird ihnen und sieben weiteren Verdächtigen die Annahme von Bestechungsgeldern von mehr als 100 Millionen Dollar.

Blatter im Visier der Ermittler

Bis zuletzt hatte Blatter alle Rücktrittsforderungen zurückgewiesen und Kritik ignoriert. Inzwischen wird über die Motive für Blatters dann doch überraschenden Rücktritt spekuliert. Mehrere US-Medien meldeten, dass der Fifa-Präsident selbst ins Visier der Fahnder gerückt sei. Die Staatsanwaltschaft habe inzwischen Ermittlungen gegen Blatter eingeleitet.
Bis spätestens März 2016 will sich Blatter nun von seinem Amt zurückziehen.

André Hahn, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, sagte am Dienstagabend im Deutschlandfunk, dass der Rücktritt Blatters nicht nur richtig, sondern überfällig gewesen sei. "Klar war, mit ihm an der Spitze wird es keine durchgreifende Reform geben, bei der Fifa, die aber dringend notwendig ist." Nun stelle sich die Frage, ob Blatter wirklich weitere sechs Monate im Amt bleiben will. Eine solche Hängepartie schade dem Fußball weltweit, kritisierte Hahn.

Fifa-Reformen werden schwierig

Hahn forderte zudem, dass die WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 auf den Prüfstand gehörten. Dem Deutschen Fußballbund (DFB) warf er vor, nicht genügend unternommen zu haben, um den Rücktritt von Blatter zu beschleunigen. Bei der Wahl vor wenigen Tagen in Zurüch hätten DFB und UEFA, die Vereinigung europäischer Fußballverbände, versäumt, ein klares Zeichen zu setzen und die Wahl nicht noch durch Teilnahme zu legitimieren. "Hier hätte man wirklich protestieren können."

Die Fifa brauche dringend Reformen, erklärte Hahn weiter. Das aber sei alles andere als leicht. Es brauche dafür Mehrheiten innerhalb der Fifa. Von außen können das der Fifa kaum aufgezwungen werden, das müsse schon die Fifa selbst tun. Eine Möglichkeit wäre es, wenn die UEFA die Initiative ergreife und eine Neugründung der Fifa anstrebe. Ingesamt aber geht Hahn von einem schwierigen und langwierigen Prozess aus.

linksfraktion.de, 3. Juni 2015