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Atypische Beschäftigung: Leiharbeit macht krank

Nachricht von Jutta Krellmann,

Atypisch Beschäftigte weisen einen schlechteren psychischen Gesundheitszustand auf als Normalbeschäftigte und haben ein erhöhtes Risiko an Depressionen zu erkranken. Das belegen Zahlen, die Jutta Krellmann in einer Kleinen Anfrage (PDF) bei der Bundesregierung erfragt hat. Sind Personen über einen längeren Zeitraum atypisch beschäftigt, wird ihre psychische Gesundheit stärker beeinträchtig. Heute ist jeder Fünfte atypisch beschäftigt (20,1 Prozent), das sind fast acht Millionen Beschäftigte. Zu den atypischen Beschäftigungsformen zählen u. a. Leiharbeit, befristete Beschäftigung und Teilzeit.

Leiharbeitnehmer sind häufiger von Beeinträchtigungen der allgemeinen Gesundheit, von Burnout sowie von Depressionen betroffen als Normalbeschäftigte. Sie verfügen über einen geringeren Handlungsspielraum, eine höhere Arbeitsplatzunsicherheit und ein geringeres Einkommen. Leiharbeitnehmer weisen häufiger Muskel-Skelett-Erkrankungen und eine geringere Zufriedenheit auf als Normalbeschäftigte. Fast eine Millionen Beschäftigte arbeiten in Leiharbeit. Ihr Anteil an den atypisch Beschäftigten ist seit 2008 um die Hälfte angestiegen (8 zu 12 Prozent). Er ist am höchsten in den Branchen Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Energie; Verkehr und Lagerei sowie Baugewerbe.

Befristet Beschäftigte weisen einerseits eine geringereArbeits- und Lebenszufriedenheit als unbefristet Beschäftigte auf, andererseits berichten sie seltener von Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens. Befristete Beschäftigung bezeichnet eine Vielzahl von Beschäftigungsformen, deren Vertragsverhältnis nur eine begrenzte Laufzeit hat. Ein Drittel der atypisch Beschäftigten ist befristet beschäftigt, das sind fast zweihundertfünfzigtausend. Ihr Anteil ist am höchsten in den Branchen Erziehung und Unterricht, Gastgewerbe sowie öffentliche Verwaltung. 

Teilzeitarbeit hat einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden. Der Wechsel von einer Vollzeitbeschäftigung zu einer Teilzeitbeschäftigung führt zu einer höheren Lebenszufriedenheit. Zwar sind Teilzeitbeschäftigte häufiger von Depressionen betroffen als Normalbeschäftigte, es ist aber unklar, ob die höhere Depressionsbetroffenheit die Folge einer Teilzeitbeschäftigung ist oder ob sich mehr Personen, die eine Disposition für Depression haben, für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden. Fast zwei Drittel aller atypisch Beschäftigten arbeiten in Teilzeit (62 Prozent), das sind mehr als viereinhalb Millionen. Am höchsten ist der Anteil in den Branchen Gastgewerbe, sonstige Dienstleistungen sowie Gesundheits- und Sozialwesen.   

Die Bundesregierung stützt sich bei ihren Antworten auf die Ergebnisse des Projekts „Psychische Gesundheit der Arbeitswelt“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Hierzu wurden 247 Studien ausgewertet, die zwischen 2000 und 2015 veröffentlicht wurden. 

Jutta Krellmann, MdB, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, DIE LINKE im Bundestag, kommentiert:

„Unsicherheit, Dumpinglöhne und viel Stress: prekäre Beschäftigung macht krank, vor allem Leiharbeit drückt vielen auf die Seele. Die beste Medizin dagegen sind gute Arbeitsbedingungen, Tariflöhne und unbefristete Arbeit für alle. Hier ist die Bundesregierung in der Pflicht. Sie muss endlich sachgrundlose Befristungen verbieten und die Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen erleichtern. Bei Leiharbeit hat zu gelten: gleiches Geld bei gleicher Arbeit, plus zehn Prozent. Außerdem muss der Arbeitsschutz scharf gestellt werden: durch mehr Betriebsräte, flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen und eine Anti-Stress-Verordnung.“

Hier können Sie die Auswertung Ergebnisse der Kleinen Anfrage im Einzelnen als PDF herunterladen.