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Zehn Jahre Krieg: die deutsche Bilanz

erschienen in Clara, Ausgabe 21,

Der Krieg ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er ist zu einer politischen Alternative unter vielen geworden, zur Ultima Ratio, die das Ultimative verliert. Die Kriegseinsätze der Bundeswehr haben den Krieg zur gesellschaftlichen Normalität gemacht. Doch dieser Einsatz hat die Bundesrepublik Deutschland noch weitaus mehr gekostet.

 

Die Toten: Seit 2001 sind laut Bundeswehr 52 deutsche Soldaten im Rahmen der deutschen Beteiligung am Isaf-Einsatz gefallen. Das sind mehr als in Bosnien, Georgien, Kambodscha und im Kosovo zusammen.


Die Verletzten: Im laufenden Isaf-Einsatz wurden insgesamt 178 deutsche Soldatinnen und Soldaten und fünf Polizeibeamte verletzt. Hinzu kommen zahlreiche Fälle posttraumatischer Belastungsstörungen – Jahr für Jahr mehr. Im Jahr 2010 wurden 729 Fälle gezählt, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Experten gehen mittlerweile von insgesamt etwa 20 000 Fällen traumatisierter Soldatinnen und Soldaten aus.


Die Kosten: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung hat die Kosten des Afghanistankriegs für die Bundesrepublik auf 26 bis 47 Milliarden Euro beziffert. Mit knapp drei Milliarden Euro pro Jahr sind die Kosten für den Krieg fast dreimal so hoch wie im offiziell bezifferten Kriegsbudget. Was aber heißt das für die Bundesrepublik? Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gab im Jahr 2010 beispielsweise etwa 4.480 Milliarden Euro an Elterngeld aus. Die durch den Afghanistankrieg originär im Staatshaushalt aufgelaufenen Ausgaben würden, umverteilt einen Zuwachs von 44 Prozent beim Elterngeld bedeuten.


Die Freiheit: Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags spricht von 30 innerstaatlichen Gesetzen und Bundesmaßnahmen, die vor dem Hintergrund des »Kriegs gegen den Terror« bis zum Ende der 16. Wahlperiode des Bundestags erlassen wurden. Immer wieder geht es dabei um die Einschränkung von Freiheitsrechten – von der Erfassung biometrischer Daten über die Kontrolle von Reisebewegungen und Finanztransfers bis zur Überwachung der Kommunikation.
 

Die Angst: Deutschlands Beteiligung am Afghanistankrieg hat die Bundesrepublik verstärkt zu einer potenziellen Adresse von Gewalt gemacht. Fast 80 Prozent der Deutschen haben Angst davor, dass es auch in Deutschland Terroranschläge geben könnte. Das geht aus dem ARD-DeutschlandTrend im Mai 2011 hervor und zeigt einen deutlichen Anstieg zu vorhergehenden Umfragen.