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Wird Bargeld bald abgeschafft?

Von Michael Schlecht, erschienen in Klar, Ausgabe 38,

Finanzminister Schäuble (CDU) verhandelt in der Europäischen Union über eine Höchstgrenze für Cash-Zahlungen.

War’s das mit dem Spruch „Nur Bares ist Wahres“? Mitte Februar haben die Finanzminister der Europäischen Union (EU) über eine Beschränkung von Bargeldzahlungen debattiert. Deutschland und Frankreich hatten eine europaweite Höchstgrenze vorgeschlagen. In anderen europäischen Ländern gibt es bereits eine solche Obergrenze: in Frankreich, Spanien und Italien.

Befürworter begründen den Plan mit dem Kampf gegen Terrorismus, organisierte Kriminalität und Schwarzarbeit. Michael Schlecht, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, widerspricht: „Kriminelle würden andere Zahlungsmodalitäten finden: Gold, ausländisches Bargeld oder Waren.“


Kritiker wie Schlecht befürchten, dass eine Höchstgrenze nur der erste Schritt zur Abschaffung des Bargelds ist. Tatsächlich denkt die Europäische Zentralbank darüber nach, große Banknoten einzustampfen. Und manche Ökonomen fordern gar den vollständigen Verzicht auf Scheine und Münzen.


Benachteiligt von der Abschaffung des Bargelds wären vor allem einfache Bürgerinnen und Bürger. Ohne Bargeld seien alle Zahlungen für die Behörden nachvollziehbar, sagt Schlecht. „Byebye, Privatsphäre!“ Das sieht auch Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller so: „Das öffnet das Tor für eine absolute Kontrolle der Verbraucherinnen und Verbraucher.“


Die Abschaffung des Bargelds träfe all diejenigen, die kein Bankkonto besitzen. Sie wären vom Zahlungsverkehr vollständig ausgeschlossen. Experten befürchten zudem, dass Sparerinnen und Sparer ihre Guthaben schutzlos den Banken ausliefern müssten – mit negativen Folgen, falls die Bank Strafzinsen auf Ersparnisse einführt oder gar pleitegeht.


In Deutschland werden 79 Prozent der Transaktionen in bar ausgeführt, wie die Deutsche Bank für das Jahr 2014 errechnete. Selbst im Einzelhandel werden 53 Prozent der Umsätze in Cash getätigt.