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Warum ist Strom für Konzerne so viel billiger als für Verbraucher?

erschienen in Clara, Ausgabe 26,

clara erklärt, weshalb die Industrie weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde zahlt, Haushalte aber zweieinhalb Mal so viel entrichten müssen

Am Strompreis wirken viele Akteure mit. Energiekonzerne und Stromlieferanten legen an der Börse den Preis fest, den sie für den produzierten Strom erhalten. Sie berechnen zusätzlich Aufschläge für Investitionen und Profit der Unternehmen. Außerdem kassieren die überwiegend privaten Netzbetreiber mit, ebenfalls mit Aufschlägen. Strom aus erneuerbaren Energien wird hauptsächlich von Haushalten und kleinen Unternehmen über die sogenannte EEG-Umlage finanziert, die zum Ausbau von Ökostromanlagen beiträgt. Zum Schluss werden 19 Prozent Mehrwertsteuer für Strom fällig.

Viele Unternehmen, insbesondere die energieintensive Industrie, profitieren von zahlreichen Ausnahmen und Rabatten bei den einzelnen Entgelten, Abgaben und Umlagen. Die Bundesregierung will auf diese Weise die Wettbewerbsfähigkeit der großen Unternehmen sichern. Diese Ausnahmen und Rabatte sind Subventionen, die großenteils von allen anderen Stromverbraucherinnen und -verbrauchern ausgeglichen werden müssen oder als Steuerausfälle den Bundeshaushalt belasten. Diese Subventionen wurden im Jahr 2010 noch zu 85 Prozent durch den Bundeshaushalt getragen. In diesem Jahr werden sie zu rund 30 Prozent von Haushalten und kleinen Unternehmen getragen, deren Stromrechnungen steigen.

In manchen Fällen sind Privilegien für die energieintensive Industrie wirtschaftspolitisch sinnvoll. Sie wurden jedoch in den vergangenen Jahren zuerst durch die Bundesregierung aus SPD und Grünen, dann durch die aktuelle Regierung aus CDU/CSU und FDP extrem ausgeweitet – mit wahnwitzigen Folgen. Der klimapolitische Einfluss der Politik sinkt in dem Maße, wie Unternehmen die Stromsteuer schrittweise erlassen wird. Stufenregelungen verleiten dazu, mehr Strom zu verbrauchen, um in den Genuss vorteilhafter Konditionen zu gelangen: Je mehr Strom ein Unternehmen verbraucht, desto billiger wird er. Auch die sozialen Auswirkungen dieser Subventionen sind verheerend: Mehr als 2,5 Milliarden Euro zahlen Haushalte und kleine Unternehmen in diesem Jahr für die Industrie mit. Der Staat legt nochmals rund sechs Milliarden Euro drauf.

 

Mehr Informationen finden Sie unter: www.linksfraktion.de/energiewende