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Vorlesung in der Kirche

Von Nicole Gohlke, erschienen in Clara, Ausgabe 21,

Dieses Jahr haben in Bayern und Niedersachsen zwei Jahrgänge gleichzeitig ihr Abitur gemacht, Wehr- und Zivildienst wurden aufgehoben. Sind die Hochschulen für diesen Ansturm von Studierenden gewappnet?

Nicole Gohlke: Überhaupt nicht. Mehrere 100 000 Bewerber werden nach unseren Schätzungen keinen Studienplatz bekommen. Und wer einen Studienplatz ergattert, wird schlechte Bedingungen vorfinden. Hochschulen mieten Kirchen und Kinosäle an, um ihre Vorlesungen abhalten zu können. In den letzten 15 Jahren sind trotz steigender Studierendenzahlen 1500 Professorinnen- und Professorenstellen abgebaut worden.

Die alten Abschlüsse Magister und Diplom wurden abgeschafft: Was hat sich mit dem Bachelor/Master-System geändert?

Das Studium wurde in zwei Etappen geteilt. Zum Elitestudium Master soll nur noch ein Viertel der Studierenden zugelassen werden. Das ist eine enorme Bildungskürzung. Auch der Studienalltag hat sich verändert. Es gibt einen unglaublichen Leistungsdruck. Zudem sind Studium und Studijob kaum noch zu vereinbaren. Dabei sind viele dringend auf das Geld angewiesen.

Was muss aus Sicht der Fraktion DIE LINKE passieren, damit die Situation an den Hochschulen sich verbessert?

Wir wollen mehr Studienplätze schaffen und Zulassungsbeschränkungen abschaffen. Bildung muss gebührenfrei sein, und Kinder aus einkommensschwachen Familien müssen individuell gefördert werden.

Nicole Gohlke ist hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE