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Sparen wie die Griechen

erschienen in Clara, Ausgabe 21,

Seit zwei Jahren diese Bilder aus Griechenland: wütende junge und alte Menschen, die gegen Sparpakete ihrer Regierung protestieren. Immer wieder Straßenschlachten und Verletzte. Um »Hilfen« der EU zu bekommen bzw. Europas Banken vor Verlusten zu schützen, spart Athen, bis es kracht. Vor allem bei jenen, die die Krise nicht verursacht haben: Löhne und Renten sinken, die Mehrwertsteuer stieg auf 23 Prozent, Gesundheits- und Sozialleistungen wurden gestrichen.

Schon 2009 kürzte der griechische Staat fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP). Doch was würde so ein Sparpaket eigentlich für Deutschland bedeuten? Rechnet man die Zahlen auf Deutschland um, entspricht dies etwa 120 Milliarden Euro. So viel geben Bund, Länder und Gemeinden in einem Jahr für Bildung und Forschung aus. So groß ist auch der Zuschuss an die Sozialversicherung. Würden die Deutschen sparen wie die Griechen, es gäbe keinen Cent für Rentner oder Arbeitslose. Alle Universitäten, Schulen und Forschungslabors müssten schließen.

Auch im Jahr 2010 sparte Griechenland kräftig weiter: drei Prozent des BIP. Auf Deutschland umgerechnet: etwa 72 Milliarden Euro. Das entspräche der kompletten Streichung von Hartz IV und des Verteidigungshaushalts. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Die Wirtschaft brach 2010 um 4,5 Prozent ein, die Schulden explodierten von 113 auf 143 Prozent des BIP.

Vor Kurzem nun die nächste Horrormeldung. Anders, als von den EU-Finanzministern erhofft, wird Griechenlands Wirtschaft in diesem Jahr nicht nur um 3,8 Prozent schrumpfen, sondern um mehr als 5 Prozent. Damit geht es im Teufelskreis weiter bergab. Mit der einbrechenden Konjunktur fallen noch mehr Steuereinnahmen weg, und die Kosten für Arbeitslosigkeit steigen.

Aber nun muss Griechenland bis 2015 sogar noch weitere 13 Prozent des BIP kürzen. In Deutschland wären dies 300 Milliarden Euro. Das ist ein kompletter Bundeshaushalt. Kein Polizist könnte Dienst tun, kein Schlagloch würde repariert, in den Schulen erschiene kein Lehrer mehr, und alle Züge stünden still.

Nur eins ist in Griechenland geblieben wie vorher: Die Superreichen zahlen weiterhin kaum Steuern.