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Lotta Queer: „Wir sollten aufhören, Menschen in Frauen und Männer einzuteilen“

erschienen in Lotta, Ausgabe 10,

QUEER LEBEN in Berlin ist seit 2009 ein spezielles Beratungs- und Betreuungszentrum für Trans* und Inter*Personen.

QUEER LEBEN ist ein geschützter Ort für Menschen, die Fragen zu ihrem Geschlecht und ihrer geschlechtlichen Identität haben, so beschreibt Mari Günther die Trans*- und Inter*beratung. Sie baute das Zentrum auf und arbeitet als Systemische Therapeutin. Das Besondere: Die Betreuerinnen und Betreuer, die Beraterinnen und Berater bringen nicht nur ihr Fachwissen mit, sondern sie sind zum Teil selbst Trans* oder Inter*Personen. Ansprechbar sind sie für Erwachsene, die Zweifel an ihre geschlechtlichen Identität haben oder bereits offen ihre Trans* oder Inter*Geschlechtlichkeit leben. Aber auch für Familien, für Eltern, für Kinder und für Partnerinnen und Partner von Trans* oder Inter*Personen. „Bei uns finden alle eine Menge Wissen und wertfreies  Zuhören“, so Mari Günther. Darüber hinaus leistet QUEER LEBEN Jugendhilfe. Das Zentrum betreut Wohngruppen für Trans* und Inter*Jugendliche, aber auch für schwule und lesbische Teenager.

In allen Bevölkerungsschichten, in allen Milieus, in Stadt und Land gibt es Menschen, die sich als trans*, inter* oder queer bezeichnen. Genaue Zahlen darüber, wie viele es sind, existieren nicht. Etliche Trans* und queer lebende Personen jedoch, die in die Berliner Beratungsstelle kommen, sind von Armut, Beschäftigungslosigkeit und Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht. Hinzu kommt eine offene oder versteckte Diskriminierung: Menschen, die als geschlechtlich uneindeutig wahrgenommen werden, sind am Arbeitsplatz und im persönlichen Umfeld nicht selten Hohn, Spott und Anfeindungen ausgesetzt. So eine permanente Diskriminierung bleibt nicht ohne Folgen, erläutert Mari Günther. „Menschen, die gesellschaftlichen Minderheiten angehören, häufiger Diskriminierungserfahrungen machen, demzufolge häufiger an sich selbst zweifeln, stellen ihr Selbstbewusstsein und ihr Identitätskonzept infrage.“ Das kann sie häufiger anfällig für psychische Störungen machen. Davon seien nicht nur Queer, Trans* und Inter*Personen betroffen, sondern auch Menschen mit anderer Hautfarbe oder einer anderen politischen Einstellung.

Mari Günther hat Wünsche an uns, an die Gesellschaft, an die Politik. „Die Frage nach geschlechtlicher Zuordnung und der geschlechtlichen Entscheidung sollte entdramatisiert werden.“ Es gebe bereits Länder, in denen der Wandel vom einen zum anderen Geschlecht undramatisch und unbürokratisch sei. „Man sollte es unterlassen, Menschen in Männer und Frauen einzuteilen, daran dann auch noch eine so große Aufregung zu koppeln.“

Mari Günter baute das Zentrum QUEER LEBEN auf und ist als Systemische Therapeutin tätig.

Mehr Informationen unter: https://queer-leben..de/

Angefragt: Zwischen Geschlecht

Im Herbst 2014 fragte DIE LINKE bei der Bundesregierung nach, welche Studien zur Diskriminierung von Transsexuellen, Intersexuellen und Transgendern der Bundesregierung bekannt sind oder welche sie selbst in Auftrag gegeben oder unterstützt hat. Dazu gab es ausführliche und erstaunliche Aussagen. Dazu zählt, „…. dass es empirisch gesicherte Hinweise darauf gibt, dass insbesondere in den sozialen Kontexten Ausbildungs- und Arbeitsplatz, Schule, Familie und Freizeit ein hoher Aufklärungs- und Unterstützungsbedarf feststellbar ist. Alle Antworten unter http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/024/1802482.pdf.