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Kein Kind müsste hungern

erschienen in Klar, Ausgabe 5,

Hunger ist unsichtbar. Zwar sind nach Berechnungen der Welternährungsorganisation 854 Millionen Menschen auf der Welt chronisch unterernährt. Aber erst wenn Hungerepidemien Tausende von Menschen hinwegraffen, zeigen die Fernsehanstalten Bilder von Kindern mit dürren Beinen und aufgeblähten Bäuchen.

Opfer von Hungerepidemien sind besonders häufig die Menschen, die in der Sahel-Zone, also südlich der Sahara, leben. So wie im Niger 2005. Der Hungertod bedrohte damals fast vier Millionen Menschen. Es hieß, sie seien Opfer einer Missernte, ausgelöst von Dürre und Heuschreckenbefall. Tatsächlich war die Hungerepidemie das Ergebnis einfacher Marktmechanismen: Der Rückgang des Ernteertrages betrug etwa 10 Prozent. Daraufhin stieg der Preise für Getreide. Für viele Nigrer war diese Preissteigerung tödlich - die Hälfte der Bevölkerung hat weniger als einen Dollar am Tag. Die nigrischen Nahrungsmittelhändler interessierte das Leid ihrer Landsleute nicht: Während der Hungersnot exportierten sie Getreide ins Nachbarland Nigeria.

Gute Entwicklungspolitik orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort. Das Bedürfnis nach ausreichender Grundnahrung kann am besten die lokale Landwirtschaft befriedigen. Die Existenz der Kleinbauern in der Sahelzone wird bedroht durch transnationale Nahrungsmittel-Giganten wie Nestlé und Cowbell. Ihre billigen, oft hochsubventionierten Güter zerstören die Landwirtschaft. In Burkina Faso kostet ein Liter einheimische Milch 45 Cents. 15 Cents billiger ist Milch, die auf Basis von europäischem Milchpulver hergestellt wird. Deshalb fordert DIE LINKE., dass die vom Westen erzwungene Öffnung der Märkte rückgängig gemacht wird. Schutzzölle sind notwendig, damit sich die Kleinbauern gegenüber den Nahrungsmittelketten behaupten können. Vernünftige Entwicklungspolitik muss außerdem dafür sorgen, dass Arbeitsplätze erhalten, nicht ausradiert werden. Dort, wo Menschen mit ihrer Arbeit einen fairen Lohn verdienen, brauchen sie nicht zu hungern.