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Kann diese Frau unsere Bahn retten?

erschienen in Klar, Ausgabe 4,

DIE LINKE. will den Börsengang der Bahn verhindern.

Die Bahn an der Börse? Union und SPD wollen noch 2007 25 Prozent der Bahnanteile an private Investoren verkaufen. »Ein Albtraum für alle Bürger«, sagt Dorothée Menzner. Sie hilft einem grauhaarigen Herrn in dünnem Trenchcoat, seinen Koffer in den Regionalexpress nach Potsdam zu heben.

Dorothée Menzner ist verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. - und eine vehemente Gegnerin des Bahn-Börsengangs. Die Bahn sei kein Spekulationsobjekt für Heuschrecken. Die rothaarige Frau verweist auf England. Dort entpuppte sich der Verkauf der britischen Bahn als ein tödlicher Fehler: Dutzende Menschen starben bei Zugunfällen. Erst als 2002 die staatliche Network Rail die Bahn wieder übernahm, sank die Zahl der Unfälle. Die Fahrgastzahlen stiegen um 45 Prozent. 2006 machte das staatliche Unternehmen sogar Gewinne.

»Wir wollen die Zukunft der Bahn sichern, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht auf der Strecke bleiben«, sagt sie. Die Bahn müsse die Mobilität aller Menschen sichern - unabhängig davon, ob sie ein Auto haben oder nicht. Wird die Bahn verhökert, steigen die Fahrpreise und der Service nimmt ab. Menzner: »Bahnhöfe, Schienen und Gleise bleiben beim Bund - und gehören somit allen.« Auch dem Personenfern- und Güterverkehr müsse der Bund Rechnung tragen. So stehe es schließlich im Grundgesetz.

Ursprünglich wollten Merkel (CDU) und Müntefering (SPD) sogar die Hälfte des Bahnvermögens verscherbeln. »Das konnten wir zum Glück verhindern«, erklärt Dorothée Menzner, die viel Zuspruch von Bürgerinitiativen erhält.

Wie der Verkauf der Bahn verhindert werden kann? Menzner: »Das hängt vom Engagement der Kunden und Bürger ab.« Sie wirft einen letzten Blick auf die glänzende Fassade des Berliner Hauptbahnhofs, ehe sie sich schnellen Schrittes auf den Weg in ihr Büro macht. Dorothée Menzner hat keine Zeit zu verlieren, sie hat eine Mission.