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„Jetzt mischen wir uns in die Gesellschaft ein“

erschienen in Klar, Ausgabe 19,

„Die netten Jahre sind vorbei“, behaupten Cosima Schmitt und Manuel J. Hartung in ihrem Report über junge Leute um die dreißig (Campus Verlag, 17,90 Euro). Das Buch ist eine flott geschriebene Kampfansage an alle, die der Jugend von heute kaum Chancen einräumen.

Was kommt nach den netten Jahren?

Cosima Schmitt: Die frechen und aufmüpfigen Jahre. Es ist die Zeit vorbei, in der unsere Generation lieb und angepasst war, nur an ihrer Karriere feilte und nicht über den eigenen Tellerrand hinausguckte. An den Massendemonstrationen gegen den Bachelor haben in ganz Deutschland 250000 junge Leute teilgenommen, die Anti-Atom-Bewegung hat wieder neuen Auftrieb. Jetzt mischen wir uns in die Gesellschaft ein.

Oft werden den 20- bis 35-Jährigen Labels wie „Generation Praktikum“ oder „Generation Internet“ verpasst. Wie beschreiben Sie diese Altersgruppe?

Es gibt nicht das eine Schlagwort, um diese Generation zu beschreiben. Sie ist aufgesplittet in viele Milieus und Interessengruppen. Die Art und Weise, wie wir uns über die Welt informieren oder mit unseren Freunden kommunizieren, sagt ja nichts über die Werte oder Lebensweisen unserer Generation aus.

Welche Rolle spielt Politik?

Da gibt es einen Zwiespalt. Einerseits ist das Interesse an Politik größer als vermutet, andererseits gibt es wenig Interesse an Parteibüchern.


Woran liegt das?

Ein Teil des Problems ist, dass die Parteien von jungen Erwachsenen als relativ profillos empfunden werden. Sind beispielsweise die Grünen eigentlich für oder gegen den Krieg in Afghanistan? Und ist die SPD wirklich noch die Partei, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt? Andererseits beteiligen sich junge Leute mehr an einzelnen Events, die auf ein paar Monate beschränkt sind, wie die G8-Proteste. Auch bei Online-petitionen muss man sich nicht lange binden, sondern kann mal kurz aktiv sein. Viele Organisationen sagen, dass sie Zulauf von jungen Menschen haben. Gesellschaftliches Engagement gehört dazu, aber nicht unbedingt parteipolitisches.