Zum Hauptinhalt springen

Heute noch Arbeit, morgen Hartz IV?

erschienen in Klar, Ausgabe 10,

Agenda 2010 schikaniert Erwerbslose und verängstigt Beschäftigte

Achim Wawrzyniak aus Frankfurt/Oder ist seit Sommer 2001 arbeitslos. »Damals konnte ich mir nicht vorstellen, so lange ohne Job zu bleiben«, erzählt der ehemalige Vertriebsleiter. Auf rund 300 Bewerbungen folgten meist Standardabsagen. Wawrzyniak: »Im Klartext: Ich bin zu alt«. Mit Hartz IV fiel die Arbeitslosenhilfe weg. Für den gelernten Schlosser ein Minus von 325 Euro.

Auch Roswitha Huth (58) aus Michendorf bei Berlin sucht seit Jahren vergeblich Arbeit. »Ich will arbeiten. Lieber heute als morgen«, sagt die gelernte Handelskauffrau, Datenfacharbeiterin und Fachhochschul-Ökonomin. Mit 351 Euro im Monat verhungere man nicht. »Aber man kann sich nichts mehr leisten, kein Kino, kein Theater, nichts!« Ihre Hausratsversicherung hat sie kündigen müssen, die private Haftpflichtversicherung auch.

Jeder 16. Mensch in Deutschland teilt das Schicksal von Roswitha Huth und Achim Wawrzyniak. Mehr als 5 Millionen Bürgerinnen und Bürger bekommen Hartz IV, zusätzlich rund 2 Millionen Kinder unter 15 Jahren. 1 Million Beschäftigte verdienen so wenig, dass sie zusätzlich Hartz IV erhalten.

Sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Arbeitsplätze werden seltener. Schlecht bezahlte Jobs, Leiharbeit zu Niedriglöhnen, befristete Teilzeitstellen und Mini-Jobs hingegen boomen (siehe Grafik unten). Trotz leichten Wirtschaftswachstums haben die meisten Leute weniger Geld im Portemonnaie, ihre Löhne und Gehälter schrumpfen.

»Das ist ein Ergebnis der Agenda 2010, insbesondere von Hartz IV«, meint der Fraktionsvorsitzende Oskar Lafontaine (DIE LINKE). Die gesetzliche Verpflichtung, jede Arbeit annehmen zu müssen, zeige ihre fatale Wirkung in der Lohnabwärtsspirale.

Laut ARD-DeutschlandTrend sorgen sich 30 Prozent der Bundesbürger um ihre wirtschaftliche Situation. »Ja, wir fürchten uns vor finanziellen Problemen in der Zukunft«, gesteht Kerstin Kernstock. Sie arbeitet als Arzthelferin, ihr Mann Steffen ist Physiotherapeut. Bereitschafts- und Zusatzdienste sind für beide Pflicht, um die Familie aus Ansbach über die Runden zu bringen.

Die LINKE kämpft gegen Hartz IV - zum Wohle von Achim Wawrzyniak, Roswitha Huth und Familie Kernstock.