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Heute mal nicht erreichbar

erschienen in Querblick, Ausgabe 14,

Gemeinsam statt allein – nur so haben Hebammen eine Chance zu überleben.

Wenn Hebammen bundesweit ihre Praxen schließen, um auf der Straße zu demonstrieren, muss ihre Situation extrem sein. Der weiblichste aller Berufe droht wegen Sparzwängen und Privatisierung der Gesundheitsvorsorge auszusterben. Die Versorgung von Schwangeren und ihren Babys ist erheblich gefährdet, weil Hebammen von ihren Einkünften nicht mehr leben können. Am 26. November 2009 übergaben die Demonstrantinnen 60 000 Unterschriften an die Bundesregierung, die den Protest der Hebammen zum Ausdruck brachten.

Susanne Lohmann, Vorsitzende des Hebammenverbandes Hamburg e.V., zählt Fakten auf, die wütend machen. »Die meisten Kolleginnen arbeiten freiberuflich, weil Geburtskliniken geschlossen werden oder die Hebammen den Stress von Schichtarbeit mit immer weniger Personal auf den Entbindungsstationen nicht mehr aushalten.« Viele von ihnen müssen aufgeben, weil sie von den Honoraren nicht leben können.« Die von der schwarz-gelben Koalition geforderte Einführung der Kopfpauschale ab 2011 wird die Situation der Hebammen weiter verschärfen. Eine Auswertung der realen Einkommensbescheide von 2007/2008 ergab, dass der Stundenlohn einer Hebamme derzeit bei 7,50 Euro liegt, bei vollem unternehmerischen Risiko. Die Krankenkassen wollen nun den Stundensatz um 11 Cent anheben. Ein Hohn. Aufgrund ihrer Einkommenssituation sind viele freiberufliche Hebammen gezwungen, nebenberuflich noch andere Tätigkeiten auszuüben. Die Zahl derer, die ganz aussteigt, wächst. Auch deshalb, weil Berufshaftpflichtversicherer ihre Prämien für Hebammen-Haftpflicht auf einen Schlag um 90 Prozent erhöhten. Das macht 2 370 Euro pro Jahr. Das gleiche droht auch den Frauenärzten. Sie sollen 80 000 Euro Haftpflicht pro Jahr zahlen. Allein um diese Summe zu erarbeiten, müsste jeder Gynäkologe rund 110 Geburten jährlich betreuen. Das ist unmöglich. Die Sorge um die Betreuung von Schwangeren und Babys besonders in den ländlichen Gebieten lässt Hebammen und Gynäkologen enger zusammenstehen. Sie kämpfen gemeinsam für eine Verbesserung der Versorgungssituation. Am 5. Mai, dem Internationalen Hebammentag, sollen bundesweit Luftballons fliegen. Mit den Flyern an den Luftballons rufen die Hebammen Menschen dazu auf, eine E-Petition im Internet zu unterschreiben. »Wir brauchen 50 000 Unterschriften innerhalb von drei Wochen, damit sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit der Versorgungslage von Müttern und ihren Neugeborenen im Land befasst«, sagt Susanne Lohmann. DIE LINKE unterstützt die Forderungen der Hebammen, die auf die Solidarität aller angewiesen sind. Denn, wie Kinder geboren werden, geht alle etwas an.

Emma Förster